Teilnehmer des Trauerzuges anlässlich der Beerdigung von George Floyd strecken ihre Fäuste in die Luft.
Reuters/Carlos Barria
Emotionale Trauerfeier

Tausende säumen Floyds letzten Weg

Zwei Wochen nach seiner Tötung bei einem Polizeieinsatz haben Angehörige und Hunderte Ehrengäste Abschied vom Afroamerikaner George Floyd genommen. Sie kamen am Dienstag in Houston zu einer emotionalen Trauerfeier zusammen. Nach der Zeremonie wurde Floyds Leichnam unter der Anteilnahme Tausender Menschen auf der Straße auf den Friedhof gebracht.

Als sein Sarg aus der Kirche „The Fountain of Praise“ in Houston gebracht wurde, reckten die vor dem Gotteshaus versammelten Menschen ihre Faust als Zeichen des Kampfes gegen Rassismus in die Höhe, wie auf TV-Bildern zu sehen war. Eskortiert von der Polizei wurde Floyds Leichnam in die Nachbarstadt Pearland gebracht. Die letzte Meile (etwa 1,6 Kilometer) der Prozession wurde sein Sarg dann in einer Pferdekutsche transportiert. Floyd wurde neben dem Grab seiner Mutter beigesetzt.

Auf der Trauerfeier waren viele Gäste in weißer Kleidung erschienen. „Wir feiern sein Leben“, sagte Pastor Remus Wright zum Auftakt des Gottesdienstes. Kopastorin Mia Wright fügte hinzu: „Wir können weinen, wir können trauern, wir werden Trost finden und wir werden Hoffnung finden.“ Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Trauerfeier auf 500 Personen begrenzt. Jene, die außerhalb der Kirche von Floyd Abschied nehmen wollten, wurden gebeten, eine Maske zu tragen. Die Kosten für das Begräbnis übernahm der Ex-Boxer Floyd Mayweather.

Teilnehmer des Trauerzuges anlässlich der Beerdigung von George Floyd strecken ihre Fäuste in die Luft.
Reuters/Carlos Barria
Als der Sarg aus der Kirche gebracht wurde, reckten die Anwesenden die Fäuste in die Höhe

Biden übermittelte Videobotschaft

Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden drückte seine Anteilnahme in einer Videobotschaft aus, in der er zur Überwindung des Rassismus aufrief. Amerika habe keine andere Wahl, als es in Zukunft besser zu machen.

Der Trauerzug anlässlich der Beerdigung von George Floyd.
Reuters/Carlos Barria
Auf der letzten Meile bis zum Friedhof wurde der Sarg in einer Kutsche transportiert

„Wir können die Wunden dieser Nation heilen“, sagte Biden in seinem Statement, das in der Kirche „The Fountain of Praise“ übertragen wurde. Zu viele Schwarze in den USA „wachen auf und wissen, dass sie ihr Leben verlieren können, indem sie einfach ihr Leben leben“, sagte Biden unter dem Applaus der Trauergäste. „Kein Kind sollte die Frage fragen müssen, die zu viele schwarze Kinder seit Generationen fragen mussten: ‚Warum? Warum ist Papa weg?‘“

Joe Biden gibt eine Video Botschaft während der Beerdigung von George Floyd.
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Biden übermittelte eine Videobotschaft, in der er zur Überwindung des Rassismus aufrief

Tötung löste Massenproteste aus

Bereits am Montag waren Tausende zu Floyds aufgebahrtem Leichnam in die Kirche in Houston geströmt. Floyd war in der texanischen Metropole aufgewachsen. Auch am Dienstag nahmen noch Menschen Abschied am goldfarbenen Sarg. Auf der Bühne standen zwei Bilder Floyds, die ihn mit Engelsflügeln und einem Heiligenschein zeigten. Ein Künstler malte während der von Gospelmusik begleiteten Zeremonie ein weiteres Porträt von ihm.

Floyd war am 25. Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz gestorben. Ein weißer Polizeibeamter hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Mannes gedrückt – trotz seiner wiederholten Bitten, ihn atmen zu lassen. Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt.

Floyd war wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden. Sein Tod löste Massenproteste gegen systemimmanenten Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land und auch weltweit aus.

„Wann war Amerika jemals großartig?“

Floyds Nichte Brooke Williams sagte beim Gottesdienst: „Keine Hassverbrechen mehr, bitte. Jemand hat gesagt: ‚Make America Great Again.‘ Aber wann war Amerika jemals großartig?“ „Amerika wieder großartig machen“ war Donald Trumps zentraler Wahlkampfslogan bei der US-Präsidentschaftswahl 2016. Williams bekam für ihre Worte viel Applaus.

Brooke Williams, Nichte von George Floyd hält eine Rede während dessen Beerdigung.
AP/David J. Phillip, Pool
Floyds Nichte erntete viel Applaus für ihre Rede auf der Trauerfeier

Am Trauergottesdienst nahmen auch Floyds Kinder Gianna und Quincy Mason teil. Sein ältester Sohn trug wie andere Trauergäste eine Schutzmaske mit der Aufschrift „I can’t breathe“ („Ich kann nicht atmen“). Diese Worte hatte Floyd kurz bevor er starb gesagt. Sie sind zu einem Motto bei den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geworden.

Bürgerrechtler ruft zu Abwahl Trumps auf

Der US-Bürgerrechtler William Lawson rief bei der Trauerfeier indirekt zur Abwahl Trumps auf. Der Kampf zur Überwindung von Rassismus dürfe nach der Beisetzung Floyds nicht aufhören. „Natürlich müssen wir als Erstes das Weiße Haus ausfegen.“ Unter dem Beifall der Trauergäste fügte Lawson hinzu: „Wir können sicherstellen, dass wir den Kampf nicht stoppen.“ Trumps Namen nannte er dabei nicht.

Trauergottesdienst für George Floyd in Houston

George Floyd, der durch einen Polizisten getötet wurde, wurde unter großer Anteilnahme beerdigt. Das letzte Stück zum Friedhof in einem Vorort von Houston in Texas legte Floyds goldener Sarg in einer Pferdekutsche zurück, die vom Houston Police Department begleitet wurde.

Ebenfalls in der Kirche waren Afroamerikaner, deren Verwandte durch Weiße getötet worden waren. Unter ihnen waren die Mutter von Eric Garner, eines New Yorkers, der im Würgegriff der Polizei starb, sowie die Familie von Ahmaud Arbery, einem 25-Jährigen aus dem Bundesstaat Georgia, der im Februar beim Joggen erschossen wurde. Drei Weiße sind in dem Fall als Tatverdächtige angeklagt.

Der prominente Bürgerrechtler Al Sharpton prangerte die Ungleichbehandlung Schwarzer an und erhob Vorwürfe gegen Trump. „Er hat China wegen der Menschenrechte angegriffen“, sagte Sharpton bei der Zeremonie. „Was ist mit dem Menschenrecht von George Floyd?“ Sharpton kritisierte, Trump drohe mit dem Einsatz des Militärs gegen die Proteste infolge von Floyds Tötung, „aber er spricht nicht ein Wort über acht Minuten und 46 Sekunden“, in denen der Polizist sein Knie in Floyds Nacken drückte. „Bis wir wissen, dass der Preis für ein schwarzes Leben derselbe ist wie der Preis für ein weißes Leben, werden wir diese Situationen immer und immer wieder erleben“, sagte Sharpton.

Houstons Bürgermeister kündigt Würgegriffverbot an

Die Tötung Floyds hat nicht nur Massenproteste in aller Welt ausgelöst, sondern auch eine Debatte über Polizeireformen in den USA. Der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, kündigte bei der Trauerfeier für Floyd ein Verbot von Würgegriffen und andere Maßnahmen gegen Polizeigewalt an. „In dieser Stadt werden wir Deeskalation verlangen. In dieser Stadt wird man eine Warnung geben müssen, bevor man schießt“, sagte Turner. „In dieser Stadt hat man die Pflicht einzuschreiten.“