Am Samstag war in der chinesischen Hauptstadt den Bewohnern von elf Vierteln im südlichen Bezirk Fengtai das Verlassen ihrer Wohnungen untersagt worden, nachdem sich dort das Coronavirus ausgebreitet hatte. Diese Fälle verfolgten die Behörden zu dem Großmarkt Xinfadi in Fengtai zurück.
Der Großmarkt, der rund 90 Prozent des Gemüses und Obstes der 20-Millionen-Metropole liefert, wurde geschlossen. Im Umfeld wurden Wohnviertel abgeriegelt sowie Kindergärten und Volksschulen zugesperrt. Rund 10.000 Händler und Mitarbeiter des Marktes sollen getestet werden. Beamte des Bezirks Fengtai sagten, der Bezirk habe einen „Kriegsmechanismus“ und eine „Feldkommandozentrale“ eingerichtet. Damit solle eine neue Infektionswelle bekämpft werden.
„Besondere Phase“ in Peking
Die wachsende Zahl an Neuinfektionen in den letzten Tagen ließ in China Ängste vor einer zweiten Viruswelle wachsen. Ein Vertreter der Stadtverwaltung sagte, Peking sei in eine „besondere Phase“ eingetreten. Die chinesischen Behörden verzeichneten am Montag offiziell landesweit 49 neue Infektionsfälle innerhalb von 24 Stunden, davon 36 in der Hauptstadt. Am Vortag waren landesweit 57 neue Fälle registriert worden.
Die Behörden kündigten an, alle Menschen testen zu wollen, die seit dem 30. Mai „engen Kontakt“ mit dem Xinfadi-Markt hatten. Der Chef des riesigen Marktes sagte der staatlichen Website Beijing News, das Virus sei auf Schneidbrettern nachgewiesen worden, auf denen importierter Lachs verarbeitet wurde. Wie die Zeitung „Beijing Daily“ berichtete, nahmen große Supermarktketten wie Wumart und Carrefour in der Nacht auf Samstag sämtliche Lachsprodukte aus ihrem Sortiment.
Stadtweite Inspektionen angekündigt
Der Xinfadi-Markt war am Freitag von den Behörden weitgehend geschlossen worden, ein direkt daneben gelegener Gemüsemarkt war nach Angaben von Reportern der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag aber geöffnet. Hunderte Polizisten riegelten die gesperrten Bereiche ab und überwachten den Markt. Die Marktaufsichtsbehörden Pekings ordneten eine stadtweite Inspektion an, die sich auf frisches und gefrorenes Fleisch, Geflügel und Fisch in Supermärkten, Lagerhäusern sowie bei Cateringdiensten konzentrierte.
China gilt als Ausgangsland der Pandemie. In der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan waren Ende des vergangenen Jahres erste Fälle der Ansteckung von Menschen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Erreger ursprünglich vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist, möglicherweise auf einem Wildtiermarkt in Wuhan.
Durch im Ende Jänner verhängte strikte Ausgangsbeschränkungen wurde die Ausbreitung des Virus laut offiziellen Angaben weitgehend unter Kontrolle gebracht. Bei der Mehrzahl der Infektionsfälle, die danach noch in der Volksrepublik festgestellt wurden, handelte es sich nach offiziellen Angaben der Behörden um Chinesen und Chinesinnen, die aus dem Ausland zurückgekehrt waren. Das ist bei den in den vergangenen Tagen aufgetretenen Ansteckungsfällen anders: Bei ihnen wurde das Virus innerhalb des Landes übertragen und nicht „importiert“.