Britische Armee verstärkt Präsenz im Ärmelkanal

Angesichts stark steigender Flüchtlingszahlen verstärkt die britische Armee ihre Präsenz im Ärmelkanal. Auf Bitten des Innenministeriums seien „Spezialkräfte der Royal Navy“ sowie ein drittes Flugzeug der Luftwaffe zum Ärmelkanal entsandt worden, teilte Verteidigungsminister Ben Wallace gestern mit. Der Anstieg bei den Flüchtlingszahlen belastet derzeit die Beziehungen zwischen Großbritannien und Frankreich.

„Diese Überfahrten sind letztlich lebensgefährlich, und es ist richtig, dass wir den Grenzschutz unterstützen, indem wir Spezialkompetenzen der Verteidigung und unsere Experten zur Verfügung stellen, um dieses kriminelle Verhalten zu stoppen“, sagte Wallace. Den Einsatz der Armee hatte die konservative britische Innenministerin Priti Patel gefordert.

In den vergangenen Wochen hatten immer mehr Menschen wegen des guten Wetters und der ruhigen See die Überquerung des Ärmelkanals gewagt. Gestern nahm die französische Küstenwache nach eigenen Angaben erneut 31 Flüchtlinge aus mehreren seeuntauglichen Booten auf, darunter drei Kinder und einen Säugling. Erst am Freitag hatten die französischen Behörden 38 Menschen aufgegriffen.

Johnson: „Sehr schlimm, dumm und gefährlich“

Seit Jahresbeginn haben die französischen Behörden nach eigenen Angaben bereits mindestens 810 Personen auf dem Ärmelkanal aufgegriffen. Laut britischen Medienberichten gelang bisher mehr als 3.400 Menschen die Überfahrt. Allein in den vergangenen zehn Tagen hätten mehr als eintausend die britische Küste erreicht.

Premierminister Boris Johnson nannte die Überfahrten diese Woche „sehr schlimm, dumm und gefährlich“. Er kündigte an, das Abschiebungsrecht zu ändern. Konservative britische Abgeordnete forderten einen verstärkten Grenzschutz sowie mehr Druck auf die französische Regierung bei der Bekämpfung illegaler Migration.

Im Juli hatten Frankreich und Großbritannien die Bildung einer gemeinsamen Polizeispezialeinheit zum Kampf gegen Schlepper beschlossen. Der Einheit sollen jeweils sechs britische und französische Polizistinnen und Polizisten angehören. Sie soll ihren Sitz in Coquelles nahe Calais haben, von wo aus viele Menschen versuchen, den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien zu überqueren.