Russischer Privatjet trotz Landeverbot in Österreich

Ein finnischer Behördenfehler, der in Helsinki eine unkomplizierte Einreise in den Schengen-Raum erlaubte, ermöglichte Ende Juni einem russischen Businessjet und seinen Fluggästen, ein für Flüge aus Russland in Österreich geltendes Coronavirus-Landeverbot zu umgehen. Dasselbe Flugzeug war bereits im Mai aus Moskau nach Salzburg geflogen, um Koffer von einem österreichischen Zweitwohnsitz abzuholen.

Die Gulfstream G650 mit dem Kennzeichen LX-MOW, die wiederholt vom ehemaligen russischen Vizepremier und jetzigen Bankenmanager Igor Schuwalow verwendet wurde, hat es laut APA-Recherchen am 23. Juni mit Fluggästen und trotz Coronavirus-Beschränkungen aus Moskau nach Salzburg geschafft. Seit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Russland am 18. März auf eine Liste von SARS-CoV-2 Risikogebieten gesetzt hat, sind Landungen von Flugzeugen aus Russland in Österreich nur in Ausnahmefällen erlaubt. Passagierflüge fallen nicht darunter.

Möglich wurde der Flug Moskau-Salzburg durch eine Zwischenlandung auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa, wo sich LX-MOW 26 Minuten lang am Boden befand. Obwohl derartige Transitflüge für Privatjets in Finnland derzeit nicht erlaubt seien, hätten die Passagiere in der Transitzone des Flughafens die Einreiseformalitäten in die EU erledigen können und Stempel in ihre Reisepässe erhalten, erklärte die Sprecherin der finnischen Grenzbehörde, Päivi Kaasinen.

Schuwalow nicht an Bord

Die Passagierliste unterliegt dem Datenschutz. Fest steht jedoch, dass Schuwalow persönlich nicht an Bord war: Der Vorstandsvorsitzende der Wneschekonombank (WEB) habe am genannten Tag in seinem Büro gearbeitet, hieß es am Donnerstag in dieser staatlichen russischen Bank. Die Pressestelle ließ gleichzeitig die Frage unbeantwortet, ob etwa Familienmitglieder nach Salzburg gereist seien.

Die Schuwalows, die nach österreichischen Medienberichten über einen Wohnsitz in der Villa Campeau in Burgau am Attersee verfügen, sind für den kostspieligen Einsatz von Flugzeugen bekannt: Der russische Oppositionspolitiker Aleksej Nawalny hatten 2016 enthüllt, dass Igors Gattin Olga ihre preisgekrönten Corgi-Rassehunde in Privatjets zu internationalen Hundewettbewerben fliegen lässt.

Erst am 16. Mai war LX-MOW ohne Passagiere nach Salzburg geflogen, um hier nach Angaben des österreichischen Gesundheitsministeriums „Koffer und andere Sachen“ von einem Zweitwohnsitz abzuholen. Damals stand die Gulfstream G650 etwa eine Stunde auf dem Boden und flog dann gleich wieder nach Moskau zurück. Dieses Mal dauerte es länger: Nachdem der Jet am 23. Juni gelandet war, kehrte er erst am 3. Juli wieder nach Moskau zurück.