Mann in Schutzkleidung hält Abstrichtprobe
APA/Helmut Fohringer
Coronavirus

Erneut über 1.000 Infektionen

Die Zahl der aktiven Coronavirus-Infektionen in Österreich hat erstmals seit dem 19. Mai die Marke von 1.000 wieder überschritten. Laut Daten des Gesundheitsministeriums gab es am Montag (Stand: 16.00 Uhr) konkret 1.012 Erkrankungen. Den höchsten Anstieg gab es erneut in Oberösterreich.

Aktuell werden 78 Personen stationär im Spital behandelt, davon elf intensivmedizinisch. Bisher wurden 654.105 Tests durchgeführt. 681 Todesfälle wurden gemeldet, wobei für die Zählung die Definition des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) ausschlaggebend ist. Insgesamt gab es bisher 18.294 bestätigte Fälle. Seit dem Vortag um 16.00 Uhr kamen 70 neue Fälle dazu, die meisten davon in Oberösterreich.

In dem Bundesland gab es zuletzt mehrere Coronavirus-Hotspots. Zum einen erwies sich eine Freikirche in Linz als Infektionscluster, zum anderen gab es zuletzt mehrere Infektionen in oberösterreichischen Schlachthöfen. Mit Stand Sonntag waren zehn Infektionen in drei Fleischbetrieben bekannt, am Montag wurden drei weitere Infektionen im Linzer Fleischwarenhersteller Landhof bekannt. Weitere Fälle gebe es im Umkreis der Mitarbeiter, so der Krisenstab des Landes. Die Entwicklung sorgt angesichts der starken Ausbreitung in deutschen Schlachthöfen für Sorge.

Wieder mehr als 1.000 CoV-Erkrankte

Die Zahl der aktiven Coronavirus-Infektionen in Österreich hat die 1.000er-Marke wieder überschritten. Besonders viele Neuinfektionen gibt es in Oberösterreich, mehr als 2.200 Personen sind dort in Quarantäne.

Die Fälle waren laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einem Screening gefunden worden. Das unterstreiche „die Wichtigkeit und Effektivität unserer erweiterten Teststrategie“. Die Gesundheitsbehörden haben nun ein österreichweites Screeningprogramm gestartet. Es seien 25.000 bis 30.000 freiwillige Tests pro Woche möglich. Dafür sind 240 Millionen Euro bis Jahresende vorgesehen. Ziel ist es Anschober zufolge, in potenziellen Risikobereichen Frühwarnsysteme aufzubauen. In Kärnten und Salzburg wurden angesichts der Entwicklungen in Oberösterreich Tests in Schlachthöfen angekündigt – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Schließung von Schlachthöfen kein Thema

Bezüglich der Schlachthöfe wurde am Montag seitens der oberösterreichischen Landesregierung beschwichtigt. Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) sagte, dass die Infizierten und ihre Kontaktpersonen bekannt seien und abgesondert würden. Die Fälle seien gut nachvollziehbar, weswegen auch Schließungen der Schlachthöfe derzeit kein Thema seien. Betont wurde zudem, dass vom Fleisch selbst kein Risiko ausgehe. Es gebe bis dato weltweit keinen lebensmittelbedingten Fall, so die AGES – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Eine Außenansicht von Hubers Landhendl
APA/Daniel Scharinger
Aufgrund der rasanten Ausbreitung des Virus in deutschen Schlachthöfen herrscht auch in Oberösterreich Sorge

Fleischerinnungsmeister Willibald Mandl mutmaßte, dass sich die Fälle über Leiharbeiter ausgebreitet haben könnten. Diese könnten sich beim Pendeln angesteckt haben. Die Ansteckung könnte auch in den engen Wohnquartieren für Leiharbeiter erfolgt sein – mehr dazu in ooe.ORF.at. Die betroffenen Fleischbetriebe – Tann, Hubers Landhendl und Großfurtner – zeigten sich optimistisch, dass die Infektionsketten mittlerweile ausgeforscht seien und es zu keinen weiteren daraus resultierenden Fällen kommen werde.

Laut einem Rundruf der APA bei den Betrieben seien bei Tann in Machtrenk vier Personen in der Verpackung betroffen, die seit mehr als einer Woche zu Hause seien. Das restliche Personal sei negativ. Seitens der Firma Hubers Landhendl hieß es, es seien zwei Mitarbeiter im Bürobereich betroffen. Eine Person arbeite gar nicht mehr bei der Firma, die andere sei in Heimquarantäne. Beim Fleischverarbeiter Großfurtner mit Sitz in Utzenaich wurde betont, man habe sich freiwillig für Screenings gemeldet. Bei diesen seien dann drei Personen am Standort St. Martin im Innkreis positiv getestet worden. Alle Unternehmen betonten, man halte strenge Hygieneauflagen aufrecht.

AGES: Fälle vermutlich von Reiseheimkehrern

AGES-Experte Franz Allerberger sagte zu den Fällen in Oberösterreich, dass diese vermutlich von Reiseheimkehrern aus Staaten des Westbalkans mitgebracht worden seien. Er wies auch auf „winterähnliche“ Betriebsverhältnisse in Fleischverarbeitungsunternehmen hin. So dürfen die Temperaturen in Fleischzerlegungsbetrieben nicht mehr als zwölf Grad betragen.

Laut Allerberger soll künftig auch Lagerpersonal in Lebensmittelbetrieben getestet werden, in denen nur Tiefkühlware verschoben wird. „Ich glaube, wir können uns davon verabschieden, dass das Virus auszurotten ist“, so Allerberger weiter. Er glaube, „dass uns im Herbst etwas blühen wird“, das genauso häufig wie Grippe und andere Winterinfekte sei.

OÖ forderte Bundesheer-Assistenzeinsatz an

Oberösterreich forderte unterdessen einen Assistenzeinsatz beim österreichischen Bundesheer an, um das Kontaktpersonenmanagement trotz steigender Infektionszahlen weiter effektiv betreiben zu können. Zehn Mio. Euro sollen für eine Testoffensive zur Verfügung stehen. Rund 1.000 Menschen in Oberösterreich wählen derzeit täglich die Nummer der Gesundheitsberatung 1450, so Stelzer und Gesundheitsreferentin Haberlander. Man wolle angesichts der steigenden Zahlen die Tests und eventuell auch Laborkapazitäten ausweiten – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Zwei Schulen behördlich geschlossen

Weiters teilte das Bundesland mit, dass am Montag zwei Schulen behördlich geschlossen wurden: Betroffen sind die Volksschule Mehrnbach im Bezirk Ried und die Neue Mittelschule Hofkirchen an der Trattnach im Bezirk Grieskirchen. In fünf Bezirken – Linz-Stadt, Linz-Land, Wels-Stadt, Wels-Land und Urfahr-Umgebung – haben bereits seit Freitag coronavirusbedingt alle Schulen zu.

In der VS Mehrnbach wurden ein Schüler und zwei Lehrkräfte positiv getestet, womit in Summe an diesem Standort bereits fünf Personen betroffen sind. In der NMS Hofkirchen sind eine Lehrkraft und ein Mitarbeiter der Schulverwaltung infiziert. Da die Lehrkraft viele Kontakte habe, habe man die Schule ebenfalls behördlich geschlossen, hieß es, alle Schüler mussten zum Coronavirus-Test.

Oberösterreich hatte angesichts des Anstieges am Sonntag neue Schutzregeln eingeführt. Konkret wurde die Maskenpflicht in Amtsgebäuden des Landes wiedereingeführt. Auch in Wien könnten die Vorsichtsmaßnahmen in Sachen Coronavirus wieder verschärft werden, wenn die Situation es erfordert – ähnlich wie in Oberösterreich, wo etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Amtsgebäuden wieder vorgeschrieben ist. Das sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag in einer Pressekonferenz. Vorerst sind jedoch keine entsprechenden Schritte geplant – mehr dazu in wien.ORF.at.

Infektiologe: Fallzahlen nicht besorgniserregend

Laut Anschober bleibt die Situation „genau so, wie es für die Phase drei mit den neuen Öffnungsschritten zu erwarten war – regionale Ausbreitungscluster müssen mit aller Kraft gezielt und mit engagierten regionalen Gegenmaßnahmen eingegrenzt werden“. Es sei erfreulich, dass bei den regionalen Ausbreitungen sehr genau analysiert werden könne, wo die Ursachen seien und wie die Ausbreitung erfolge. „Es liegt uns bislang kein einziger Cluster ohne Klarheit über Entstehung und Hintergrund vor.“

„Nicht besorgniserregend“ findet den neuerlichen Anstieg der Fallzahlen der Infektiologe Günter Weiss. Es handle sich um „keine zweite Welle“. Man könne zudem nicht sagen, ob es zu einer solchen überhaupt noch kommen werde, so der Internist und Experte, der auch dem Beraterstab der Coronavirus-Taskforce im Gesundheitsministerium angehört. Sorgen machte Weiss hingegen, dass offenbar die Abstandsregel nicht mehr im nötigen Ausmaß eingehalten wird – mehr dazu in tirol.ORF.at.