Ein Kellner beim Servieren von Speisen im Schweizerhaus
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CoV und Gastronomie

Debatte über neuen Tourismusleitfaden

Seit Donnerstag gibt es einen Leitfaden zum Umgang mit CoV-(Verdachts-)Fällen im Gastgewerbe. Dieser fasst zusammen, was im Fall des Falles zu tun ist. Doch kaum veröffentlicht, wird schon Kritik laut: „Ja eh“-Leitfaden heißt es, die Opposition vermisst noch immer eine klare Strategie für den Umgang mit der Pandemie im Gastgewerbe, die SPÖ fordert verpflichtende, regelmäßige Tests.

Der „Leitfaden für Tourismusbetriebe hinsichtlich des Umgangs mit Covid-19 (Verdachts-)Fällen“, herausgegeben vom Tourismusministerium und erarbeitet gemeinsam mit dem Gesundheitsressort und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) solle helfen, „die Unsicherheiten und Risiken, die mit der Pandemie einhergehen, zu reduzieren“, heißt es darin einleitend, und Hilfestellung bei Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion bei Gästen und Personal geben. Der Leitfaden hat, wird betont, empfehlenden Charakter.

Das Papier sei „natürlich hilfreich, weil es noch einmal übersichtlich und komprimiert wiedergibt, was in der Praxis konkret zu tun ist, wenn ein Verdachtsfall im Betrieb auftritt“, sagte der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Markus Gratzer, am Donnerstag.

„Nichts, was nicht schon bekannt wäre“

Es seien aber „keine neuen Erkenntnisse drin – nichts, was nicht schon bekannt wäre“, so Gratzer. Einzige inhaltliche Veränderung sei, dass die Quarantänezeit nach einem „engen Kontakt“ mit einem CoV-Fall, per Definition mindestens 15 Minuten mit einem Abstand unter zwei Metern, von 14 auf zehn Tage verkürzt wird.

Allerdings führe mitunter die Angst vor den Folgen positiver Tests – eben Quarantäne in der sommerlichen Hochsaison – dazu, dass man bei Tests eher „zurückhaltend“ sei. In Österreich können sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tourismus, die Kontakt zu Gästen haben, seit Anfang Juli freiwillig und kostenlos testen lassen. Das Tourismusministerium bewirbt die Tests mit der Kennzeichnung „Sichere Gastfreundschaft“ für Betriebe. Bis zu 65.000 Tests, PCR-Abstriche, sollen die Kapazitäten pro Woche sein, diese werden allerdings bisher nicht annähernd erreicht.

SPÖ fordert regelmäßige und verpflichtende Tests

Stichwort Empfehlung: Die SPÖ forderte am Donnerstag nicht nur eine Ausweitung der Testkapazitäten und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Tourismuswirtschaft in ganz Österreich „flächendeckende, regelmäßige“ Tests. Diese sollten im Zweiwochenintervall wiederholt werden müssen, so SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner. Die frühere Gesundheitsministerin verlangt außerdem einen Fahrplan für Hotel- und Gastgewerbebetriebe für den „Ernstfall“.

SPÖ fordert verpflichtende Tests im Tourismus

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner lässt kein gutes Haar am Coronavirus- Krisenmanagement der Regierung im Tourismusbereich. Sie fordert verpflichtende Tests.

Das Krisenmanagement müsse klar in Bundeshand sein, sagte Rendi-Wagner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher. Die Tests sollten durch die Bundesregierung einheitlich organisiert und finanziert werden, „das kann man nicht auf die Bezirke abschieben“. Rendi-Wagner verwies darauf, dass Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bei der Vorstellung der Testpläne im Tourismus ein Budget von 150 Mio. Euro für die entsprechende Kampagne und die Tests angekündigt hatte. „Genau dieses Geld muss dafür eingesetzt werden.“

„Schön, dass ihr langsam munter werdet“

Kritik übten Rendi-Wagner wie Kucher auch grundsätzlich am bisherigen Umgang der Regierung mit den Tests. „Es wird nach wie vor in Österreich zu wenig und viel zu langsam getestet. In einigen Ländern Europas geht das in wenigen Stunden“. Die Ergebnisse würden dort in vier bis fünf Stunden vorliegen, hierzulande dauere es nach wie vor fünf bis sechs Tage. „Man hat sich in diesem Bereich nicht verbessert“, so die Parteivorsitzende.

Neuer Coronavirus-Leitfaden für den Tourismus

Für Tourismusbetriebe gibt es jetzt einen Leitfaden für den Umgang mit Coronavirus-Verdachtsfällen und Infektionen von Mitarbeitern und Gästen.

„Fünf Monate Corona-Erfahrung hätten (Bundeskanzler Sebastian, Anm.) Kurz und seinem Team reichen müssen, um die richtigen Lehren zu ziehen. Diese sind aus meiner Sicht nicht zur Genüge gezogen worden“, so die SPÖ-Chefin. Aktuell halte man nicht einmal bei zehn Prozent der angekündigten 65.000 Tests pro Woche im Gastgewerbe. Die Vorgänge im Tourismusort St. Wolfgang hätten auch aufgezeigt, dass es bisher an klaren, einheitlichen Leitlinien, vor allem im Tourismus, gemangelt habe, so Rendi-Wagner.

Übersichtsaufnahme von St. Wolfgang
APA/Fotokerschi.at/Kerschbaummayr
Die CoV-Fälle in St. Wolfgang wurden zur Prüfung für den bekannten Urlaubsort im Salzkammergut

Kucher unterstrich die Kritik und zeigte sich verwundert darüber, dass das Tourismusministerium just jetzt einen Leitfaden wie von der SPÖ gefordert veröffentlichte. „Schön, dass ihr langsam munter werdet“, sagte er in Richtung Ressortchefin Köstinger. Diesen „mitten in der Hochsaison“ zu bringen, sei aber zu spät.

Ampelfarben und ihre Folgen

Ebenfalls zu spät kommt für Rendi-Wagner die Einführung der „Corona-Ampel“, die im August in den Test- und im September in den Regelbetrieb gehen soll. „Warum erst im Herbst, das ist zu spät, das ist am Ende der Tourismussaison in Österreich.“ Ein klarer Leitfaden hätte spätestens zum Zeitpunkt der Lockerungen auf dem Tisch liegen und die Ampel im Frühsommer in Betrieb genommen werden müssen. Bisher wisse man auch nur, dass diese mehrere Farben haben wird, „aber nicht, was die Konsequenz“ bei den jeweiligen Warnstufen sein wird. „Wir wissen gar nichts über die Ampel.“

Für NEOS ein „Ja eh“-Leitfaden

Kritisch äußerte sich auch NEOS. Für Tourismussprecher Sepp Schellhorn, selbst Gastronom, wird in dem Leitfaden „genau das festgeschrieben, was die Bevölkerung schon seit Monaten weiß“, etwa dass man bei einem positiven Test zu Hause bleiben soll. „Da denkt man sich einfach nur ‚Ja eh‘“, so Schellhorn am Donnerstag in einer Presseaussendung. „Eine echte Strategie und konkrete Maßnahmen lassen damit auch weiterhin auf sich warten“, so Schellhorn. Es brauche eine klare „Containment-Strategie“, Anweisungen für den Fall des Falles. „Im Zimmer bleiben und 1450 anrufen ist keine ausreichende klare Handlungsempfehlung. Dieses halbherzige Vorgehen gibt den Betrieben weiterhin keinerlei Sicherheit.“

Zur „Ampel“ sagte Schellhorn unter anderem, es müsse „vorab klar sein, was passiert, wenn ein Bezirk zum Beispiel von Grün auf Orange umschaltet“. Jedes Mal neu zu entscheiden, „ob Betriebe schließen müssen oder Veranstaltungen möglich sind oder nicht, ist weder sinnvoll noch nachvollziehbar. Es braucht verständliche und klare Maßnahmen, nicht eine willkürliche Fall-zu-Fall-Entscheidung“.