OECD: Pflegekräfte in Österreich besonders belastet

Pflegekräfte sind in Österreich im internationalen Vergleich besonders belastet. Das geht aus einer heute veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. 35 Prozent von ihnen berichten von Gesundheitsproblemen in Zusammenhang mit ihrer Arbeit, während es im OECD-Schnitt nur 15 Prozent sind. Einzig in Finnland ist der Wert höher.

Allgemein sind Pflegekräfte höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt als Arbeitskräfte in anderen Sektoren, heißt es in der Studie mit Blick auf eine Untersuchung in den EU-Staaten. In dieser berichteten lediglich 7,9 Prozent aller Beschäftigten von gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang mit ihrem Job.

Ebenfalls einen Spitzenwert belegt Österreich, was Risikofaktoren am Arbeitsplatz betrifft. Rund 90 Prozent der heimischen Pflegerinnen und Pfleger sagten, dass sie bei ihrer Arbeit einem solchen ausgesetzt seien. Das ist die dritte Stelle hinter Frankreich und der Schweiz. Der OECD-Durchschnitt liegt hier bei 64 Prozent.

90 Prozent der Pflegekräfte sind Frauen

Die knapp 200 Seiten dicke Studie mit dem Titel „Who Cares? Attracting and Retaining Care Workers for the Elderly" (Wer kümmert sich? Pflegekräfte für die Älteren anziehen und halten“) widmet sich neben einer Bestandsaufnahme vor allem Möglichkeiten, den steigenden Bedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren zu decken. Rekrutierung von Männern, bessere Bezahlung und Ausbildung, aber auch Einsatz von Technologie werden diskutiert.

Mehr als 90 Prozent der Pflegekräfte seien weiblich, 20 Prozent jeweils im Ausland geboren. Die meisten von ihnen seien Frauen im mittleren Alter, mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren. Die meisten Beschäftigten des Sektors (70 Prozent) hätten keine Krankenpflegerausbildung.

Während der durchschnittliche Stundenlohn im Spitalsbereich 14 Euro betrage, liege er in der persönlichen Pflege bei nur neun Euro. Was den Anteil von männlichen Pflegern betrifft, liegt Österreich der Studie zufolge etwas besser als der OECD-Durchschnitt. Detaillierte Daten dazu waren jedoch nicht zu erhalten. Entgegen einer verbreiteten Wahrnehmung sind im österreichischen Pflegesektor auch nicht überproportional viele im Ausland geborene Personen beschäftigt.

Hoher Anteil an Teilzeitkräften

Deutlich höher ist in Österreich jedoch der Anteil der Teilzeitbeschäftigten im Pflegesektor (60 Prozent, um 15 Prozentpunkte mehr als der OECD-Schnitt). Wegen der alternden Bevölkerung werden in den kommenden 20 Jahren um 60 Prozent mehr Pflegekräfte in den OECD-Staaten benötigt, um den bisherigen Versorgungsstand zu halten.

Das entspreche 13,5 Millionen Jobs in dem Sektor. Aktuell sei der Engpass am größten in Staaten wie der Slowakei, Polen und Rumänien, die in europäischem Maßstab als Exporteure von Pflegekräften gelten.