Georg Knill
APA/Georg Hochmuth
„Wachstum, Wachstum, Wachstum“

Neues IV-Präsidium will Krise trotzen

Der Bundesvorstand der Industriellenvereinigung (IV) hat am Donnerstag den Unternehmer Georg Knill zum neuen IV-Präsidenten gewählt. Am Freitag stellte sich das neue Präsidium vor. Dabei äußerte es auch Forderungen an die Politik. Eine davon: Die Coronavirus-Kurzarbeit müsse verlängert werden. Um aus der Krise herauszukommen, brauche es „Wachstum, Wachstum, Wachstum“.

Die Bundesregierung müsse außerdem für weitere Hilfspakete sorgen. Dazu gab es ein grundsätzliches Nein zu neuen Steuern und einer Vermögenssteuer sowie den Ruf nach einer Senkung der Körperschaftssteuer (KöSt) und der Lohnnebenkosten. Knills Stellvertreterin und Stellvertreter für die Funktionsperiode 2020 bis 2024 sind Sabine Herlitschka (Infineon Austria) und Philipp von Lattorff (Boehringer-Ingelheim).

„Die bisherigen Pakete waren richtig, es müssen aber weitere folgen“, sagte Knill zu den Coronavirus-Hilfen, die die Bundesregierung bisher organisiert hat. Beispielsweise seien die bisherigen Liquiditätshilfen aus Sicht der Industrie gut und würden großteils wahrgenommen. Dass die bisherigen Pakete „für viele Bereiche nicht zufriedenstellend“ ausgefallen seien und einen „Verbesserungsbedarf“ hätten, zeige, wie komplex die Wirtschaft insgesamt sei.

Kurzarbeit „bis Herbst, Winter hinein“

„Um aus der Krise rauszukommen, braucht es Wachstum, Wachstum, Wachstum und nicht zusätzliche Besteuerungen der Bürger und der Unternehmen“, sagte der frischgebackene Präsident auf die Frage, ob man zumindest einer vorübergehenden Vermögenssteuer zur Mitfinanzierung der Krisenkosten etwas abgewinnen könne.

IV-Vize-Präsident Philipp von Lattorff, IV-Präsident Georg Knill und IV-Vize-Präsidentin Sabine Herlitschka
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Das neue IV-Präsidium: Philipp von Lattorff, Georg Knill und Sabine Herlitschka (v. l. n. r.)

Gespart werden müsse durch einen effizienteren Staat. Würden in der Verwaltung Kosten gesenkt, könnten auch alle Leistungen des Staates beibehalten werden. Der Input müsse sinken, der Output steigen, so Knill. Der Staat müsse jetzt auch Investitionen in „vernünftige Infrastruktur“ vorziehen, um die Krise zu verkürzen, forderte der neue oberste IV-Mann.

Die Kurzarbeit müsse dazu „bis in den Herbst, Winter hinein verlängert werden“, so Knill. Sie sei ein funktionierendes und wichtiges Instrument, um die Menschen in der Beschäftigung zu halten. „Es ist wichtig, diese Phase auch für Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen. Wir wollen darauf achten und dazu offensiv beitragen“, fügte hier IV-Vizepräsidentin Herlitschka an. Sie ist die erste Frau im Präsidium der IV – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Bildung, Forschung und Innovation

Die KöSt solle von 25 auf 21 Prozent sinken, so Knill. Dazu brauche es eine Stärkung des Eigen- und des Fremdkapitals in den Betrieben und auch eine Verbesserung bei den Kreditversicherungen. „Und wir brauchen Reisefreiheit nicht nur innerhalb Europas, sondern auch in Drittstaaten“, so Knill. Knills anderer Stellvertreter von Lattorff hob – wie auch Herlitschka und Knill selbst – Bildung, Forschung und Innovation hervor. Das Ziel müsse sein, die F&E-Quote (Forschung und Entwicklung) am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2030 auf vier Prozent zu steigern.

Knill ist neuer IV-Präsident

Georg Knill, der neue Präsident der IV, stellte sich am Freitag der Öffentlichkeit vor und präsentierte dabei seine Forderungen.

Bis Knill gewählt war, war allerdings erstmals in der Geschichte der IV eine Kampfabstimmung unter drei Kandidaten notwendig geworden. Im Vorfeld gab es ein wochenlanges Tauziehen zwischen dem nun gekürten IV-Präsidenten und den weiteren Kandidaten Martin Ohneberg (Autozulieferer Henn bzw. IV Vorarlberg) und Wolfgang Eder (Ex-voestalpine-Vorstandschef) um die Gunst der Wahlberechtigten. Dem Vernehmen nach scheiterte Eder knapp in der ersten Runde. In der Stichwahl machte Knill gegen Ohneberg mit einer Dreiviertelmehrheit das Rennen.

„Hand in Richtung Oberösterreich ausgestreckt“

Die IV sei jedenfalls geeint und gehe gemeinsam in die Zukunft, betonte Knill am Freitag. Im Ö1-Mittagsjournal sagte er, es habe weder vor noch nach der Wahl Gräben gegeben. Knill betonte die demokratische Wahl im gut 120-köpfigen IV-Vorstand. Dass es Verstimmungen in Oberösterreich gebe, da voest-Vorstand Eder ausschied, wies der neue IV-Chef zurück. Er halte „die Hand in Richtung Oberösterreich ausgestreckt“ und habe die Stelle des dritten Vizepräsidenten „bewusst freigehalten“, so Knill weiter.

Knill ist seit 2007 geschäftsführender Gesellschafter der Knill Gruppe, die er zusammen mit seinem Bruder Christian Knill leitet. Die Knill Gruppe ist im Bereich der Energieinfrastruktur tätig und stellt auch Systeme zur Stromübertragung und -verteilung sowie Glasfasertechnologie her.

Zudem fungiert Knill als Aufsichtsratsvorsitzender der Rosendahl Nextrom GmbH. Seit 2012 war er im Präsidium der IV Steiermark tätig, seit 2016 als deren Präsident. Der 47-Jährige ist parteifrei, er pflege eine gute Beziehung zu allen Parteien, wie er im Ö1-Mittagsjournal betonte. „Die Stärke der IV ist die Unabhängigkeit und die Überparteilichkeit“, so der IV-Präsident. „Uns interessiert das Programm des Wirtschaftsstandortes Österreich.“ Daher wolle man mit der Regierung und auch der Opposition, NGOs und Stakholdern, die sich für einen stärkeren Wirtschaftsstandort einsetzen, gut zusammenarbeiten.