Der ehemalige spanische König Juan Carlos.
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Korruptionsskandal

Juan Carlos hat Spanien verlassen

Im an Skandalen nicht armen spanischen Königshaus hat es Montag eine Überraschung gegeben: Ex-König Juan Carlos hat das Land verlassen und sich ins Ausland begeben. Der frühere Regent steht unter Korruptionsverdacht, sogar die Anklagebank droht dem 82-Jährigen. Der Kontakt zu seinem Sohn, dem derzeitigen König Felipe VI., soll längst abgebrochen sein.

Der Entschluss wurde am Montag vom Königshaus selbst mitgeteilt. Zunächst war unklar, wann der Ex-König seine Heimat verlassen würde. Später berichteten spanische Medien, Juan Carlos habe das Land bereits verlassen. Wo er sich nun aufhält, ist derzeit unbekannt.

Juan Carlos habe König Felipe in einem Brief informiert, hieß es. Mit seiner Entscheidung wolle er dazu beitragen, die Ausübung der Arbeit seines Sohnes als Staatschef zu erleichtern, „angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen“, so Juan Carlos. „Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit großer Ruhe treffe“, sagte der emeritierte König.

Die in Sachen Monarchie gewöhnlich sehr gut informierte Tageszeitung „El Mundo“ versicherte allerdings, die Entscheidung sei in erster Linie von Felipe getroffen worden. Das Königshaus habe Juan Carlos zum Verlassen Spaniens „gezwungen“, so das Blatt.

Affäre um den „Wüstenzug“

Die „gewissen Ereignisse“ sind im Juni eingeleitete Justizermittlungen. Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte ein Ermittlungsverfahren zur Verwicklung des ehemaligen Monarchen in eine mutmaßliche Korruptionsaffäre eingeleitet. Dabei geht es um den Verdacht von Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. Im Jahr 2008 soll Juan Carlos Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar (88,26 Mio. Euro) aus Saudi-Arabien kassiert haben.

Die spanische Königsfamilie.
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Ein Bild aus idyllischeren Tagen: 2018 traten Felipe und Juan Carlos noch gemeinsam auf

Große Summen soll er vor den Behörden versteckt haben. In dem Skandal, der in Spanien „Wüstenzug-Affäre“ genannt wird, ermitteln die zuständigen Behörden schon seit 2018.

Die von mehreren spanischen Firmen gebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Mekka und Medina wurde im Oktober 2018 eingeweiht. Für die rund 450 Kilometer benötigt der „Haramain“-Schnellzug etwa zwei Stunden. Für die Passagiere, darunter Millionen Pilger, verkürzte sich die Fahrzeit um über 50 Prozent.

Keine Immunität nach 2014

Für die vier Jahrzehnte, die er König und Staatsoberhaupt von Spanien war (22. November 1975 bis 14. Juni 2014) genießt Juan Carlos Immunität. Nach seinem Thronverzicht zugunsten seines Sohnes hat der heute 82-Jährige zwar noch Sonderrechte, er kann aber vom Obersten Gericht auf die Anklagebank gesetzt werden. Obwohl die mutmaßliche Schmiergeldzahlung 2008 erfolgte, könnte Juan Carlos in Zusammenhang mit dem Skandal unter anderem der Geldwäsche in der Zeit nach 2014 beschuldigt werden.

Korruptionsskandal: Ex-König Juan Carlos verlässt Spanien

Ermittlungen gegen Spaniens Ex-König Juan Carlos wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen hatten nicht nur ihn in Verruf gebracht, sondern auch dem Königshaus geschadet. Mit 82 Jahren zieht er nun ins Ausland – nicht ganz freiwillig, versichern gut informierte Medien.

Felipe brach den Kontakt zu seinem Vater ab, nachdem der Skandal bekanntwurde. Felipe verzichtete zudem auf das Erbe, das Juan Carlos ihm einst vermachen wird. Zudem wurde dem früheren König das Gehalt – 194.000 Euro jährlich – gestrichen.

Dauergäste in den Schlagzeilen

Die Casa Real stand in der Vergangenheit wiederholt im Rampenlicht der Skandalblätter. Felipes Schwager, Inaki Urdangarin, sitzt derzeit eine Haftstrafe ab. Der Ehemann von Infantin Cristina war 2018 wegen Veruntreuung von sechs Millionen Euro Steuergeldern sowie wegen Urkundenfälschung, Geldwäsche und Betrugs zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Cristina wurde der Beihilfe zum Steuerbetrug beschuldigt, aber freigesprochen. Sie ist die jüngere der beiden Schwestern Felipes und die Nummer sechs in der Thronfolge.

Auch das Bild von Juan Carlos in der Öffentlichkeit trug tiefe Kratzer davon. Der im römischen Exil geborene Bourbone brachte Spanien einst die Demokratie. Diktator Francisco Franco hatte ihn im Alter von zehn nach Spanien zurückgeholt, um zu einem faschistischen König erzogen zu werden. Nach Francos Tod beendete Juan Carlos jedoch die Diktatur und stieß demokratische Reformen an.

Elefantenjagd als Anfang vom Ende

Im Jahr 2012 aber brachte ein Skandal den Anfang vom Ende seiner Regentschaft. Mitten in der Wirtschaftskrise fuhr der damalige König nach Botsuana, um Elefanten zu jagen. Die Spanier waren empört, zumal die Reise nur deshalb publik wurde, weil er sich bei einem Sturz die Hüfte gebrochen hatte.

Der spanische König Juan Carlos mit Krücken im San Jose Krankenhaus in Madrid, nach dem Sturz von einem Elefanten.
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Juan Carlos entschuldigte sich nach seiner Reise samt Elefantenjagd und Hüftbruchs

Die Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete erstmals ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaars. In einer Geste, die in der Geschichte der spanischen Monarchie beispiellos war, entschuldigte sich der König öffentlich und gelobte Besserung. 2014 übergab er den Thron schließlich an Felipe.