Das Konzept sollte so groß werden wie die Erfindung des PC, vermutete Apple-Gründer Steve Jobs etwa. Vielleicht sogar noch revolutionärer als die Erfindung des Internets, glaubte die Venture-Capital-Legende John Doerr. Die Spekulationen über die bevorstehende Enthüllung einer Erfindung von Dean Kamen reichten einem „Time“-Artikel aus dem Jahr 2001 zufolge fast ins Unermessliche – und so war auch die Ernüchterung bei manchen groß, als Kamen das Gefährt letztlich vorstellte.
Beim Segway handelt es sich um ein rund 30 Kilogramm wiegendes Einpersonenfahrzeug, das bei seiner Präsentation eine Geschwindigkeit von bis zu 30 Kilometer pro Stunde erreichte. Zu erstehen war das Gefährt damals für 5.000 US-Dollar. Es sollte „im Vergleich zum Auto das sein, was das Auto für den Pferdewagen war“, sagte Kamen einst der „Time“.
Verkaufszahlen blieben weit hinter den Erwartungen
„Innerhalb seines ersten Jahrzehnts wurde der Segway PT ein wichtiges Produkt im Bereich Sicherheit und Exekutive, das als effektives und effizientes persönliches Fahrzeug gesehen wurde“, schrieb Segway-Präsidentin Judy Cai nun in einer Aussendung. Darin erwähnte Cai auch, dass sich das Transportmittel in den vergangenen Jahren vor allem bei Reisenden in Metropolen rund um die Welt großer Beliebtheit erfreute.
Dennoch sprachen die Verkaufszahlen eine andere Sprache: Weniger als 1,5 Prozent der Einnahmen der Firma gingen im Vorjahr auf den Segway zurück. Überhaupt hatte die Firma geplant, innerhalb der ersten 13 Monate nach dem Verkaufsstart im Jahr 2001 100.000 Einheiten zu verkaufen. In fast zwei Jahrzehnten wurden es jedoch nur 140.000 Segways.
21 Angestellte werden daher nun entlassen, weitere zwölf bleiben noch zwischen zwei und zwölf Monate beschäftigt. Nur fünf Mitarbeiter bleiben dem Standort in Bedford im US-Bundesstaat New Hampshire erhalten, gab das Unternehmen bekannt.
E-Scooter als großer Konkurrent
Ein Grund dafür, dass die Stehrollerfirma nie den hohen Erwartungen gerecht wurde, war neben dem hohen Preis auch, dass es für Fahrerinnen und Fahrer des Geräts teils schwer war, dieses zu „bestehen“ beziehungsweise in Bewegung zu setzen. Sobald die Neigungssensoren des Rollers registrieren, dass man sich nach vorne oder hinten neigt, drehen die Räder in ebendiese Richtung. Die Fortbewegung wird also ausschließlich durch Gewichtsverlagerung gesteuert. Bedienelemente zum Bremsen und Beschleunigen gibt es nicht.
Zum Verhängnis wurde dem Segway auch die große Beliebtheit von E-Scootern. Denn diese fallen günstiger in der Produktion aus und sind zudem leichter zu bedienen. Auch der chinesische Mobilitätsspezialist Ninebot, der die Marke Segway 2015 übernommen hatte, stellt E-Scooter her, die unter anderem in Österreich erhältlich sind.
Städte ließen Segways nach Unfällen verbieten
Einige Städte ließen Segways überhaupt verbieten, weil sich deren Bedienung als zu gefährlich herausstellte. Für Aufsehen sorgte vor bald zehn Jahren etwa der tödliche Unfall des britischen Multimillionärs und Geschäftsmanns Jimi Heselden. Heselden hatte die Marke 2009 von Kamen übernommen. Nur wenige Monate nach der Übernahme starb Heselden, nachdem er bei einer Ausfahrt mit dem Gerät die Kontrolle darüber verlor und eine Klippe hinabstürzte.
In Medien und in Sozialen Netzwerken machten immer wieder Videos von Segway-Unfällen die Runde. Der ehemalige US-Präsident George W Bush stolperte etwa im Sommerhaus seiner Familie in Maine von dem Roller, blieb aber unverletzt. 2015 stieß ein chinesischer Kameramann bei der WM in Peking den Athleten Usain Bolt versehentlich um, als der seinen Triumph im 200-Meter-Sprint mit einer Ehrenrunde feierte. Bolt wurde dabei nicht verletzt und scherzte später über den Vorfall.