Staatsanwaltschaft prüft weitere Ermittlungen bei Wirecard

Nach dem Hinweis auf mögliche Luftbuchungen in Milliardenhöhe muss sich der deutsche Finanzdienstleister Wirecard auf weitergehende Ermittlungen einstellen. „Wir prüfen alle in Betracht kommenden Straftaten“, sagte heute eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I. Ob konkret wegen Bilanzmanipulation ermittelt wird oder das geplant ist, sagte die Sprecherin nicht.

Wirecard hatte in der Nacht eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, sehr wahrscheinlich nicht existieren. Deswegen prüft der DAX-Konzern nun die nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen der vergangenen Jahre: „Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden“, hieß es in der Mitteilung.

Bei der Münchner Staatsanwaltschaft läuft bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den am Freitag zurückgetretenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, den Österreicher Markus Braun, und drei weitere Manager der Wirecard-Unternehmensführung wegen des Verdachts der Falschinformation von Anlegern in zwei Börsenpflichtmitteilungen.

Gefälschte Zertifikate

Die angeblichen Bankbestätigungen für Treuhandkonten von Wirecard bei der philippinischen Bank of the Philippine Islands (BPI) waren nach Angaben ihres Vorstandschefs eine Fälschung. „Als man uns das sogenannte Zertifikat gezeigt hat, war sehr klar, dass es falsch war“, sagte der Chef der Bank, Cezar Consing, der Nachrichtenagentur Reuters.

Auf Konten der Bank sei nie Geld von Wirecard gelandet. Er habe am Montag vergangener Woche davon erfahren, als die Wirtschaftsprüfer von EY angefragt hätten, ob das Dokument echt sei. Die Bank habe umgehend festgestellt, dass ein „sehr niedrigrangiger“ Manager das gefälschte Zertifikat unterzeichnet habe. Die Bank habe ihn entlassen.

Moody’s entzog Rating komplett

Die Ratingagentur Moody’s hat Wirecard indes die Bonitätsnote komplett entzogen. Die Fachleute hätten beschlossen, die Ratings zurückzuziehen, weil es Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gebe, die noch aufzuklären seien, teilte die Firma mit. Die Agentur verfüge nicht mehr über ausreichende Informationen, um eine Bewertung der Kreditwürdigkeit des Finanzdienstleisters abzugeben.