Polizei sperrt Markt in Peking
APA/AFP/Greg Baker
Neue CoV-Fälle

Peking riegelt Teile der Stadt wieder ab

Erstmals seit mehreren Wochen sind Ende vergangene Woche wieder Dutzende neue Coronavirus-Infektionen in der chinesischen Hauptstadt Peking gemeldet worden. Die Behörden reagierten sofort und schlossen einige Schulen, Kindergärten und Märkte. Am Samstag wurden elf Wohngebiete abgeriegelt.

Die Bewohner und Bewohnerinnen im südlichen Stadtteil Fengtai dürfen nun ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Beamte des Bezirks erklärten, dass nun ein „Kriegsmechanismus“ und eine „Feldkommandozentrale“ eingerichtet worden seien. Eine zentrale Rolle bei dem neuerlichen Ausbruch des Virus dürfte der große Xinfadi-Markt, der rund 90 Prozent des Gemüses und Obsts der 20-Millionen-Metropole liefert, spielen.

Hier wurden bereits am Freitag Massentests bei Großmarktmitarbeitern durchgeführt. Bei rund 500 ersten Tests wurden bereits 45 Infektionen entdeckt. Rund 10.000 Händler und Mitarbeiter sollen getestet werden. Beobachter befürchten, dass die Schließung des 112 Hektar großen Marktes die Versorgung Pekings mit Lebensmitteln beeinträchtigen wird.

Polizei sperrt Markt in Peking
APA/AFP/Greg Baker
Die Polizei ist mit einem großen Aufgebot auch auf dem Xinfadi-Markt in Peking präsent

Virus auf Schneidebrett zurückverfolgt

Der Xinfadi-Markt soll nun, begleitet von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften, „umfassend“ desinfiziert werden. Die Ermittler haben das Virus bis auf ein Schneidebrett zurückverfolgt, auf dem importierter Lachs verarbeitet wurde, wie der Chef des Großmarktes der Pekinger Zeitung „Beijing Qingnianbao“ berichtete. Der Lachs wiederum stammte von einem anderen Markt für Meeresfrüchte.

Ob der Fisch aus Norwegen kam, von wo viel Lachs nach China importiert wird, war anfangs unklar. Viele Supermärkte wie Wumart und Carrefour nahmen in der Nacht auf Samstag importierten Lachs aus ihren Regalen. Auch andere Märkte schlossen ihre Tore, um untersucht zu werden. Bei dem ersten großen Ausbruch in Wuhan vor einem halben Jahr wurde ebenfalls ein Markt mit Meeresfrüchten, wo auch wilde Tiere verkauft worden waren, als möglicher Ursprung der Pandemie verdächtigt.

Der Fleischmarkt vor seiner Sperre
Reuters/Tingsahu Wang
Der Xinfadi-Markt ist ein zentraler Versorger für die chinesische Hauptstadt

Scharfe Sicherheitsvorkehrungen in Peking

Zuletzt hatte die nationale Gesundheitskommission landesweit über sechs lokale Ansteckungen berichtet – alle davon in Peking. Die Hauptstadt war seit Beginn der Pandemie in Wuhan in Zentralchina vor einem halben Jahr besonders geschützt und auch stärker als andere Städte vom Rest des Landes abgeschottet worden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren schärfer als anderswo und erst vor wenigen Wochen gelockert worden.

Die neuen Fälle weckten die Angst vor einer zweiten Welle mit dem Virus in China, das den Ausbruch bisher weitgehend im Griff hatte. So wurden in Peking sofort alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Nach Angaben der Gesundheitskommission hat Peking mit 98 Labors eine Kapazität von mehr als 90.000 Tests pro Tag.

Zuletzt hatte China nur noch vereinzelt Infektionen gemeldet, die meistens aus dem Ausland importiert waren. Aufgrund der neuen Fälle entschied die Bildungskommission nun, die für Montag geplante Öffnung der Volksschulen in Peking abzusagen.

Stärkere Kontrolle von Fracht und Reisenden

Der Covid-19-Krisenstab der Hauptstadt kündigte an, die Kontrolle von Fracht und Reisenden bei der Einreise verschärfen zu wollen, um eine weitere Einschleppung des Virus zu verhindern. China vergibt ohnehin keine Visa mehr an Ausländer und beschränkt die Einreise von heimkehrenden Chinesen, indem internationale Flüge stark begrenzt sind und Coronavirus-Tests sowie 14 Tage Quarantäne verlangt werden.