Das Wrack der MV Wakashio
APA/AFP/L’Express Maurice
Ölkatastrophe vor Mauritius

Havarierter Frachter auseinandergebrochen

Vor rund drei Wochen ist der japanische 300-Meter-Frachter „Wakashio“ vor der Küste von Mauritius auf Grund gelaufen – die Ursache ist nach wie vor unklar. Tonnenweise lief Treibstoff in den Indischen Ozean, ein artenreiches Naturgebiet wird nachhaltig geschädigt. Nun ist der havarierte Frachter auseinandergebrochen: Nach Angaben der Regierung löste sich am Samstagnachmittag (Ortszeit) ein „beträchtlicher Teil“ vom Rumpf.

Der Zustand des Schiffs habe sich verschlimmert, und „es könnte jeden Moment auseinanderbrechen“, hieß es in einer Mitteilung des Krisenstabs der Regierung. Der vordere Teil des Schiffs soll nun langsam abgeschleppt werden, sagte Alain Donat vom Schifffahrtsministerium laut dem Nachrichtenportal Le Mauricien. Der Plan sei, ihn mindestens 1.000 Kilometer entfernt von der Küste zu versenken. Der hintere Teil soll zunächst auf dem Riff bleiben.

Einige Tage nachdem der Tanker im Juli auf ein Korallenriff aufgelaufen war, riss einer seiner Tanks. Mehr als 1.000 Tonnen Treibstoff strömten in die Lagune vor Pointe d’Esny. Die Regierung sprach vom schlimmsten ökologischen Desaster, das das Land je erlebt habe. Das Schifffahrtsministerium rief dazu auf, die betroffenen Gebiete zu meiden – die Öldämpfe seien „hochgiftig und gesundheitsschädlich“.

Ursprünglich war versucht worden, das Schiff, das unter der Flagge Panamas fährt, wieder flottzubekommen, doch aufgrund der schlechten Wetterbedingungen habe man kaum Fortschritte machen können, sagte Nagashiki Shipping, der Inhaber des Frachters. „Wir entschuldigen uns zutiefst bei den Menschen in Mauritius und bei den Betroffenen dafür, dass wir ihnen so viele Probleme bereitet haben“, teilte das japanische Unternehmen mit.

Helikopter brachte Öl von Frachter

Am Donnerstag hatte Nagashiki Shipping gemeldet, dass die gesamten 3.000 verbliebenen Tonnen Öl von Bord des Schiffes gebracht worden seien. Am Freitag waren dennoch neue Ölreste aus dem Schiff ausgetreten. In einem Wettlauf gegen die Zeit flogen dann seit dem frühen Samstag Helikopter zwischen dem Frachter und der Küste hin und her, um weiteres Öl vom Schiff zu bringen. Am Samstag war unklar, wie viel Öl sich noch auf dem Frachter befand.

Tanker in Mauritius auseinandergebrochen

Jener japanische 300-Meter-Frachter, der vor rund drei Wochen vor der Küste von Mauritius auf Grund gelaufen ist, ist nun auseinandergeborchen. Videoquelle: EBU/AFP

Tote Fische im Naturschutzgebiet

Der Frachter liegt inmitten einer Lagune auf der Südostseite von Mauritius. Eine kleine, nahegelegene Insel – ein Naturschutzgebiet – sei direkt von dem Ölaustritt betroffen, sagte Vikash Tatayah von der Mauritian Wildlife Foundation (MWF). „Ich habe tote Fische gesehen und Krabben, die von dem Öl bedeckt sind.“ Die Lagune sei in den vergangenen Jahren mit viel Arbeit wiederhergestellt worden. Die Katastrophe mache „20 Jahre der Restauration zunichte“.

Der auseinandergebrochene Frachter in Mauritius
EBU/AFP
Der auseinandergebrochene Frachter am 16. August

Schwere Vorwürfe an Behörden

Den Umweltnotstand hatte Mauritius bereits vergangene Woche ausgerufen. Allerdings wurde den Behörden vorgeworfen, zu langsam gehandelt zu haben. Es wurden Ermittlungen in die Wege geleitet, um die Ursache des Unglücks zu finden. Der MWF zufolge hätte das Schiff nie so nah an das Festland herankommen dürfen – die Organisation forderte, dass die Versicherer der „Wakashio“ für alle Schäden aufkommen.

In den vergangenen fünf Jahren ist es nach Angaben der MWF zu vier Schiffsunglücken gekommen, zwei davon in der Nähe des jetzigen. Der Inselstaat Mauritius mit rund 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern liegt vor der Küste Madagaskars. Er ist bei Touristinnen und Touristen wegen seiner Strände, Korallenriffe und reichhaltigen Tierwelt sehr beliebt und wurde von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie entsprechend hart getroffen.