Großbritannien warnt vor langen Patientenwartelisten

Wegen der Coronavirus-Krise wird sich die Zahl der Patientinnen und Patienten mit anderen Krankheiten auf Wartelisten in Großbritannien bis Ende des Jahres mehr als verdoppeln. Das haben Berechnungen des Gesundheitsdienstes NHS ergeben.

Laut NHS warten derzeit 4,2 Millionen Menschen auf eine Diagnose oder Therapie, darunter viele Herz- und Krebspatienten und -patientinnen. Bis Weihnachten soll die Zahl auf etwa zehn Millionen steigen.

Gesundheitsminister Matt Hancock sprach auf einer Konferenz von einem „sehr ernsten Problem“. Expertinnen und Experten hatten verschiedene Szenarien durchgespielt und halten einen Anstieg auf zehn Millionen für am wahrscheinlichsten.

Gesundheitssystem gilt als überlastet

Das britische Gesundheitswesen galt schon vor der Pandemie als völlig überlastet und marode. Der Ausbruch des Coronavirus hat die Lage für viele Patientinnen und Patienten noch verschlimmert.

Eine Analyse der britischen Universität Birmingham im „British Journal of Surgery“ („BJS“) hatte kürzlich ergeben, dass infolge der Pandemie weltweit geschätzt fast 30 Millionen geplante Operationen verschoben oder abgesagt werden. Die Werte gelten nur unter bestimmten Voraussetzungen – etwa der, dass die Kliniken im Mittel drei Monate unter höchster Belastung stehen.

Betroffen vom Aufschub sind vor allem orthopädische Eingriffe wie das Einsetzen künstlicher Knie- und Hüftgelenke. Bei Krebskranken könnten „verschobene Operationen zu einer Reihe von vermeidbaren Todesfällen führen“, so Studienautor Aneel Bhangu.