Gouverneur verhaftet: Erneut Massenproteste in Russland

In der ostrussischen Stadt Chabarowsk hat es wieder Massenproteste gegen die Verhaftung des Provinzgouverneurs Sergej Furgal gegeben. Zehntausende Demonstranten zogen heute durch die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Fernen Osten Russlands, wie ein AFP-Reporter berichtete. Sie hielten die Flagge von Chabarowsk und Protestplakate hoch und riefen Sprechchöre gegen Präsident Wladimir Putin. „Freiheit“ und „Putin, tritt zurück“ skandierten die Demonstranten vor der Provinzverwaltung.

Proteste in Chabarowsk
APA/AFP/Aleksandr Yanyshev

Furgal war am 9. Juli festgenommen, nach Moskau gebracht und in Untersuchungshaft genommen worden. Ihm wird vorgeworfen, vor 15 Jahren mehrere Morde an Geschäftsleuten in Auftrag gegeben zu haben. Der 50-jährige Provinzgouverneur, der der ultrarechten Liberaldemokratischen Partei (LDPR) von Wladimir Schirinowski angehört, weist die Vorwürfe zurück.

Kritiker sehen politischen Schachzug

Die Anhänger des Gouverneurs sehen Furgals Verhaftung als politisch motiviert und als einen Versuch des Kreml, einen Gegner der Regierungspartei Geeintes Russland zum Schweigen zu bringen. Bereits an den beiden vergangenen Wochenenden hatten in Chabarowsk Zehntausende Menschen gegen Furgals Verhaftung protestiert.

Öffentliche Versammlungen sind in Russland wegen der Coronavirus-Pandemie derzeit verboten. Die Kundgebung in Chabarowsk wurde von der Polizei aber nicht aufgelöst. Behördenvertreter sprachen von 6.500 Teilnehmern, in Onlinekanälen der Opposition war dagegen von rund 90.000 Demonstranten die Rede.