Archivaufnahme von Olof Palme aus dem Jahr 1979
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Fall Olof Palme geschlossen

Ermittler nennen mutmaßlichen Täter

Mehr als 34 Jahre nach dem bis heute unaufgeklärten Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme wird der Fall zu den Akten gelegt. Der leitende Staatsanwalt Krister Peterrson gab am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekannt, dass die Ermittler davon ausgehen, dass der Mord von Stig Engström verübt wurde. Der Hauptverdächtige sei bereits vor 20 Jahren verstorben.

„Ich bin der Ansicht, dass wir so weit gekommen sind, wie man es von der Untersuchung verlangen kann. Wir kommen nicht um eine Person als mutmaßlichen Täter herum, und diese Person ist Stig Engström, der sogenannte ‚Skandia-Mann‘. Weil Stig Engström verstorben ist, kann ich keine Anklage gegen ihn erheben oder ihn verhören, sondern habe beschlossen, die Voruntersuchungen einzustellen“, so Petersson.

Engström war als „Skandia-Man“ bereits mehrfach als möglicher Täter im Gespräch gewesen. Er hatte in der Mordnacht nach eigenen Angaben Überstunden im nahe dem Tatort gelegenen Skandia-Gebäude gemacht und sich nach dem Mord als Zeuge gemeldet. Engström wurde viermal vernommen und trat mit seinen Aussagen als Beobachter der Vorgänge rund um den Mord auch im Fernsehen auf. Dass die Beschreibung des Täters durch mehrere andere Zeugen auf ihn zutraf, rechtfertigte er damit, dass er versuchte, schnell am Tatort zu sein, um der Polizei bei den Ermittlungen zu helfen.

Archivaufnahme von Stig Engstrom
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Engström ging mit seinen angeblichen Beobachtungen durch die schwedischen Medien

Schon vor mehreren Jahren berichteten Medien über ein mögliches Motiv – Engströms ausgeprägten Hass auf die sozialdemokratische Politik Palmes. Er hätte zudem über einen Freund einen Zugang zu einer mutmaßlichen Tatwaffe gehabt.

Nach Kinobesuch auf offener Straße erschossen

Palme war am Abend des 28. Februar 1986 mit zwei gezielten Schüssen in den Rücken aus nächster Nähe erschossen worden. Der 59-jährige sozialdemokratische Ministerpräsident war mit seiner Frau nach einem Kinobesuch ohne Polizeischutz auf dem Weg nach Hause.

Nach einer umstrittenen Gegenüberstellung fast drei Jahre nach der Tat hatte Palmes Witwe einen drogenabhängigen Kleinkriminellen als Täter identifiziert, der im Juli 1989 verurteilt, in der nächsten Instanz allerdings aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde.

Olof Palme, 1983
APA/AFP/TT News Agency/Anders Holmstrom
Die langen Ermittlungen zum Mord an Palme wurden oft kritisiert

Hunderttausende Hinweise, keine Verhaftungen

Seitdem gingen Hunderttausende Hinweise bei den Ermittlern ein, immer neue Spekulationen über mögliche Hintermänner machten die Runde. Die Ermittler befragten mehr als 10.000 Menschen, verhaftet wurde aber niemand mehr. Im Laufe der Jahre verdächtigten die Ermittler unter anderem die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), das schwedische Militär sowie die Polizei und den südafrikanischen Geheimdienst. Gerüchte über die Verstrickung Palmes in eine schwedische „Bordellaffäre“, in der auch Minderjährige missbraucht worden sein sollen, machten ebenso die Runde wie die Theorie, dass Palme zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei – und mit einem Drogendealer verwechselt worden sein soll.

Die Palme-Ermittlungen verschlangen über die Jahre Hunderte Millionen schwedische Kronen. Etliche Spuren und Theorien wurden überprüft und wieder fallengelassen. Rund 130 Personen gestanden den Mord, und immer wieder tauchten neue Spuren, Zeugen und Hinweise auf – meistens, wie auch diesmal, kurz vor dem Jahrestag der Tat.

Gedenktafel am Tatort
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Am Tatort erinnert ein Gedenkstein an das Attentat

Petersson übernahm im Jahr 2017 die Ermittlungen, nachdem zuvor schon mehrere aufsehenerregende Fälle unter seiner Leitung geklärt worden waren – etwa jener der Ermordung der schwedischen Außenministerin Anna Lindh im Jahr 2003.