Italiens Mafia schlachtet Geldmangel von Firmen aus

In Italien nehmen Mafia-Organisationen in der Coronavirus-Krise verstärkt auch mittlere und große Unternehmen ins Visier ihrer Aktivität. Davor haben die Ermittler der Anti-Mafia-Behörde DIA in ihrem Halbjahresbericht an das Parlament in Rom heute gewarnt. Die Liquiditätskrise in großen Teilen der Wirtschaft biete den kriminellen Banden Betätigungsfelder, um illegale, etwa mit Drogen und Glücksspiel erworbene Gelder in legale Kreisläufe einzuschleusen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Mafia-Clans den in Not geratenen Firmen vermehrt Kredite und andere Formen der Unterstützung anbieten. Das gelte zunächst in ihren angestammten Regionen im Süden und für eher kleinere Firmen. Die mit Mafia-Geld ausgestatten Unternehmen könnten Wettbewerbsvorteile zur Verdrängung der Konkurrenz nutzen. Es sei zudem nicht unwahrscheinlich, dass auch mittlere bis große Unternehmen in der Krise Mafia-Gelder einsetzen könnten.

’Ndrangheta als Wirtschaftsgröße

Auf mittlere und längere Sicht wollen die kriminellen Organisationen aus Italien mit ihren Finanzspritzen sogar international aktiv werden, wie es in dem Bericht heißt. Es gebe ein Szenario, wonach „die Mafia – insbesondere die ’Ndrangheta – noch stärker als ‚globaler Player‘ auftreten will, der zuverlässig und effektiv ist“. Der neue DIA-Bericht enthält eigentlich Zahlen für das zweite Halbjahr 2019. Doch die Spezialpolizei fügte extra einen aktuellen Teil zur Coronavirus-Pandemie hinzu.

Die Ermittler weisen darauf hin, dass Italiens Wirtschaft schon vor der Krise angeschlagen war. Die Veränderungen im Vorgehen der Mafia seien schon 2019 sichtbar. Nun dürften sie sich beschleunigen.