Merkel warnt London vor ungeregeltem Brexit

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Zweifel geäußert, dass die britische Regierung ein ernsthaftes Interesse an einer Einigung auf einen geregelten Brexit hat und London vor den Folgen gewarnt. „Natürlich läge es im Interesse Großbritanniens und aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, einen geregelten Austritt hinzubekommen“, sagte Merkel in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag-Ausgabe) und anderer europäischer Medien.

„Das setzt aber voraus, dass beide Seiten das wollen.“ Nach Meinung der Kanzlerin interessierten die Briten vor allem ihre eigenen Wünsche und nicht die der verbleibenden EU-Staaten.

Johnson muss „auch mit Folgen leben“

Wenn die Regierung des konservativen Premierministers Boris Johnson ihre Beziehungen zur EU selbst definieren wolle, müsse sie „auch mit den Folgen leben“, sagte Merkel. Das könne auch eine „weniger eng verflochtenen Wirtschaft“ bedeuten. Sollte das Vereinigte Königreich bei Umwelt, Arbeitsmarkt und Sozialstandards keine vergleichbaren Standards haben wollen, dann würden die Beziehungen weniger intensiv sein.

Verhandlungen stocken seit Monaten

Großbritannien war Ende Jänner aus der EU ausgetreten. In einer Übergangsfrist bis zum Jahresende gehört das Land aber noch zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion.

Gelingt bis zum Ende der Übergangsphase kein Vertrag über die künftigen Beziehungen, könnte es Anfang 2021 zum harten wirtschaftlichen Bruch mit Zöllen und anderen Handelshemmnissen kommen. Denn eine Verlängerung der Verhandlungsfrist hat Großbritannien abgeblockt. Die Verhandlungen stocken seit Monaten.