Erneut Ausschreitungen bei Protesten in Bulgarien

Bei den Protesten gegen die Regierung in Bulgarien ist es erneut zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden gestern in der Hauptstadt Sofia zwei Polizisten und ein Demonstrant verletzt, wie die Polizei mitteilte. Sechs Menschen wurden festgenommen.

Mann mit Schutzmaske und bengalischem Feuer in der bulgarischen Hauptstadt Sofia
Reuters/Stoyan Nenov

Einige Demonstrierende hätten versucht, ins Parlamentsgebäude einzudringen, erklärte der stellvertretende Polizeichef von Sofia, Anton Zlatanov. Randalierer hätten Fensterscheiben zerbrochen und Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit und roter Farbe auf die Sicherheitskräfte geworfen.

Sechster Abend in Folge

Beamte, die einem von einem Brandsatz getroffenen Mann zu helfen versucht hätten, seien von Demonstranten attackiert worden, teilte Zlatanov mit. Unter den Demonstranten seien kleine Gruppen von „Provokateuren“ gewesen, die es auf gewalttätige Konfrontationen mit der Polizei angelegt hätten.

Die Proteste fanden am sechsten Abend in Folge in Sofia statt. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des konservativen Ministerpräsidenten Boiko Borissow. Bereits am Freitag war es während der Proteste zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden zwei Demonstranten und vier Polizisten verletzt. Für Donnerstag riefen die Organisatoren zu landesweiten Kundgebungen auf.

Razzien als Auslöser

Ausgelöst worden waren die Proteste durch Razzien am Amtssitz von Präsident Rumen Radew. Dabei wurden ein Antikorruptionsbeauftragter und ein Sicherheitsberater des Präsidenten vorläufig für Befragungen festgenommen. Ihre Büros wurden im Rahmen von zwei unterschiedlichen Ermittlungsverfahren wegen Korruption und wegen Verrats von Staatsgeheimnissen durchsucht.

Der von den Sozialisten unterstützte Staatschef ist ein vehementer Kritiker von Borissows Regierung, der er „Verbindungen zu Oligarchen“ vorwirft. Radew macht den Ministerpräsidenten für das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegen seine Mitarbeiter verantwortlich. In einer Fernsehansprache am Samstag warf Radew der Regierung „mafiöses“ Gebaren vor und forderte sie zum Rücktritt auf.

Borissow ist seit zehn Jahren fast ununterbrochen an der Macht. 2013 und 2016 trat er zurück, kehrte aber wenige Monate später wieder an die Regierungsspitze zurück. Bulgarien gilt als das EU-Land, in dem Korruption am weitesten verbreitet ist.