Algerisches Gericht verurteilt Journalisten zu Haft

Ein algerisches Gericht hat einen Journalisten wegen seiner Berichte über Massenproteste in dem Land zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwälte hätten Khaled Drareni wegen „Gefährdung der nationalen Einheit“ und „Anstiftung zu einer unbewaffneten Versammlung“ angeklagt, sagten seine Anwälte nach dem Urteil heute.

Drareni ist unter anderem Herausgeber einer Nachrichtenwebsite sowie Korrespondent des französischen Fernsehsenders TV5 Monde und der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), die sich für den Schutz von Journalisten weltweit einsetzt.

Demos gehen weiter

Drareni war gemeinsam mit zwei Aktivisten im März während einer Demonstration in der Hauptstadt Algier festgenommen worden. Die beiden Mitangeklagten wurden zu zwei Jahren Haft verurteilt. RSF-Generalsekretär Christophe Deloire sprach auf Twitter von einer „willkürlichen, absurden und gewalttätigen“ Entscheidung.

Die wöchentlichen Proteste gegen die Regierung hatten in dem nordafrikanischen Land Anfang vergangenen Jahres begonnen. Es gingen mitunter mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Die andauernden Proteste führten schließlich zum Rücktritt von Präsident Abdelaziz Bouteflika, der 20 Jahre an der Spitze Algeriens stand. Die Demonstrationen gingen aber auch danach weiter. Viele sehen in Nachfolger Abdelmadjid Tebboune eine Fortsetzung der alten Eliten.

Drareni veröffentlichte in Sozialen Netzwerken Videoclips der riesigen wöchentlichen Demonstrationen. Seine Dokumentation auf Facebook und Twitter, wo er über 140.000 Follower hat, habe den größten Teil der Beweise gegen ihn ausgemacht, sagten seine Anwälte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Menschenrechtler und Organisationen zum Schutz der Pressefreiheit hatten seit Drarenis Festnahme seine Freilassung gefordert und auch die Beendigung der „Schikane unabhängiger Medien“.