Wissenschafter untersuchen den Krater des Vulkans Grimsvötn
Getty Images/Arctic-Images
Bebenserie

Island zittert Vulkanausbruch entgegen

Die ersten Anzeichen hat es mit einer Serie kleiner Beben im Jänner gegeben, im Juni sind erhebliche seismische Aktivitäten gemeldet worden, und diese Woche hat es zwei starke Erderschütterungen gegeben: In Island warnen Seismologen vor einem neuen, bald bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Behörden vermuten, dass der Grimsvötn, der aktivste Vulkan der Insel, auf seinen ersten Ausbruch seit 2011 zusteuern könnte.

31 aktive Vulkane gibt es in Island, wobei aktiv relativ ist: Ein Ausbruch innerhalb der vergangenen 10.000 Jahre reicht dafür aus. Knapp die Hälfte war aber tatsächlich in den vergangenen 100 Jahren aktiv. Und nun kündigt sich der nächste Ausbruch an.

Erste Anzeichen gab es bereits im Jänner: In der Nähe der bei Touristen beliebten Blauen Lagune auf der Halbinsel Reykjanes wurde eine Serie kleiner Erdbeben sowie das „Aufblähen“ eines Berges festgestellt, wie die isländische Wetterbehörde mitteilte. Der Berg Thorbjörn wuchs um insgesamt zwei Zentimeter an, was mit einer Ansammlung von Magma mehrere Kilometer unter der Erdoberfläche zusammenhängen dürfte. Die Behörden setzten die Warnstufe für Flugzeuge auf „gelb“ herauf, ein „Anzeichen erhöhter Unruhe“ eines Vulkans.

Ausbruch des Vulkans Grimsvotn 2011
AP/Jon Gustafsson
Der Grimsvötn brach zuletzt 2011 aus

Erdbebenschwarm seit Mitte Juni

Ab 19. Juni wurde dann ein Erdbebenschwarm registriert, der bis heute anhält. Allein innerhalb von drei Tagen wurden rund 3.000 kleine Beben verzeichnet, drei immerhin mit Stärke fünf. Und es gab die ersten Warnungen, dass der Grimsvötn bald ausbrechen könnte. Hohe Schwefeldioxidwerte deuteten darauf hin, dass sich nicht weit unter der Erdoberfläche Magma befinde, hieß es.

Mit Asche bedeckte Schafweide nach dem Ausbruch des Vulkans Grimsvotn 2011
APA/AFP/Vilhelm Gunnarsson
Vulkanausbrüche haben auf Island erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Tier

In der ersten Juli-Woche wurden 4.300 Beben registriert, in der Woche darauf 3.100. Am Sonntag und Montag hatte es dann auch mehrere schwere Erdstöße gegeben: Sie traten entlang der Bruchzone Tjörnes nördlich von Siglufjördur im hohen Norden der Nordatlantik-Insel auf, also weit entfernt von Reykjavik, der Hauptstadt im Südwesten des Landes.

Grafik zu Vulkanen in Island
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Erinnerung an Flugausfälle wegen Eyjafjallajökull

Dass Ausbrüche keineswegs nicht nur Folgen für Island, sondern globale Auswirkungen haben können, zeigte sich vor einigen Jahren: Im April 2010 hatte die Eruption des kleineren isländischen Vulkans Eyjafjallajökull einen Monat lang den Flugverkehr in Europa lahmgelegt. Mehr als 100.000 Flüge wurden damals gestrichen, gut acht Millionen Reisende saßen zum Teil tagelang auf Flughäfen fest. Der Grimsvötn war zuletzt im Jahr 2011 ausgebrochen. Rund 900 Flüge wurden damals wegen der Aschewolken gestrichen. Da der Vulkan eisbedeckt ist, drohen zudem im Falle eines Ausbruches Überschwemmungen durch schmelzende Eisschichten.

Ausbruck des Vulkans Eyjafjallajokull 2010
Reuters/Lucas Jackson
Der Ausbruch des Eyjafjallajökull hielt die ganze Welt in Atem

Dabei war der Ausbruch des Grimsvötn vor rund neun Jahren deutlich stärker als der des Eyjafjallajökull. Allerdings sind seine Aschepartikel durch die dicke Eisschicht größer und grobkörniger. Dadurch sind sie auch schwerer und sinken schneller zu Boden. 2011 fürchtete man auch, der Vulkan Hekla könnte erneut ausbrechen. Mit seiner auffälligen Schneekappe und seiner Pyramidenform, die an den japanischen Fujiyama erinnert, gilt er als bekanntester Vulkan. Er war zuletzt 2000 kurz ausgebrochen, 2011 blieb es dann doch ruhig.