Nachtleben in Magaluf
Reuters/Enrique Calvo
Coronavirus

Sorge nach Partys von Urlaubern auf Mallorca

Wenige Masken, kaum Abstand: Bilder aus Mallorcas Partyhochburgen sorgen aktuell für Wirbel – auch über die spanischen Grenzen hinweg. Denn Hunderte britische wie deutsche Urlauber sollen sich beim Feiern kaum an die Coronavirus-Vorsichtsmaßnahmen gehalten haben. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird“, sagte nun der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

„Chaos“, titelte am Sonntag die Regionalzeitung „Ultima Hora“ mit Verweis auf Bilder von dicht aneinandergedrängten Menschenmassen vor den Lokalen an der Playa del Palma. Die „Mallorca Zeitung“ veröffentlichte tags zuvor ein Video, das die Menschen am Freitagabend auf der berühmten „Bierstraße“ im dichten Gedränge beim Feiern, Trinken und Tanzen zeigt – „als gäb’s kein Corona“, so die „MZ“.

Die Bilder vom Wochenende hätten ihn besorgt, sagte Spahn daraufhin am Montag. Es gebe Regeln, die beachtet werden müssten. „Wo miteinander gefeiert wird, ist das Infektionsrisiko besonders hoch“, warnte Spahn. Wenn die Urlauber dann die Rückreise anträten, bestehe im Flieger und zu Hause ein Infektionsrisiko. Das gelte es gemeinsam „gerade in Reise- und Urlaubszeiten“ zu verhindern. „Die Gefahr einer zweiten Welle ist real. Wir sollten wachsam bleiben und sollten nicht übermütig werden.“

Menschen in einer Bar in Magaluf
Reuters/Enrique Calvo
Bilder von geschäftigem Treiben auf den Straßen von Mallorcas Partyhochburgen sorgen derzeit für Aufregung

Regionalregierung beschloss Strafenkatalog

Dabei hatte die Regionalregierung in Palma erst am Freitag, nach ersten illegalen, aber noch deutlich kleineren Partys in Bars und Parks, für Verstöße beim Feiern einen Strafenkatalog mit Bußgeldern von bis zu 600.000 Euro beschlossen – und auch verstärkte Kontrollen angekündigt. Die Balearen haben ihre Grenzen für ausländische Touristen Mitte Juni geöffnet.

Am Ballermann habe sich die Polizei aber vorerst kaum blicken lassen, stellte die „MZ“ fest. Auch den von der spanischen Regierung vorgeschriebenen Mindestabstand von eineinhalb Metern habe kaum jemand eingehalten, jene Menschen, die eine Maske trugen, seien zum Teil ausgelacht worden, berichteten einige Medien zudem. Die Szenen zeigten, so die „Mallorca Zeitung“, „wie groß die Gefahr einer zweiten Corona-Welle auf Mallorca sein könnte“. Das Infektionsrisiko im Freien wurde von Fachleuten bisher als eher gering eingestuft.

Polizisten und Feiernde auf Mallorca
Reuters/Enrique Calvo
In Medienberichten wurde kritisiert, dass viele Menschen bei den Feiern keine Masken trugen und kaum Abstand hielten

„Verstehe diese Art von Touristen nicht“

„Ich verstehe diese Art von Touristen nicht, die hierher kommen und einfach so tun, als wäre nie irgendetwas passiert“, wird Frank Winkler, Sprecher des Nachbarschaftsvereins Playa de Palma, von der ARD-„Tagesschau“ zitiert. „Es ist einfach verantwortungslos. Und das lässt natürlich die Deutschen auch in einem sehr schlechten Licht dastehen.“

Auch würden jene Bilder Bemühungen der Tourismusbranche und der Regierung der Balearen, die dem Sauftourismus kritisch gegenübersteht, behindern: „Wir haben in den vergangenen Jahren hart gearbeitet, damit sich solche Exzesse nicht wiederholen“, so Pepe Tirado, Präsident des Verbandes der Tourismusunternehmer auf Mallorca ACOTUR, im mallorquinischen TV.

Ähnliche Szenen gab es unterdessen nicht nur am Ballermann, sondern auch in anderen Teilen der Insel. So zum Beispiel laut Medien im besonders bei Briten beliebten Magaluf westlich der Inselhauptstadt, wo Partyurlauber auf geparkten Autos getanzt und dabei hohe Sachschäden verursacht hätten. Hier habe es einige Festnahmen gegeben, so „Ultima Hora“.

Vorbereitung auf weitreichende Maskenpflicht

Unterdessen tritt auf Mallorca und den anderen Baleareninseln am Montag eine weitgehende Maskenpflicht in Kraft. Damit folgen die Behörden dem Beispiel Kataloniens und der Extremadura. Dort ist das Tragen einer Maske über Mund und Nase praktisch überall außerhalb der eigenen vier Wände bereits Pflicht, auch dann, wenn der Sicherheitsabstand zu anderen Personen gewahrt werden kann.

Auch La Rioja, Navarra und Asturien bereiten eine solche Maskenpflicht vor. Für die Balearen sollte die entsprechende Verordnung noch am Montag im regionalen Gesetzblatt veröffentlicht werden und sofort in Kraft treten, berichteten spanische Medien. Wer sich nicht an die Maskenpflicht hält, riskiert demnach ein Bußgeld von 100 Euro. In den ersten Tagen soll es jedoch zunächst nur Ermahnungen geben.

Einige Ausnahmen

Die Behörden hatten einige Ausnahmen angekündigt. Am Strand, am Pool und beim Essen und Trinken sowie beim Sport dürfe die Maske abgenommen werden, hieß es. Die Gesundheit der Urlauber und der Einheimischen habe Priorität, begründete die Präsidentin der Balearen-Regionalregierung, Francina Armengol, die Maskenpflicht. Das Coronavirus sei immer noch da und es wäre ungerecht, wenn die große Mehrheit, die sich verantwortungsbewusst verhalte, von wenigen Unvorsichtigen gefährdet werde.

Unterdessen stoppte eine Richterin zunächst die für die katalonische Stadt Lleida und sieben umliegende Gemeinden ab Montag bestehenden Ausgangsbeschränkungen. Die von der Regionalregierung Kataloniens angeordnete Maßnahme sei unverhältnismäßig, begründete sie ihre Entscheidung. Wegen steigender Infektionszahlen steht die Region Lleida schon seit einer Woche unter Quarantäne, Fahrten in und aus dem Gebiet sind weitgehend untersagt.

Spanien ist mit knapp 28.400 CoV-Toten und 250.000 Infizierten eines der am schwersten von der Pandemie getroffenen Länder Europas. Landesweit sind die Zahlen seit Mitte Mai stark gesunken. Seit dem Ende der Beschränkungen kommt es aber lokal zu neuen Ausbrüchen.

Tausende feiern dicht gedrängt in Nizza

Empörung über feiernde Menschenmassen gab es indes auch in Frankreich: In Nizza versammelten sich am Samstagabend rund 5.000 Menschen wegen eines Konzerts an der Promenade des Anglais. Auch dort seien Vorsichtsmaßnahmen wie Abstandhalten und das Tragen von Masken nicht eingehalten worden.

Der Bürgermeister Christian Estrosi zog daher Konsequenzen und führte eine Maskenpflicht bei allen Großveranstaltungen im Freien ein. Auch die Regierung in Paris rief er dazu auf, so eine Maßnahme im gesamten Land einzuführen.