30 Jahre Haft für französischen Islamisten

Wegen Verbrechen im Bürgerkriegsland Syrien ist der französische Islamist Tyler Vilus zur 30 Jahren Haft verurteilt worden. Eine Möglichkeit auf vorzeitige Haftentlassung gebe es frühestens in 22 Jahren, entschied ein Pariser Gericht gestern. Vilus wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter zwei besonders schwere Fälle von Mord.

Er stand wegen Verbrechen in Syrien zwischen 2013 und 2015 vor Gericht. Unter anderem ging es um seine Beteiligung an der Ermordung von zwei Gefangenen und der Führung von Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die Erschießung der beiden Gefangenen war gefilmt worden. In der vom IS veröffentlichten Aufnahme ist Vilus nach Auffassung des Gerichts zu sehen, wie er vermummt und bewaffnet dabeisteht.

Kontakt zu Terrordrahtzieher von Paris

Generalstaatsanwalt Guillaume Michelin hatte Vilus in dem Prozess als Schlüsselfigur der französischsprachigen Dschihadistenszene beschrieben. „Er kennt sie fast alle“, sagte Michelin über die Kontakte des 30-Jährigen zu anderen Islamisten. Vilus stand auch in Kontakt mit Abdelhamid Abaaoud, den die französischen Geheimdienste als Drahtzieher der Pariser Terroranschläge im November 2015 betrachten.

Nach seiner Ankunft in der nordsyrischen Region Aleppo wurde Vilus IS-„Polizist“ und zum „Emir“ einer Gruppe französischer Dschihadisten ernannt. Laut Michelin beteiligte Vilus sich an „Säuberungsaktionen“ und habe sich seiner „mörderischen Effizienz“ gerühmt.

Richter sieht trotzdem „Hoffnungsschimmer“

Von der Verhängung einer lebenslangen Haftstrafe, wie sie die Staatsanwaltschaft gefordert hatte, sah das Gericht ab. Richter Laurent Raviot begründete dies mit Vilus’ Geständnis im Prozess, dass er „mit den Waffen in der Hand sterben“ wollte. Es bestehe ein „Hoffnungsschimmer“, dass Vilus sich ändern werde, sagte der Richter.