D: Großer Andrang bei Prozess zu Politikermord Lübcke

Bereits Stunden vor Beginn des Prozesses zum Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor rund einem Jahr haben sich vor dem hessischen Oberlandesgericht in Frankfurt am Main heute lange Warteschlangen gebildet. Um 6.00 Uhr und damit vier Stunden vor dem geplanten Prozessbeginn warteten schon etwa 30 Journalisten und mehr als ein Dutzend Zuschauer vor dem Gerichtsgebäude auf Einlass.

Die ersten Menschen waren nach eigenen Angaben seit der Nacht dort. Wegen der Coronavirus-Pandemie wurden die Sitzplätze im Verhandlungssaal reduziert – für Zuschauer stehen 18 Plätze zur Verfügung, für Journalisten 19.

Rechtsextremistischer Hintergrund

Angeklagt sind Lübckes mutmaßlicher Mörder Stephan E. und und sein mutmaßlicher Komplize Markus H., die als Rechtsextremisten gelten und Lübcke wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Haltung als Opfer ausgewählt haben sollen. E. muss sich als Hauptangeklagter auch wegen eines versuchten Mordes an einem Asylwerber verantworten.

Lübcke wurde in der Nacht auf den 2. Juni 2019 tot auf der Terrasse seines Wohnhauses in Wolfhagen-Istha im deutschen Bundesland Hessen gefunden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen. Die Ermittler gingen bald von einem rechtsextremistischen Hintergrund der Tat aus.

Bis Ende Oktober sind zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Die Verhandlung findet auch wegen der Coronavirus-Krise unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Familie erwartet umfassende Aufklärung der Tat

Lübckes Familie erwartet vom Prozess eine umfassende Aufklärung der Tat. Die Nebenklage wolle „alle Umstände zur Mordtat erfahren“, sagte Holger Matt, der Anwalt der Familie, vor Prozessbeginn. Dazu zählten Planung und Durchführung der Tat, Täter und Mitwisser sowie Motive.

„Wir werden mit allen Möglichkeiten, die uns als Nebenkläger zur Verfügung stehen, unseren Beitrag leisten an der Aufklärung des Verbrechens“, sagte Matt. „Nach meiner Überzeugung handelt es sich um ein kaltblütig geplantes, heimtückisch begangenes, feiges Mordverbrechen aus übelsten Beweggründen.“