Kabul lässt gefährliche Taliban-Kämpfer frei

In Afghanistan hat die umstrittene Freilassung gefährlicher Talibankämpfer begonnen. Gestern seien 80 inhaftierte Taliban aus der landesweit größten Haftanstalt Pul-e Charkhi im Osten der Hauptstadt Kabul freigelassen worden, teilte der nationale Sicherheitsrat heute mit. Die Freilassung von 400 als besonders gefährlich eingestuften Taliban galt als wichtigste Forderung der militanten Gruppe vor Beginn von Friedensverhandlungen.

Der Gefangenentausch zwischen den Taliban und der Regierung war Teil eines Abkommens zwischen den USA und den Taliban Ende Februar. Bis zu 5.000 inhaftierte Taliban sollten im Tausch gegen 1.000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene der Regierung freikommen. Nach Freilassung der Gefangenen sei ihr Verhandlungsteam innerhalb von einer Woche zum Beginn der Friedensgespräche bereit, hatte der Sprecher des politischen Büros der Taliban, Suhail Shaheen, am Montag gesagt.

Wann die restlichen 320 der 5.000 Gefangenen freikommen würden, war zunächst unklar. Unter den 400 Inhaftierten sind 156 zum Tode verurteilte Taliban, wie eine Liste des nationalen Sicherheitsrats zeigt. Auch mutmaßliche Drahtzieher von Anschlägen wie jenem auf die deutsche Botschaft im Jahr 2017 sollen sich unter den Schwerverbrechern befinden. Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hatte die umstrittene Anordnung zur Freilassung am Montag unterzeichnet. Ghani folgte damit einer Empfehlung der großen Ratsversammlung vom Sonntag.