Fans während des Finales des Eurovision Song Contest 2015 in der Wiener Stadthalle
ORF.at/Dominique Hammer
Neue Ufer

Song Contest bekommt US-Ableger

Europas ureigenster Gesangswettbewerb, der Eurovision Song Contest, bekommt einen amerikanischen Ableger. Der American Song Contest soll im Winter 2021 zum ersten Mal stattfinden. „Es ist Zeit, dass Amerika dieses Spektakel erlebt“, so Eurovision-Chefproduzent Martin Österdahl am Freitag.

Statt der 41 Eurovision-Nationen sollen 50 US-Bundesstaaten mit Sang und Show in Duellen gegeneinander antreten. Aus aktueller Sicht seien fünf bis zehn TV-Qualifikationsshows geplant, gefolgt vom großen Finale. Wie im europäischen Vorbild können sich Solosängerinnen und -sänger, Duos und Gruppen mit bis zu sechs Personen bewerben, so die offizielle Ankündigung.

Ein Geheimnis bleibt vorerst der Modus der Punktevergabe – diese könnte gar nicht so unkompliziert werden, denn die US-Bundesstaaten liegen in sechs verschiedenen Zeitzonen mit bis zu fünf Stunden Zeitunterschied. Ebenfalls offen blieb der Austragungsort, unklar ist auch, wo das TV-Spektakel zu sehen sein wird. Spekuliert wurde, ob der American Song Contest zu einem Netflix-Clou werden könnte. Immerhin startete erst kürzlich ein offizieller Song-Contest-Film mit Will Ferrell in der Hauptrolle auf dem Streamingdienst.

Es darf ein wenig mehr sein

Nun ist bereits das europäische Original nicht gerade für Understatement bekannt, die US-Variante könnte das aber noch einmal auf ein neues Level heben. Bereits in der Ankündigung werden die Latten hoch gelegt: Der American Song Contest soll „die Fanfare und die Aufregung der NFL-Play-offs (National Football League, Anm.) und der March Madness (die Hochschulmeisterschaft im College-Basketball, Anm.) miteinander verheiraten“.

Pompöse Halbzeitshow während der Super Bowl 2020 in Miami
APA/AFP/Getty Images/Sam Greenwood
Jubel, Glitzer, Feuerwerk: Die NFL-Play-offs sollen Vorbild für den American Song Contest werden

Für den notwendigen Showfaktor habe man sich „einige der weltweit besten Köpfe in Entertainment, Musik und Fernsehen“ ins Boot geholt, so der Song Contest. Genannt wird etwa ein schwedisches Produzententeam samt Christer Björkman, der einst selbst am Song Contest teilnahm und Produzent der schwedischen Vorrundenshow Melodifestivalen sowie der Song Contests 2013 und 2016 ist.

Aufseiten der USA tritt Ben Silverman als Produzent auf – er produzierte Shows wie „The Office“ und „The Biggest Loser“. Silverman sagte gegenüber „Variety“, dass er den Song Contest „seit 20 Jahren“ in die USA holen will. Heute sei das Land „mehr getrennt als je zuvor. Wir haben so viele Probleme, die uns trennen. Was uns wirklich vereint, ist unsere Kultur“, sagte Silverman und gab dem Spektakel auch gleich jene politisch vereinende Dimension, die auch dem europäischen Vorbild immer wieder zugeschrieben wird.

Seit 64 Jahren erstmals kein Song Contest

Das europäische Original befindet sich unterdessen aktuell in der Warteschleife: Aufgrund des Coronavirus wurde der heurige Song Contest zum ersten Mal seit 64 Jahren abgesagt. Der Bewerb hätte von 12. bis 16. Mai in Rotterdam über die Bühne gehen sollen. Die Coronavirus-Krise sei zu unabsehbar gewesen, als dass man das organisatorisch extrem aufwendige Liveevent weiter planen hätte können, so die European Broadcasting Union (EBU).

Duncan Laurence, Sieger des Eurovision Song Contest 2019
APA/AFP/Jack Guez
Im vergangenen Jahr hatte Duncan Laurence in Israel für die Niederlande den Pokal geholt

Nun heißt es: Noch 288 Tage bis zum großen Finale. Denn ein Alternativtermin steht schon. Der Eurovision Song Contest soll am 22. Mai nachgeholt werden, die beiden Halbfinal-Shows sind für den 18. und 20. Mai kommenden Jahres geplant. Auch am Veranstaltungsort ändert sich nichts. Für Österreich soll Vincent Bueno an den Start gehen.