Einsatzkräfte bei Oppenau, Deutschland
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Polizist bei Einsatz verletzt

„Wald-Rambo“ nach Tagen gefasst

Nach tagelanger Flucht ist ein schwer bewaffneter Mann im deutschen Schwarzwald festgenommen worden. Bei der Aktion am Freitag wurden der Verdächtige und ein Polizist verletzt.

Bei dem leicht verletzten Polizisten handelt es sich um einen Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK). Fünf Tage nach seiner Flucht aus einer Polizeikontrolle waren die Ermittler dem 31-jährigen Yves R. durch einen Hinweis aus der Bevölkerung auf die Spur gekommen, wie die Polizei und die Staatsanwaltschaft der Stadt Offenburg Freitagabend bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mitteilten.

Stunden vor der Festnahme hatte der Offenburger Polizeipräsident noch an R. appelliert, Kontakt zu den Ermittlern aufzunehmen. Kurz darauf hätten sich zwei Zeugen gemeldet, die den Mann gesehen haben wollten. Durch den Einsatz von Personenspürhunden habe man den Verdächtigen schließlich in einem Gebüsch sitzend entdeckt, wie die Polizei bei der Pressekonferenz mitteilte. Wie es zu den Verletzungen bei der Festnahme kam, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Es sei jedoch eine Axt im Spiel gewesen.

Polizisten entwaffnet

An der tagelangen Suchaktion waren 2.530 Einsatzkräfte beteiligt. Die Staatsanwaltschaft Offenburg bezeichnete die Festnahme als „Zwischenschritt“. Der Verlauf der vergangenen Tage und der Festnahme müssten nun auf „strafrechtlich neue Aspekte“ geprüft werden, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Offenburg, Herwig Schäfer.

Ein Hubschrauber der Polizei landet nahe der Gemeinde Oppenau
APA/dpa/Philipp von Ditfurth
Mehr als 2.000 Einsatzkräfte beteiligten sich an der Fahndung

Er hoffe, das Ermittlungsverfahren in acht bis zwölf Wochen abschließen zu können. Dem Verdächtigen werde „schwere räuberische Erpressung“ vorgeworfen. R. war seit Sonntag auf der Flucht. Er hatte in der Ortschaft Oppenau vier Polizisten bei einer Kontrolle in einer Gartenhütte bedroht, ihnen die Dienstwaffen abgenommen und war anschließend im Wald verschwunden.

Bei dem Verdächtigen wurden nun laut Polizei fünf Waffen gefunden. Man habe „die vier Polizeiwaffen und eine zusätzliche Pistole gefunden“, sagte Einsatzleiter Jürgen Rieger am Freitag. Die Untersuchung der fünften Waffe laufe noch. Daher mache er „keine Aussage zu Art und Gefährlichkeit der Waffe“, sagte Rieger.

Fahndung mit Hochdruck

Seit der Flucht R.s in ein Waldstück bei Oppenau im Schwarzwald hatte die Polizei unter Hochdruck nach dem Verdächtigen gesucht. Hunderte Einsatzkräfte, unterstützt von Hubschraubern und Wärmebildkameras, durchkämmten die umliegenden Wälder und durchsuchten dabei auch mögliche Unterschlüpfe wie Höhlen, alte Bunkeranlagen und verlassene Gebäude.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war R. – der von manchen deutschen Medien in Anlehnung an den Actionfilmcharakter John Rambo als „Wald-Rambo“ bezeichnet wurde – in den vergangenen Jahren immer wieder durch Verstöße gegen Waffengesetze aufgefallen. Presseberichten zufolge soll er bereits eine Haftstrafe wegen Körperverletzung einer ehemaligen Partnerin mit einer Armbrust verbüßt haben.

Jugendstrafe wegen Volksverhetzung

Schäfer hatte den 31-Jährigen zwei Tage nach dessen Flucht als „Waldläufer“ bezeichnet. Er galt als Waffennarr, hatte im Herbst seine Wohnung verloren und war seitdem ohne festen Wohnsitz. In der Gartenhütte habe sich der Mann widerrechtlich häuslich eingerichtet – daher habe der Besitzer die Polizei gerufen.

Einsatzkräfte im Wald bei Oppenau, Deutschland
APA/dpa/Sven Kohls
Fünf Tagen lang versteckte sich der Verdächtige im Wald

Die Staatsanwaltschaft gab an, dass der Mann als Jugendlicher unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt worden war. Die Jugendstrafe von acht Monaten mit Bewährung wurde nach einer Phase ohne weitere Vorkommnisse erlassen. Später gab es keine Ermittlungen wegen politisch motivierter Straftaten mehr. Zudem sei eine rechtsradikale Gesinnung zum Ausdruck gekommen, unter anderem durch die Verwendung von Hakenkreuzen und SS-Symbolen sowie durch judenfeindliche Äußerungen.