Zahlen in USA schnellen in die Höhe

In den USA schnellen die Coronavirus-Zahlen mit einem Rekordwert in die Höhe. Während US-Präsident Donald Trump weiter an das Verschwinden des Virus glaubt, nahmen gestern mehrere US-Staaten kurz vor dem Nationalfeiertag am 4. Juli Lockerungen des Alltagslebens zurück. Demokraten werfen der Regierung Unfähigkeit vor. Auch aus Trumps engerem Kreis kommen kritische Signale.

Die Johns-Hopkins-Universität meldete für gestern rund 50.700 neuen Fälle an einem Tag. Schon in der vergangenen Woche hatte das Infektionsgeschehen stark angezogen, meist wurden mehr als 40.000 Fälle täglich verzeichnet. Das sind mehr als am bisherigen Höhepunkt der Pandemie im April und Mai.

10.000 neue Fälle in Florida

Besonders betroffen sind die US-Staaten Florida, Texas, Arizona, Georgia und Kalifornien. Insgesamt verzeichneten die USA, die mehr als 320 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben, seit Beginn der Pandemie bisher mehr als 2,6 Millionen Infektionen und mindestens 128.000 Tote.

Allein in Florida wurden nun mehr als 10.000 neue Fälle registriert – so viele wie noch nie an einem Tag in dem Bundesstaat mit seinen 21 Millionen Einwohnern. Mit New York hat bisher nur ein einziger anderer US-Bundesstaat jemals mehr als 10.000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet. Das war bereits am 10. April der Fall. Das als Urlaubsziel beliebte Florida hat Bars und einige Strände geschlossen. Eine Maskenpflicht gibt es aber nicht.

Fauci warnte vor 100.000 Neuinfektionen täglich

Mit Blick auf den Nationalfeiertag am 4. Juli zeigten sich mehrere US-Gesundheitsexperten angesichts des erwarteten höheren Reiseaufkommens und der Lockerungen besorgt. Es könne sich „ein perfekter Sturm“ zusammenbrauen, zitierte der Sender CNN einen Arzt für Infektionskrankheiten. Problematisch sei zudem, dass sich die Menschen nicht immer an die Hygienevorschriften hielten.

Der führende US-Immunologe Anthony Fauci hatte schon am Dienstag gewarnt, dass es bald täglich 100.000 Neuinfektionen geben könnte. Die USA bewegten sich in die falsche Richtung. In Kalifornien und Michigan wurden Lockerungen bereits zurückgenommen. Die Innenbereiche von Bars und Restaurants wurden in mehreren Städten wieder geschlossen. Im US-Staat Pennsylvania wurde eine Maskenpflicht angeordnet.

Trump: Wie „Longe Ranger“

Trump zeigte sich indes zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft bald wieder erholen wird. „Das Virus wird irgendwann gewissermaßen einfach verschwinden“, sagte der Republikaner am Mittwoch dem Fernsehsender Fox Business.

Der Präsident hält nichts von einer landesweiten Maskenpflicht. Er wird immer wieder damit konfrontiert, dass er sich in der Öffentlichkeit nicht mit Maske zeigt – also nicht mit gutem Beispiel vorangeht. Mittlerweile ist neben anderen republikanischen Politikern auch Vizepräsident Mike Pence öfter mit Maske zu sehen. Trumps Stellvertreter empfiehlt den US-Bürgerinnen und -Bürgern jetzt auch aktiv das Tragen einer Bedeckung für Mund und Nase.

Trump selbst sagte im Fox-Interview, in den USA gebe es genug Orte, an denen ausreichend Abstand eingehalten werden könne. Er habe persönlich aber keine Probleme damit, eine Maske zu tragen. „Ich hatte sogar eine Maske auf (und) ich mochte irgendwie, wie ich ausgesehen habe“, sagte er. „Es war eine dunkle, schwarze Maske, und ich fand, es sah in Ordnung aus.“ Er habe ausgesehen wie „Lone Ranger“, eine fiktive Figur, die unter anderem aus Westernfilmen bekannt ist – und eine Augenmaske trägt.