Tiananmen-Massakers: Angehörige fordern Gerechtigkeit

Am Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 haben Angehörige der Opfer eine gerechte Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der chinesischen Geschichte gefordert. In einem offenen Brief forderten die „Mütter von Tiananmen“ die chinesische Führung auf, ihr Schweigen zu brechen.

Die Archive sollen geöffnet und die Ereignisse, die zum Tod ihrer Angehörigen geführt hätten, erklärt werden, berichtete der US-Sender Radio Free Asia heute über das Dokument.

Nach wie vor Tabuthema

Bei dem Einsatz der Volksbefreiungsarmee gegen friedliche Demonstrierenden um den Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Peking sind einige hundert Menschen ums Leben gekommen. Die genaue Zahl ist bis heute nicht bekannt. Tausende wurden verletzt und inhaftiert.

Auch 31 Jahre später ist das Thema in China ein Tabu. Angesichts der Drohung von US-Präsident Donald Trump, das Militär bei den Anti-Rassismus-Protesten in den USA nach dem Tod von George Floyd einzusetzen, erinnerten Beobachter an die fatalen Folgen des damaligen Militäreinsatzes in China.

Öffentliches Gedenkverbot

Während ein öffentliches Gedenken an die Opfer in China schon immer untersagt war, verbot die Polizei in Hongkong erstmals seit drei Jahrzehnten die jährliche Kerzenandacht in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Als Grund wurde das Verbot von Versammlungen von mehr als acht Personen wegen der Coronavirus-Pandemie genannt. Doch vermuteten Kritiker auch politische Motive. Aktivisten planten dennoch verschiedene Aktionen über Hongkong verteilt.

Zehntausende Hongkonger, die sich normalerweise zum Jahrestag im Victoria-Park versammelt hätten, wurden aufgefordert, stattdessen an anderen Stellen der Wirtschaftsmetropole Kerzen für die Opfer des Massakers zu entzünden.

Die Atmosphäre ist wegen zunehmender Eingriffe der Pekinger Führung in die Autonomie der Sonderverwaltungsregion aufgeheizt. Vor einer Woche beschloss Chinas Volkskongress, ein Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit für Hongkong zu erlassen. Es wird sich gegen Aktivitäten richten, die als subversiv oder separatistisch empfunden werden. Das Gesetz könnte schon diesen Monat in Kraft treten.