Eine Patientin in einem Spital in Barcelona wird einem CoV-19-Test unterzogen
AP/Emilio Morenatti
Spanien

Sorge über CoV-Neuinfektionen bei Jungen

Im Frühjahr gehörte Spanien zu Europas Coronavirus-Zentren. Nun verzeichnet das Land erneut einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Am Freitag wurden binnen 24 Stunden 922 neue Fälle registriert. Doch während sich zu Beginn der Epidemie das Virus in Spanien vor allem in Altersheimen verbreitete, sind nun vor allem Jüngere betroffen.

Das Durchschnittsalter der Betroffenen liege aktuell bei 45 Jahren, teilte die Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES) mit. Es handle sich meist um Fälle mit leichten Symptomen. Die Behörde führte den Anstieg vor allem auf den Besuch von Partys und Nachtclubs zurück.

Insgesamt verzeichnete das spanische Gesundheitsministerium 15 Cluster, die mit dem Nachtleben zusammenhängen sollen, berichtete die spanische Zeitung „El Pais“ am Freitag. Allein zwei Cluster rund um einen Nachtclub in Cordoba sowie eine Trinkmeile in Murcia hätten für Dutzende Infektionen gesorgt. Sechs Regionen würden daher wieder Restriktionen vorantreiben, darunter etwa Katalonien.

Touristen in Mallorca
AP/Joan Mateu
Das Nachtleben in Spanien vibriert vielerorts auch trotz des Virus

Katalonien schließt Clubs

In Katalonien wurden am Freitag sämtliche Diskotheken und Konzertsäle mit Tanzfläche geschlossen. Wie der Zivilschutz mitteilte, gilt nun ab Samstag zudem eine Sperrstunde um Mitternacht für Bars, Restaurants, Spielhallen und Kasinos. Die verschärften Regelungen gelten zunächst für zwei Wochen.
Bereits zuvor wurde wieder zu Ausgangsbeschränkungen aufgerufen: Private Versammlungen müssen klein gehalten werden, Bars und Restaurants dürfen nur die Hälfte ihrer Plätze besetzen.

Andere Regionen überlegen, ob sie nachziehen sollen. Denn wie der Epidemiologe Joan Ramon Villabi zu der Zeitung sagt, seien über Nachtclubs verbreitete Fälle besonders komplex und schwer nachzuverfolgen. So könne es binnen kürzester Zeit zu zahlreichen Ansteckungen kommen, die Infektionsketten seien aufgrund der schnellen Ausbreitung nur mehr schwer nachzuverfolgen. Dazu trägt auch der höhere Bewegungsradius junger Menschen bei.

Gastronomie und Tourismus bangen um Existenz

In der Gastronomie und im Tourismusbereich sorgen die wieder ansteigenden Infektionszahlen und die neuen Beschränkungen für neue Existenzängste. Wie ein spanischer Gastronomieverband am Dienstag mitteilte, mussten bis jetzt 40.000 Bars, Restaurants und Hotels im Land dauerhaft schließen. Das entspricht etwa 13 Prozent der gastronomischen Betriebe. Bis Ende des Jahres rechnet der Verband damit, dass die Zahl der geschlossenen Betriebe auf 65.000 ansteigt. Der Sektor warnte, dass 300.000 Jobs durch die neuen Beschränkungen gefährdet seien.

Ein Paar mit Maske an der Küste von Cadiz im Süden Spaniens
AP/Emilio Morenatti
Mit Maske an den Strand: Die Urlaubssaison leidet auch in Spanien

Auch Hotelbuchungen sind im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Die durchschnittliche Auslastung der Hotels lag bei 33 Prozent, wie eine Studie des Hotel-Benchmarking-Spezialisten STR zeigt. Die Inselgruppe der Balearen verzeichnete mit knapp 66 Prozent weniger Reservierungen den schwersten Rückgang. Der Tourismus trägt zwölf Prozent zur spanischen Wirtschaftsleistung bei. Seit Ende Juni lässt Spanien wieder Urlaubsgäste ins Land.

„Situation weiter im Griff“

Die spanische Behörde für gesundheitliche Notfälle räumte ein, dass man möglicherweise bereits eine zweite Welle habe. Sie betonte allerdings auch, dass nach wie vor alles unter Kontrolle sei: „Wenn die größeren Neuausbrüche schnell unter Kontrolle gebracht werden, haben wir die Situation weiter im Griff.“

Wachsende Sorgen gab es allerdings auch über einen Anstieg von Fällen unter Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft. In den vergangenen Wochen gab es mehrere Hotspots unter Saisonarbeitern, die bei der Obsternte in Spanien eingesetzt werden. Diese müssen oft unter widrigen Bedingungen in inoffiziellen Siedlungen leben, wo sie keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben. Die UNO forderte von spanischen Behörden, die medizinische Versorgung der Arbeitskräfte zu verbessern. Aktuell sei die Situation alarmierend und verschlechtere sich von Tag zu Tag.

Zu Beginn der Pandemie hatte sich das Coronavirus in Spanien vor allem in gesundheitlichen Einrichtungen und Altersheimen stark verbreitet. Mit mehr als 270.000 nachgewiesenen Infektionen und über 28.400 Toten ist Spanien eines der von der Pandemie am schwersten betroffenen Länder Europas. Nach Angaben der Behörden ist die Lage aber seit vielen Wochen unter Kontrolle.