Über 50 Menschen auf Viehtransportschiff vor Malta

Mehr als 50 aus dem Mittelmeer gerettete Menschen harren Berichten zufolge seit dem Wochenende unter schlimmen Bedingungen auf einem Frachtschiff vor Malta aus. Sie hätten in Tierställen an Bord der „MV Talia“ schlafen müssen, hieß es in lokalen Medien. Die Personen seien am Samstag von dem Transportschiff, das Vieh nach Libyen gebracht habe, aus dem Meer gerettet worden.

Malta habe ein medizinisches Team entsandt, sagte der Kapitän der Zeitung „Times of Malta“. Zwei Menschen seien aus gesundheitlichen Gründen isoliert worden. Dem Kapitän sei aber die Erlaubnis verweigert worden, alle Menschen an Land zu bringen. Italien habe ein Ausschiffen ebenfalls abgelehnt.

Unterdessen ist das private Rettungsschiff „Ocean Viking“ mit 180 Asylsuchenden an Bord heute vor einem Hafen auf Sizilien eingetroffen.

Von den Behörden in Valletta gab es keinen Kommentar zur Lage auf der „MV Talia“. Aber die Regierung teilte mit, man habe eine Vereinbarung mit anderen EU-Ländern zur Übernahme von mehr als 200 anderen Menschen erzielt.

Innenminister diskutieren Seenotrettung

Von morgen bis Mittwoch reist der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zu Gesprächen mit Spitzenpolitikern nach Malta. Dabei dürfte es auch um die Seenotrettung gehen. Am Mittwoch will der Spanier das maltesische Koordinierungscenter für die Seenotrettung besuchen.

Morgen lädt außerdem die deutsche EU-Ratspräsidentschaft die Innenminister der Europäischen Union zu einem virtuellen Austausch über das Thema Seenotrettung im Mittelmeer ein. Österreich wird dabei von Ressortchef Karl Nehammer (ÖVP) vertreten.

Der Ratsvorsitz beschreibt die Situation im Mittelmeer als „weiterhin besorgniserregend“ und erwartet verstärktes Migrationsgeschehen. Laut den offiziellen Informationen soll es bei dem ersten informellen Innenrat unter deutschem Vorsitz auch darum gehen, wie Fortschritte in den Bereichen Schleuserbekämpfung, Außengrenzschutz und Rückkehr erzielt werden können. Die Reform der europäischen Migrations- und Asylpolitik kommt seit Jahren kaum voran.

Knackpunkt ist die Verteilung von Schutzsuchenden. Einige Länder wie Österreich, Tschechien und Ungarn lehnen die verpflichtende Aufnahme von Asylwerberinnen und Asylwerbern strikt ab. Um den Streit zu lösen, wollte die Kommission schon vor Monaten neue Reformvorschläge vorlegen, über die EU-Staaten und Europaparlament dann verhandeln können. Seehofer hofft, dass die EU im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft zumindest eine politische Verständigung im Bereich Migration erzielt.