OECD: Österreichs BIP schrumpft um 6,2 Prozent

Die Wirtschaftsleistung Österreichs dürfte heuer um 6,2 Prozent schrumpfen. Kommt es im Herbst zu einer zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie, dann könnte das Minus sogar 7,5 Prozent betragen. Zu dieser Erwartung kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrer heute veröffentlichten Prognose. Erstmals in ihrer 50-jährigen Geschichte hat sie dabei zwei Szenarien gerechnet, sagte OECD-Experte Dennis Dlugosch.

Die Zahlen seien zwar heftig, aber in Europa kommen nur Norwegen, Dänemark und Luxemburg besser durch die Krise, so Dlugosch. Schweden, das im Kampf gegen das Coronavirus einen deutlich liberaleren Weg gewählt hat, dürfte trotzdem vor einem Wirtschaftsrückgang um 6,7 Prozent stehen und damit etwas schlechter abschneiden als Österreich.

Die schnelle Einführung der Kurzarbeit habe Österreich geholfen, sagte Dlugosch. Länder mit Kurzarbeit schneiden deutlich besser ab als andere, allerdings ist Österreich weniger erfolgreich als Deutschland und die Schweiz, weil die Wirtschaftsstruktur anders ist.

Grafik zeigt Daten zur OECD-Wirtschaftsprognose
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: OECD

Bauwirtschaft und Fremdenverkehr besonders getroffen

Österreich hat besonders viel Bauwirtschaft und Fremdenverkehr, die von der Krise härter getroffen sind. Ein gutes Drittel der zusätzlichen Arbeitslosigkeit komme aus der Gastronomie und Beherbergung. Geholfen habe Österreich auch, dass das Land vor der Krise schwarze Zahlen schrieb, dadurch konnte nun ein größeres Rettungspaket geschnürt werden.

Lob gibt es auch für die Ankündigung, Teile der Steuerreform vorzuziehen. Allerdings wies der OECD-Experte darauf hin, dass es ein Problem sei, dass Menschen, die schon jetzt keine Steuern zahlen, auch nicht entlastet würden. Darüber müsste man vielleicht noch einmal nachdenken.

Jedenfalls sei das besser als eine Mehrwertsteuersenkung, von der man nie wisse, was letztlich bei den Menschen ankommt. Außerdem urgierte Dlugosch weitere Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung, da sei Österreich nicht in der Spitzengruppe der OECD-Länder. Insbesondere bei mittelständischen Unternehmen sei die Lücke bei der Digitalisierung besonders groß.

OECD: Wirtschaft 2022 wieder auf Vorkrisenniveau

Die OECD sagt im einfachen Szenario für Österreichs Wirtschaft nach dem Rückgang um 6,2 Prozent 2020 ein Wachstum von 4,0 Prozent für 2021 voraus. 2022 könnte die Wirtschaft dann wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Die Binnennachfrage dürfte heuer um 4,7 Prozent zurückgehen und 2021 um 4,0 Prozent steigen.

Exporte und Importe würden heuer um etwa neun Prozent sinken, 2021 aber um rund einen Prozentpunkt stärker zulegen. Das Budgetdefizit setzt die OECD heuer mit 7,3 Prozent und 2021 mit 3,2 Prozent der Wirtschaftsleistung an.