Maxwell sei im US-Ostküstenstaat New Hampshire von der Bundespolizei FBI gefasst worden. Die Bundesanwaltschaft in Manhattan wirft der 58-Jährigen in der am Donnerstag veröffentlichten Anklageschrift unter anderem vor, zumindest zwischen 1994 und 1997 in mehreren Fällen sexuelle Kontakte zwischen Epstein und Minderjährigen von teilweise nur 14 Jahren angebahnt, begünstigt und diesen in manchen Fällen auch beigewohnt zu haben.
Sie baute der Anklageschrift zufolge Beziehungen zu den Mädchen auf, ging mit ihnen einkaufen und ins Kino. Später überzeugte sie die Mädchen, Epstein nackt zu massieren, woraufhin sie von dem Millionär missbraucht wurden. Zudem wird ihr vorgeworfen, die Reise von Minderjährigen zu Häusern Epsteins organisiert zu haben, wo es zu Missbrauch gekommen sei. Als Tatorte werden Epsteins Anwesen in New York, Santa Fe und Palm Beach sowie ihr eigenes Haus in London genannt. Maxwell wird zudem Meineid zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung droht Maxwell lebenslange Haft.
Staatsanwältin Audrey Strauss sagte bei einer Pressekonferenz, Maxwell habe zu Epsteins „engsten Verbündeten“ gehört und eine „entscheidende Rolle“ bei seinen Machenschaften gespielt. Die Verhaftung erfolgte rund ein Jahr, nachdem der 66-jährige Millionär Epstein wegen Vergewaltigung Minderjähriger festgenommen worden war. Ihm wurde vorgeworfen, jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet zu haben. Im August des Vorjahres wurde Epstein erhängt in seiner Zelle gefunden.
Kontakte zu Prominenten
Die 58-jährige Maxwell, Tochter und Erbin des Medienmoguls Robert Maxwell, soll Epstein jahrelang dabei geholfen haben. Ihr wird vorgeworfen, die Mädchen gefunden, abhängig gemacht und „instruiert“ zu haben. Maxwell soll sich zudem um Anwesen Epsteins gekümmert und Kontakte zu zahlreichen Prominenten hergestellt haben.
In der Epstein-Affäre war unter anderen Prinz Andrew aus dem britischen Königshaus schwer unter Druck geraten. Dem zweitältesten Sohn von Königin Elizabeth II. wird vorgeworfen, 2001 eine damals 17-Jährige missbraucht zu haben, die von Epstein dazu gezwungen worden war. Der Prinz bestreitet die Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft in New York hatte wiederholt kritisiert, der 60-Jährige würde nicht kooperieren. Sie forderte ihn am Donnerstag erneut zur Aussage auf.
Missbrauchsring auf Jungferninsel
Epstein war bereits 2008 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden, im Vorjahr wurde er wegen Missbrauchsfällen aus den Jahren 2002 bis 2005 in seinen Anwesen in Manhattan, Palm Beach und an anderen Orten erneut verhaftet. Epstein hätten bei einer Verurteilung 45 Jahre Haft gedroht. Seither gibt es immer neue Vorwürfe gegen den Investmentbanker, der die Mädchen auch als „Sexsklavinnen“ an Freunde und Bekannte weitervermittelt haben soll. So soll Epstein auf seinen zwei Privatinseln im Gebiet der Amerikanischen Jungferninseln Dutzende minderjährige Mädchen vergewaltigt und gefangen gehalten haben.
Epstein habe auf den Amerikanischen Jungferninseln ein „umfassendes System des Menschenhandels und des sexuellen Missbrauchs junger Frauen“ betrieben, sagte die Generalstaatsanwältin Denise George, die im Jänner eine zivilrechtliche Klage gegen Epsteins Nachlassverwaltung einbrachte.
Ihren Angaben zufolge wurden Mädchen im Alter zwischen elf und 17 Jahren mit dem Schiff, Hubschrauber und Flugzeug zu Epsteins Luxusanwesen Little Saint James auf den Jungferninseln gebracht. Epstein hatte laut George auch eine Datenbank angelegt, um die Verfügbarkeit und die Bewegungen von Frauen und Mädchen nachverfolgen zu können.