Den bisherigen Rekord hielt Kalifornien mit 11.694 erfassten Ansteckungsfällen binnen 24 Stunden – diese Zahl war am Mittwoch verzeichnet worden. In Florida leben allerdings mit knapp 21,5 Millionen nur knapp halb so viele Menschen wie in Kalifornien mit über 39,5 Mio. Einwohnern und Einwohnerinnen. Das Coronavirus breitet sich seit einigen Wochen in den USA wieder in deutlich beschleunigtem Tempo aus, besonders betroffen davon sind der Süden und Westen des Landes.
Kritikerinnen und Kritiker führen diese Entwicklung darauf zurück, dass die Coronavirus-Restriktionen vielerorts zu früh gelockert worden seien. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte Anfang Mai mit der Lockerung der Maßnahmen begonnen, noch vor den meisten anderen Bundesstaaten. Ende Juni ließ DeSantis Bars jedoch wieder schließen. Im Unterschied zu anderen Gouverneuren des US-Südens ordnete er jedoch keine Maskenpflicht im öffentlichen Raum an.
Fauci kritisierte Gouverneur
Der oberste US-Virologe und Präsidentenberater Anthony Fauci hatte kürzlich den Umgang von DeSantis mit der Pandemie ungewöhnlich offen kritisiert: Dort seien die Maßnahmen gelockert worden, bevor die Daten zum Virus solche Schritte gerechtfertigt hätten. Der Gouverneur wies die Kritik zurück: Er habe auf der Basis der damals vorhandenen Daten gehandelt, entgegnete er.
Die USA sind das mit Abstand am härtesten von der Pandemie betroffene Land der Welt. Rund 3,23 Millionen Infektionsfälle und etwa 135.000 Todesopfer wurden dort insgesamt nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität bisher verzeichnet.
Trump zeigte sich mit Maske
Angesichts der dramatisch steigenden Infektionen trug nun auch Präsident Donald Trump während eines öffentlichen Auftritts eine Maske. Laut Medienberichten soll er von seinen Beratern und Beraterinnen bereits seit Wochen dazu gedrängt worden sein.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Trump am Freitagabend (Ortszeit) im Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda bei Washington einen blauen Mund-Nasen-Schutz mit dem Siegel des Präsidenten benutzte. Zuletzt war Trump im Mai fotografiert worden, als er während eines Rundgangs durch eine Fabrik im US-Bundesstaat Michigan zeitweise eine Maske aufgesetzt hatte.
Trump hatte im April Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC verkündet, nach denen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes empfohlen wird. Er hatte aber umgehend deutlich gemacht, dass er selber keine Maske tragen werde. Trump und das Weiße Haus begründen das damit, dass der Präsident regelmäßig auf das Coronavirus getestet werde. Trump wird dennoch vorgeworfen, durch sein Auftreten ohne Maske ein schlechtes Vorbild in der anhaltenden Pandemie abzugeben.
In Krankenhaus „angebracht“
Nach Angaben des Weißen Hauses traf Trump im Walter-Reed-Krankenhaus verwundete Soldaten und deren Angehörige. Er kam zudem mit medizinischem Personal zusammen, das sich in der Coronavirus-Krise um Erkrankte kümmert. Trump sagte vor dem Besuch vor Journalisten: „Ich werde wahrscheinlich eine Maske tragen, wenn Sie das wissen müssen.“ Er fügte hinzu: „Ich finde es großartig, eine Maske zu tragen. Ich war nie gegen Masken, aber ich glaube, es gibt eine Zeit und einen Ort dafür.“ In dem Krankenhaus, in dem manche Verwundete gerade erst operiert worden seien, sei eine Maske angebracht.
Trotz der steigenden Infektionszahlen gab sich Trump optimistisch. In der am Sonntag ausgestrahlten Sendung „Full Court Press“ sagte Trump, zwar gebe es einige Bundesstaaten wie Florida und Kalifornien, die plötzlich „heiß“ geworden seien. Viele andere Bundesstaaten sähen aber gut aus. „Wir werden sehr bald in sehr guter Verfassung sein“, so Trump.
Umfrage: Kritik an Trumps Krisenmanagement
Angesichts der ungebremsten Ausbreitung des Virus in den USA verliert Trump offenbar zunehmend an Rückhalt in der Bevölkerung. In einer am Freitag veröffentlichen Umfrage des Senders ABC äußerten sich zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unzufrieden über das Coronavirus-Krisenmanagement des Präsidenten. Im April hatte die Hälfte der Befragten ihren Unmut geäußert. In den Umfragen für die Präsidentschaftswahl im November liegt Trump im Schnitt neun Prozentpunkte hinter seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden.
Disney öffnet in Florida, aber nicht in Kalifornien
Trotz der steigenden Fallzahlen in Florida öffnete der Freizeitpark Walt Disney World am Samstag seine Türen wieder für Besucher. „Der Magic Kingdom-Park und der Disney’s Animal Kingdom-Park sind jetzt geöffnet“, hieß es auf der Website des Freizeitparks nahe Orlando. Am Eingang werde die Körpertemperatur gemessen, und Abstands- und Hygieneregeln müssten eingehalten werden.
Normalerweise kommen fast 60 Millionen Menschen jedes Jahr in den Freizeitpark in Florida, der wegen der Coronavirus-Pandemie seit März geschlossen war. Ab dem 30. Juli will auf dem Gelände des Vergnügungsparks auch die nordamerikanische Profibasketballliga NBA ihre wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochene Saison in einem geschlossenen System ohne Kontakt zur Außenwelt fortsetzen.
Ein ebenfalls vom US-Unterhaltungsriesen Walt Disney betriebener Vergnügungspark im US-Westküstenstaat Kalifornien blieb zunächst weiter geschlossen, nur ein angeschlossenes Einkaufszentrum öffnete in der vergangenen Woche. Eine zunächst für den 17. Juli angekündigte Wiedereröffnung des Vergnügungsparks musste pandemiebedingt wieder abgesagt werden. Für den Entertainment-Giganten ist das Geschäft mit Vergnügungsparks, Ferienresorts und Kreuzfahrten eine der wichtigsten Erlösquellen. Die Schließungen aufgrund der CoV-Pandemie im März haben bereits Kosten in Milliardenhöhe verursacht.