Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek laut Philippinen in China

Eine Schlüsselfigur im Milliardenskandal um den insolventen DAX-Konzern Wirecard hält sich möglicherweise in China auf. Nach den Daten der philippinischen Einwanderungsbehörde reiste der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek am Dienstag in das südostasiatische Land ein und am Mittwoch über den Flughafen Cebu weiter nach China.

Allerdings zeigten die Videoaufzeichnungen des Flughafens nicht, dass Marsalek das Land verlassen habe, sagte Justizminister Menardo Guevarra gestern dem Fernsehsender CNN Philippines.

Ermittlungen gegen Manager

Der österreichische Manager war im Wirecard-Vorstand für das operative Tagesgeschäft zuständig und Anfang der Woche fristlos entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt bereits seit Wochen gegen Marsalek, Ex-Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere noch amtierende Vorstände wegen des Verdachts der Falschinformation von Anlegern.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Bilanzen von Wirecard prüfte, geht von umfassendem Betrug mit mehreren beteiligten Parteien rund um die Welt aus.

Wirecard hatte gestern Insolvenz beantragt. Das Unternehmen hat mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, weswegen der Vorstand für kommende Woche mit der Kündigung von Krediten ebenfalls in Milliardenhöhe rechnete.

EU-Kommission schaltet sich in Skandal ein

In den Bilanzskandal schaltete sich inzwischen auch die EU-Kommission ein. Sie werde die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) um eine Untersuchung bitten, ob die deutsche Finanzaufsicht BaFin bei der Kontrolle von Wirecard versagt und gegebenenfalls gegen EU-Recht verstoßen habe, sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis heute.

„Wir werden die ESMA bitten zu prüfen, ob es aufsichtsrechtliche Versäumnisse gegeben hat, und wenn ja, eine mögliche Vorgehensweise festlegen“, so Dombrovskis in einem Interview mit der „Financial Times“. Es müsse geklärt werden, was schiefging. Er erwarte von der ESMA eine Antwort Mitte Juli.

Auch die Vorsitzende des Finanzausschusses im deutschen Bundestag will ein etwaiges Versagen der Aufsichtsbehörden aufklären.