Russland: Regisseur Serebrennikow drohen sechs Jahre Haft

Der russische Starregisseur Kirill Serebrennikow soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Moskau sechs Jahre ins Gefängnis. Wegen Betrugs solle der 50-Jährige zudem 800.000 Rubel (rund 10.300 Euro) Strafe zahlen, sagte Staatsanwalt Michail Resnitschenko heute vor einem Moskauer Gericht.

Das Verfahren steht international als politischer Schauprozess gegen die liberale Kunstszene in Russland in der Kritik. Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Regisseur hatte zuletzt im März in Abwesenheit für das Deutsche Theater in Berlin das Stück „Decamerone“ inszeniert. Im April 2021 soll seine Inszenierung von Richard Wagners „Parsifal“ in der Wiener Staatsoper zu sehen sein.

Die russische Justiz wirft dem Chef des Moskauer Gogol-Zentrums vor, Fördergelder in Millionenhöhe veruntreut zu haben. Mit ihm sind drei weitere Beschäftigte angeklagt. Sie sollen nach dem Willen der Anklagebehörde vier beziehungsweise fünf Jahre ins Gefängnis. Der Regisseur beteuerte stets seine Unschuld.

Kulturschaffende fordern Verfahrenseinstellung

Der Strafprozess wird von zahlreichen russischen und internationalen Kulturschaffenden als Rachefeldzug ultrakonservativer Kreise gegen den liberalen Künstler gesehen. Auch die politisch einflussreiche russisch-orthodoxe Kirche stört sich an seinen bisweilen gesellschaftskritischen Filmen.

Tausende prominente Kulturschaffende in Russland forderten Kulturministerin Olga Ljubimowa auf, die Anschuldigungen gegen Serebrennikow und sein Team fallen zu lassen.