Schüler in Peking verlassen das Schulgebäude
Reuters/Thomas Peter
Neuer Coronavirus-Ausbruch

Massentests, Schulschließungen in Peking

Nach einer neuen Ausbreitung des Coronavirus in Peking schränken die chinesischen Behörden die Bewegungsfreiheit der Bewohner stark ein. Die Hauptstadt veranlasste Massentests und rief die zweithöchste Gefahrenstufe aus, womit Peking teilweise abgeriegelt wird. Eine zweite Welle will man mit allen Mitteln verhindern.

Wie die Stadtregierung am Dienstag mitteilte, werden Ein- und Ausreisen ab sofort wieder streng kontrolliert. Flüge aus und in die Hauptstadt wurden drastisch reduziert. Wie der Staatssender CGTN berichtete, strichen Airlines mindestens 850 Flüge. Zudem sollen Schüler laut der Ankündigung ab Mittwoch nicht mehr in die Schulen zurückkehren und stattdessen online unterrichtet werden. Auch Hochschulen wurden vorläufig geschlossen. Unternehmen wurden aufgerufen, Teile ihrer Belegschaft zu Hause arbeiten zu lassen.

Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Mittwoch berichtete, meldete die Stadt 31 weitere Infizierte. Damit gibt es seit Donnerstag bereits 137 bestätigte Infektionen in der 20-Millionen-Metropole. Neben Peking meldete die Pekinger Gesundheitskommission am Dienstag zwei weitere lokale Infektionen in den Provinzen Hebei und Zhejiang. Zudem wurden elf „importierte“ Fälle bei Reisenden registriert, die nach China zurückkehrten.

Bei der Eindämmung des Virus sollen Massentests helfen. Die Testkapazität wurde laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua auf 90.000 pro Tag hochgefahren. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen in jedem Fall alle Betreiber von Märkten, Inhaber von Marktständen sowie Betreiber von Restaurants und staatlichen Kantinen auf das neuartige Coronavirus getestet werden.

Erste Meldungen aus einem Großmarkt

Nachdem China über viele Wochen kaum noch neue Erkrankungen gemeldet hatte, kam es vergangene Woche auf dem Großmarkt Xinfadi in der chinesischen Hauptstadt zu einem neuen Ausbruch, was Ängste vor einer neuen Viruswelle schürte.

Der Markt Xinfadi in Peking
AP/Koki Kataoka
Auf dem Xinfadi-Markt stellte man vergangene Woche einen neuen Ausbruch fest

Der Xinfadi-Markt lieferte vor seiner Schließung rund 90 Prozent des Gemüses und Obsts für die 20-Millionen-Metropole. Der Direktor des Marktes sowie zwei Beamte der Pekinger Lokalregierung mussten infolge des Ausbruchs ihre Posten räumen.

Maskenpflicht ist zurück

Wie der chinesische Staatssender CCTV berichtete, verhängten bis Dienstag 29 Wohngebiete in der Stadt strenge Ein- und Ausgangskontrollen. Einige wurden komplett abgeschottet. Verschärft wurden auch die Kontrollen für Reisende, die die Stadt verlassen wollen. „Die epidemische Situation in der Hauptstadt ist extrem ernst“, sagte der Sprecher der Stadtverwaltung, Xu Hejian, bei einer Pressekonferenz. Auf nicht notwendige Reisen müssten die Hauptstädter daher verzichten. Jeder, der Peking verlassen wolle, müsse einen maximal sieben Tage alten negativen Coronavirus-Test vorweisen.

Bewohner aus Gegenden von Peking, in denen das Risiko als „mittel“ oder „hoch“ eingestuft wurde, sollen die Stadt nicht mehr verlassen, um zu verhindern, dass sich der neue Ausbruch auf andere Teile des Landes ausweitet. Wer Peking in den letzten Tagen verlassen hat, muss sich so bald wie möglich bei den örtlichen Gesundheitsämtern melden. Begrenzt wurde auch die maximal erlaubte Anzahl von Fahrgästen in Bussen, Zügen und U-Bahnen. Masken müssen wieder getragen werden.

„Kritische Situation“

Peking befinde sich in einer „kritischen Situation“, sagte Cai Qi, Parteichef der chinesischen Hauptstadt, laut Staatssender CCTV am Montag. Prävention und Bekämpfung hätten nun oberste Priorität für die Stadt.

Die Behörden ordneten auch die Inspektion von Märkten für landwirtschaftliche Erzeugnisse, Restaurants und Kantinen an. Mehr als 200 Märkte seien bereits desinfiziert worden. Cai versprach, dass die Stadt die Versorgung ihrer Bürger garantiere und dafür sorgen werde, dass die Preise stabil bleiben. Händler, die die Preise änderten, würden bestraft.

Das neuartige Coronavirus war Ende vergangenen Jahres in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan erstmals bei Menschen festgestellt worden. In den folgenden Monaten hatte die Volksrepublik den Ausbruch durch Massentests und Ausgangsverbote weitgehend unter Kontrolle gebracht. Doch nach den neuen Fällen in Peking befürchten die chinesischen Behörden eine zweite Welle. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich am Montag angesichts der Bevölkerungsdichte der chinesischen Hauptstadt und ihrem hohen Vernetzungsgrad besorgt.