Arbeiterin mit Schutzmaske schweißt in einem Betrieb
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Erstmals seit Krisenhöhepunkt

Weniger als eine Million in Kurzarbeit

Die Zahl der Menschen, die sich in Kurzarbeit befinden, ist nach dem Hinaufschnellen im Zuge der Coronavirus-Krise erstmals wieder unter eine Million gesunken. Das gab Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag bekannt. Aktuell befinden sich noch 812.745 Menschen in 58.500 Firmen in Kurzarbeit – das sind 326.000 Personen weniger als in der Vorwoche.

Zur Begründung für den Rückgang verwies die Ministerin auf die vergleichsweise wenigen bis dato eingelangten Verlängerungsanträge für Kurzarbeit. Erst 17.000 von insgesamt 110.000 Unternehmen hätten die Kurzarbeit für weitere drei Monate beantragt. Die Zahl der Verlängerungsanträge kann aber noch steigen – schließlich könnten Unternehmen, die mit 1. März Kurzarbeit eingeführt haben, noch eine Woche lang einreichen, so Aschbacher.

„Es könnte sein, dass das eine oder andere Unternehmen die Kurzarbeit noch verlängert“, so die Arbeitsministerin. „Viele Unternehmen sagen aber, es ist nicht mehr notwendig.“ Mitte Juni sei in vielen Betrieben die Kurzarbeit ausgelaufen – dort könne bis Mitte Juli nachträglich verlängert werden.

Zahl der Arbeitslosen rückläufig

Auch die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen war rückläufig. Derzeit sind 422.765 Personen entsprechend beim AMS gemeldet – 47.611 befinden sich in Schulung. In Summe sind das 470.376 und damit 10.520 weniger als in der Vorwoche. Seit Mitte April – dem Höhepunkt der Krise – seien 118.000 Personen „wieder in Beschäftigung“, sagte Aschbacher.

Den laufenden Gesprächen über eine Verlängerung der Coronavirus-Kurzarbeit über den Sommer hinaus wollte Aschbacher „medial nicht vorgreifen“. Die Ministerin sagte aber, dass bestimmte Branchen länger oder zeitverzögert betroffen sind. Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) kündigte indes an, mehrere Lehrberufe zu modernisieren, und appellierte an die Firmen, trotz Krise Lehrlinge einzustellen.

Arbeitsministerin Christine Aschbacher und Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck
APA
Schramböck und Aschbacher bei der Pressekonferenz

Mahrer lehnt Debatte zu kürzerer Arbeitszeit ab

Indes will sich der Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ), Harald Mahrer, in den Verhandlungen zu einem neuen Modell zur Coronavirus-Kurzarbeit nicht auf eine Debatte über eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden einlassen. „Ich spreche mich dezidiert und klar gegen jegliche Form der Arbeitszeitverkürzung aus“, sagte Mahrer am Dienstag in Wien.

„Wir verhandeln sozialpartnerschaftlich ein Kurzarbeitsmodell, nicht aber ein Arbeitszeit-Verkürzungsmodell“, sagte Mahrer. Das neue Modell müsse in den Herbst und Winter hinein weiterreichen und müsse „unbürokratischer, fairer und einfacher als jetzt“ werden, so Mahrer. Es solle nur bezahlt werden müssen, was auch tatsächlich gearbeitet werde. Es sei „nicht an der Zeit, um über eine Arbeitszeitverkürzung nachzudenken“, so Mahrer.

Nötig sei vielmehr ein rundes Paket mit Qualifikationsmaßnahmen, mehr Mobilität auf dem Arbeitsmarkt und „grundsätzlich müssen möglichst viele aus Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit in die Vollbeschäftigung kommen“, so Mahrer. Die Prognosen zeigten, dass die Produktion im dritten und vierten Quartal und darüber hinaus im Winter zum Teil schwach werden könnte, etwa im Anlagenbau, wo große Projekte abgearbeitet würden und es danach womöglich an neuen fehle.

Gewerkschaft für geförderte Arbeitszeitverkürzung

Die Gewerkschaft GPA-djp stellte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hingegen das "Modell 90 für 80“ vor. Dabei soll die Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert werden. Das Gehalt reduziert sich allerdings nur auf 90 Prozent. Die Differenz soll vier Jahre lang das AMS tragen, um den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung attraktiver zu machen. Voraussetzung sei, dass für die frei werdende Zeit eine neue Arbeitskraft aufgenommen wird.

Das Modell soll freiwillig sein, die betreffenden Arbeitnehmer sollen zustimmen müssen, so die Gewerkschaft am Dienstag in einer Aussendung. „Das Modell ‚90 für 80‘ macht es möglich, dass vier Beschäftigte auf eine Viertagewoche umstellen und für die frei werdende Zeit eine zuvor arbeitslose Person angestellt wird. Das kommt dem Wunsch vieler Beschäftigter nach kürzeren Arbeitszeiten nach und bekämpft die Arbeitslosigkeit“, so GPA-djp-Chefin Barbara Teiber.

„Kürzere Arbeitszeiten steigern Produktivität“

Auch Arbeitgeber würden von diesem Modell profitieren. „Zahlreiche Studien zeigen, dass kürzere Arbeitszeiten die Produktivität steigern“, so Teiber. Parallel setzt sich die GPA-djp weiterhin für ein weiteres Kurzarbeitsmodell ein, das in Unternehmen, die von der Krise hart getroffen wurden, Beschäftigung sichert. Dieses dürfe zu keinen Verschlechterungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Vergleich zum jetzigen Modell führen, so die Gewerkschaft.