Trump-Fahne vor dem Veranstaltungszentrum in Tulsa, Oklahoma (USA)
Reuters/Lawrence Bryant
Wahlkampf und Proteste

Anspannung vor Trump-Auftritt in Tulsa

US-Präsident Donald Trump hält nach einer dreieinhalbmonatigen Pause aufgrund der Coronavirus-Pandemie am Samstag erstmals wieder eine große Wahlkampfveranstaltung ab. Der Auftritt vor 20.000 Fans in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma ist aus mehreren Gründen höchst umstritten.

Die Gesundheitsbehörden befürchten eine Vielzahl neuer Coronavirus-Infektionen, wenn so viele Menschen in einer Arena zusammenkommen. Tulsa war zudem vor knapp 100 Jahren der Ort eines der schlimmsten Massaker an Schwarzen in der jüngeren US-Geschichte. Ein weißer Mob tötete dort im Juni 1921 Schätzungen zufolge bis zu 300 Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner.

Rund um Trumps Wahlkampfauftritt werden Proteste von Gegendemonstranten erwartet. Trump heizte die Stimmung im Vorfeld der Wahlkampfveranstaltung absichtlich weiter an. Er drohte allen, die gegen seinen Auftritt protestieren wollen: „Alle Demonstranten, Anarchisten, Unruhestifter, Plünderer oder Gesindel, die nach Oklahoma kommen, bitte begreift, dass ihr nicht wie in New York, Seattle oder Minneapolis behandelt werdet“, so Trump via Twitter.

Zerstörung in Tulsa 1921
APA/AFP/US Library of Congress
Weiße töteten 1921 in Tulsa Hunderte Schwarze. Ein ganzer Stadtteil wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Mitten in großer Gesellschaftsdebatte

Er spielte damit auf die aus seiner Sicht zu laxen Reaktionen einiger Bundesstaaten auf Demonstrationen infolge des Todes des Afroamerikaners George Floyd an, bei denen es teilweise zu Ausschreitungen gekommen war. Trump tritt am Samstagabend (19.00 Uhr Ortszeit, 2.00 Uhr MESZ am Sonntag) in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma auf – während Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im Land nicht abreißen und die Coronavirus-Pandemie andauert.

Ausgangssperre aus Angst vor Unruhen

Die Stadt hat aus Sorge vor Unruhen Maßnahmen ergriffen – so verhängte Bürgermeister G. T. Bynum am Donnerstag zunächst über einen Teil der Innenstadt eine nächtliche Ausgangssperre. Auf Bitten des Weißen Hauses wurde diese aber mittlerweile wieder aufgehoben. Das Ausgehverbot hätte auch Teilnehmer an Trumps Veranstaltung behindert.

Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass sich insgesamt mehr als 100.000 Menschen in der 200.000-Einwohner-Stadt versammeln könnten. Oklahomas Höchstgericht wies unterdessen einen Antrag, Trumps Veranstaltung zu untersagen, zurück.

Zerstörung in Tulsa 1921
APA/AFP/US Library of Congress
Die weißen Attentäter griffen auch aus der Luft mit privaten Flugzeugen an und warfen etwa Feuerbomben auf Flüchtende ab.

Zuerst an „Juneteenth“ geplant

Der Präsident hatte mit seinen Auftrittsplänen Unmut auf sich gezogen, der rund um die Veranstaltung auf die Straße getragen werden könnte. Ursprünglich hatte Trump vorgehabt, den Wahlkampfauftritt bereits am Freitag abzuhalten, an dem in den USA „Juneteenth“ (eine Zusammenziehung aus June und nineteenth, Anm.) begangen wurde. Am 19. Juni wird des Endes der Sklaverei gedacht.

Angesichts des ursprünglich geplanten Termins und Tulsa als Ort der Kundgebung war Trump vorgeworfen worden, Rechtsradikale zu ermutigen.

Mehrere Bühnen

Nach Angaben von Wahlkampfmanager Brad Parscale werden in Tulsa nun Zehntausende Menschen an der Veranstaltung teilnehmen können, die innerhalb und außerhalb einer Arena stattfinden soll. Auf dem Gelände gebe es mehrere Orte, an denen der Präsident sprechen könne, sagte Parscale am Freitag dem Sender Fox News. Die Wahlkampfveranstaltung werde einem Festival ähneln.

Trump-Büste vor dem Veranstaltungszentrum in Tulsa, Oklahoma (USA)
Reuters/Lawrence Bryant
Zehntausende Trump-Fans werden in der Stadt erwartet

Einverständniserklärung als Voraussetzung

Sorge gibt es aber nicht nur wegen möglicher Ausschreitungen, sondern wegen der andauernden Coronavirus-Pandemie. Die Veranstalter kündigten zwar an, bei den Teilnehmern werde Fieber gemessen, zudem würden Desinfektionsmittel und Masken ausgegeben. Es ist allerdings höchst fraglich, ob die Teilnehmer in der Masse – insbesondere innerhalb der Arena – ausreichend Abstand zueinander halten können.

Wer an der Veranstaltung teilnehmen will, musste sich bei der Registrierung damit einverstanden erklären, dass die Organisatoren nicht für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen haftbar gemacht werden können.

Deutlicher Anstieg von CoV in Tulsa

Die Pandemie ist in den USA längst nicht ausgestanden. In einigen Bundesstaaten erreichten die Zahlen der täglichen Neuinfektionen zuletzt Höchstwerte – auch in Oklahoma. Im Bezirk Tulsa lag das Niveau der Neuinfektionen in den vergangenen zehn Tagen deutlich höher als in den Wochen seit März.

Gedenkmarsch in Tulsa, Oklahoma (USA)
APA/AFP/Getty Images/Win Mcnamee
Gedenkmarsch an das Massaker im „Black Wall Street“ genannten Schwarzenviertel von Tusla vor 99 Jahren

Tötung von Breonna Taylor: Polizist entlassen

Mehr als drei Monate nach den tödlichen Schüssen auf die Afroamerikanerin Breonna Taylor wurde unterdessen einer der an dem Einsatz im US-Bundesstaat Kentucky beteiligten Polizisten entlassen.

Der Beamte habe in mindestens 14 Fällen „extrem“ gegen Regularien verstoßen und durch das „mutwillige und blinde Feuern“ von zehn Schüssen in Taylors Wohnung eine „extreme Gleichgültigkeit für den Wert eines Menschenlebens gezeigt“, erklärte die Polizei der Stadt Louisville am Freitag zur Begründung. Zwei weitere an dem Einsatz beteiligte Polizisten bleiben vorerst weiterhin suspendiert.