Boateng: „Kein Kind wird als Rassist geboren“

Den deutschen Ex-Weltmeister Jerome Boateng schockieren die Bilder aus den USA nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd infolge eines brutalen Polizeieinsatzes. „Was man jetzt alles auf Social Media zu sehen bekommt, ist schon brutal“, sagte der 31-jährige Clubkollege und Freund von ÖFB-Star David Alaba beim deutschen Fußballrekordmeister Bayern München im Interview der Deutschen Welle.

Leider nähmen jetzt aber auch die Proteste „schwierige Formen“ an, meinte Boateng. Der Fall führe vor Augen, „wie weit verbreitet Rassismus gegen Schwarze in Amerika immer noch ist“ und welche Rolle „Racial Profiling“, also rassistisch motivierte Polizeikontrollen, dort spielten.

„Ich finde das extrem traurig, auch weil ich selbst oft in Amerika bin und das Land und die Kultur sehr mag. Aber es ist nichts Neues, sondern eine Sache, die immer präsent ist. Rassismus gibt es überall, aber in den USA ist es schon extrem“, so Boateng.

„Wir waren doch schon weiter“

Auch in Deutschland sei Rassismus aber „ein Thema und sehr präsent“, versicherte der Weltmeister von 2014. „Es gab in den letzten Jahren Attentate gegen Ausländer und Andersgläubige in Deutschland. Insgesamt geht es in eine gewisse Richtung, wo ich mir denke, wir waren doch schon weiter.“

Eine Verbesserung der Situation muss aus Sicht von Boateng bei der Erziehung der Kinder ansetzen. „Kein Kind auf dieser Welt wird als Rassist geboren. Es liegt immer an den Eltern und an dem, was sie ihren Kindern mitgeben. Das Schlimmste, was passieren kann, wäre, dass meine Kinder jemals derartige Erfahrungen machen müssen.“

„Es ist wichtig, dass wir ihnen mitgeben, dass Rassismus nicht geht. Und wenn sie mitbekommen, dass jemand beschimpft wird, denjenigen verteidigen und sich wehren. Das muss in den Schulen beginnen und fester Bestandteil des Unterrichts sein. Nur so kommen wir weiter“, so Boateng, der in Berlin geboren und dort bei seiner deutschen Mutter aufgewachsen ist. Sein Vater stammt aus Ghana.

Ex-Rapidler Boyd bedauert Nichtteilnahme an Protesten

Der ehemalige US-Fußball-Internationale Terrence Boyd würde unterdessen gerne an den Protesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd teilnehmen. „Ich schäme mich fast dafür, dass ich gerade nicht auf den Straßen New Yorks mitlaufe. Am liebsten würde ich ins nächste Flugzeug in die USA steigen, um dort zu protestieren“, sagte der Ex-Rapidler in einem Interview dem Nachrichtenportal t-online.de.

Aufgrund der Coronavirus-Krise und des Spielbetriebs in der 3. deutschen Liga ist es Boyd, der nun beim Hallescher FC unter Vertrag steht, jedoch nicht möglich. „Der Protest muss laut sein, es muss knallen. Denn es reicht!“, betonte der gebürtige Bremer, der einen afroamerikanischen Vater und eine deutsche Mutter hat. Jedoch sprach er sich für friedliche Proteste aus.

Eine ursprünglich geplante Rückkehr in die USA schließt der 29-Jährige nun aus. „Seitdem ich eine Frau und zwei Kinder habe, ist das anders – vor allem aufgrund der Politik von Donald Trump. Ich bleibe auch nach meiner Karriere in Deutschland“, versicherte Boyd und kritisierte den US-Präsidenten scharf: „Ich bin traurig. Donald Trump ist eine der schlimmsten Personen unseres Planeten. Er treibt sein Land auseinander. Ich liebe die Vereinigten Staaten, aber ich hasse, was Trump aus dem Land gemacht hat.“