Polizist in Melbourne mit Mund-Nasen-Gesichtsmaske
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Zurück zum „Lock-down“

Ausgangssperre über Melbourne verhängt

Australien fürchtet sich vor einer zweiten Infektionswelle. In der zweitgrößten Stadt des Landes Melbourne kommt es daher zu einem neuerlichen „Lock-down“. Mehr als fünf Millionen Menschen müssen ab Mitternacht zu Hause bleiben.

Wegen eines erneuten starken Anstiegs von Coronavirus-Infektionen verhängte der zweitgrößte Bundesstaat Victoria am Dienstag eine Ausgangssperre über Melbourne. Die Maßnahme trete um Mitternacht in Kraft und gelte für mindestens sechs Wochen, teilte der Regierungschef des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, am Dienstag mit. „Wir können nicht so tun, als ob die Coronavirus-Krise vorbei sei.“ In den vergangenen 24 Stunden seien 191 neue Fälle registriert worden. Das Virus könne angesichts dieser Zahl nicht zurückverfolgt werden, so Andrews.

Eine Frau wird in Melbourne im Auto auf Coronavirus getestet
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Die Polizei kontrolliert die Maßnahmen stichprobenartig

Die Maßnahme für Melbourne ähnelt denen aus Europa zur Hochphase der ersten Welle im April. Sie bedeutet etwa für Schulkinder der Millionenstadt eine Rückkehr zum Lernen von zu Hause aus. Restaurants und Cafes dürfen nur noch Essen zum Mitnehmen verkaufen. Auch Geschäfte müssen wieder schließen. Für Teile von Melbourne hatte wegen neuer Infektionsherde in mehreren Hochhäusern bereits eine Ausgangssperre bis Ende Juli gegolten.

Bundesstaat Victoria abgeschottet

Auch wenn die Ausgangssperre die Metropolregion Melbourne betrifft, ist nun praktisch der ganze australische Bundesstaat Victoria vom Rest des Landes abgeriegelt, da ebenfalls um Mitternacht die Grenzen des Bundesstaates geschlossen werden. Das hatte die australische Regierung bereits am Montag angekündigt. Wie lange die Maßnahme andauern soll, wurde zunächst nicht bekanntgegeben.

Daniel Andrews  gibt eine Pressekonferenz
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Andrews: „Wir können nicht so tun, als ob die Coronavirus-Krise vorbei sei“

Die Regierung reagierte damit auf die zunehmende Zahl von Neuinfektionen. Am Sonntag waren in Victoria 127 neue Coronavirus-Fälle gemeldet worden. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie. Davor hatte der Bundesstaat mit rund 7,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern täglich fast drei Wochen lang zweistellige Zahlen von Neuinfektionen erfasst. Im Rest des Landes hatte es zuletzt nur wenige bekannte Fälle gegeben.

Kein Verkehr mehr zwischen Metropolen

Die steigende Zahl sei eine Herausforderung, sagte Andrews. Er sei sich einig mit dem australischen Premierminister Scott Morrison und der Premierministerin von New South Wales, Gladys Berejiklian, dass es das Beste sei, die Grenze zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Bundesstaaten zu schließen. Zwischen anderen Bundesstaaten und Regionen hatte es bereits Schließungen gegeben.

Für Menschen, die dringende Gründe für eine Reise haben, soll es Sondererlaubnisse geben. Mit der Schließung kommt auch der Verkehr zwischen den beiden größten Städten Australiens, Sydney (New South Wales) und Melbourne (Victoria), zum Erliegen. Die Flugroute zwischen den beiden Städten gehört eigentlich zu den meistfrequentierten der Welt.

Warnschild auf einer Straße vor New South Wales
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Ein Auto passiert ein Schild, das vor Geldstrafen bei der Einreise nach New South Wales (NSW) warnt

In Australien (etwa 25 Millionen Einwohner) wurden bisher fast 9.000 Coronavirus-Fälle und 106 Todesopfer registriert. In den meisten anderen Regionen des Landes wurden die Coronavirus-Regeln inzwischen wieder gelockert.

Neuseelands Quarantänezentren am Limit

Damit die Quarantäne- und Isolationszentren des Landes in der Coronavirus-Pandemie nicht an ihre Kapazitätsgrenzen geraten, hat die neuseeländische Regierung vorübergehend die Buchung internationaler Flüge eingeschränkt. Die nationale Fluglinie Air New Zealand habe einem kurzfristigen Buchungsstopp zugestimmt, teilte Wohnungsministerin Megan Woods am Dienstag mit. Mit der Maßnahme solle sichergestellt werden, dass für alle Heimkehrerinnen und Heimkehrer genügend Plätze für eine geordnete Quarantäne zur Verfügung stünden, sagte sie zur Begründung.

Neuseeland hat seine Grenzen wegen der Coronavirus-Pandemie seit März geschlossen. Nur Bürgerinnen und Bürger des Landes dürfen noch einreisen. Mit der Ausbreitung des Coronavirus weltweit sei die Zahl der Heimkehrer jüngst rapide gestiegen, sagte Woods weiter. „Unsere erste Priorität ist es, das Virus an der Grenze zu stoppen. Deshalb muss sich jeder einer Quarantäne oder einer geleiteten Isolation unterziehen“, so Woods. Dafür müssten ausreichend Plätze zur Verfügung stehen.

Offiziellen Angaben zufolge befinden sich in Neuseeland derzeit knapp 6.000 Menschen in 28 Isolationszentren. Seit dem 26. März hätten bereits mehr als 26.400 Menschen eine Isolation oder Quarantäne durchlaufen. Neuseeland hatte am 8. Juni die erste Coronavirus-Welle für überstanden erklärt. Auf den beiden Inseln gab es bisher rund 1.530 bestätigte und mögliche Infektionsfälle. 22 Menschen starben in Zusammenhang mit Covid-19.