China: Virus-Whistleblower wurde postum Vater

Vier Monate nach dem Tod des chinesischen Arztes Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus gewarnt hatte, hat seine Frau einen Buben zur Welt gebracht. Nach chinesischen Medienberichten kam das Kind heute Früh in der zentralchinesischen Stadt Wuhan zur Welt. Mutter und Kind gehe es gut. Seine Frau schrieb in Sozialen Netzwerken an ihren Mann: „Hast Du es vom Paradies aus gesehen? Dein letztes Geschenk für mich ist heute geboren worden, und ich werde ihn ganz sicher sehr lieben.“

Der Tod des 34-jährigen Augenarztes, der am Ende selbst an der Lungenkrankheit gestorben war, hatte große Anteilnahme ausgelöst. Das Schicksal des Whistleblowers symbolisierte für viele Chinesen die Folgen der langsamen Reaktion der Behörden auf den Ausbruch der Lungenkrankheit. In Wuhan war das Virus Anfang Dezember zuerst entdeckt worden, auch war die Elfmillionenmetropole in China am schwersten betroffen.

Schon am 30. Dezember hatte Li online in einer Diskussionsgruppe von Medizinern und Studenten unter Hinweis auf eine wachsende Zahl von mysteriösen Virusfällen vor einer Wiederkehr des SARS-Virus gewarnt, das vor 17 Jahren zu einer Pandemie mit 8.000 Infizierten und 774 Toten geführt hatte. Die Polizei hatte ihn und andere Teilnehmer der Chat-Gruppe danach wegen der Verbreitung von „Gerüchten“ vorgeladen und verwarnt. Sie mussten unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen. Einige Tage später infizierte sich der Arzt selbst bei einer Patientin.