Die kroatische Gemeinde Primosten.
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Keine Ausnahmen

Reisewarnung bleibt für ganz Kroatien

Die politischen Reaktionen auf die Reisewarnung, die Österreich gegenüber Kroatien ausgesprochen hat, nehmen nicht ab. Nachdem das beliebte Urlaubsland am Montag das heimische Außenministerium gebeten hatte, nur für besonders vom Coronavirus betroffene Regionen eine Warnung auszusprechen, lehnte Österreich am Dienstag ab: Die Reisewarnung wird weiterhin für ganz Kroatien gelten.

Die Option einer Teilreisewarnung sei natürlich auch überlegt worden, aber es sei dann in Rücksprache mit den Experten aus dem Gesundheitsministerium, Bundeskanzleramt und Außenministerium für ganz Kroatien entschieden worden, sagte eine Sprecherin am Dienstag auf APA-Anfrage. Hintergrund der Entscheidung sei, dass die Österreicherinnen und Österreicher mobil seien. Die Menschen würden großteils mit dem Auto in Kroatien sein und nicht nur an einem Ort bleiben. Manche seien auch mit dem Boot unterwegs.

Seit Montag gilt die Reisewarnung. Die heimische Regierung entschied sich dafür, da sich viele Rückkehrerinnen und Rückkehrer mit dem Coronavirus infiziert hatten. Rund 3.000 österreichische Urlauberinnen und Urlauber waren Ende der vergangenen Woche in Kroatien registriert. Das Außenministerium ging aber davon aus, dass sich ein Vielfaches der offiziell Registrierten im Land aufhielt. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Schätzungen gingen von knapp 40.000 österreichischen Urlauberinnen und Urlaubern aus.

Kontrollen an der österreichisch-slowenischen Grenze.
APA/EXPA/Johann Groder
An den Grenzen wird seit Montag noch genauer kontrolliert

Viele von ihnen kehrten am Wochenende zurück, wie viele es aber genau sind, ist unklar. Schätzungen berufen sich vor allem auf die Anzahl der Autos, die am Wochenende über die Grenze fuhren. Am Karawankentunnel hatte es von Sonntag auf Montag binnen 24 Stunden 5.000 Grenzübergänge gegeben – mehr dazu in kaernten.ORF.at .

Noch keine Sorge um Saison

Der kroatische Botschafter in Wien, Daniel Gluncic, hatte sich zuvor für eine partielle Reisewarnung ausgesprochen. Diese wäre einfacher zu meistern gewesen, sagte er. Innenminister Davor Bozinovic sagte: „Insbesondere in Regionen, wo die meisten österreichischen Touristen hinreisen, ist die Lage sehr günstig.“ Von kroatischer Seite werden etwa Istrien und der Distrikt Primorje-Gorski Kotar als epidemiologisch sicher genannt. Eine große Zahl von Coronavirus-Erkrankungen wurde dagegen in der Gespanschaft Split-Dalmatien, auf der Makarska-Riviera und der Insel Pag registriert.

Reisewarnung

Eine Reisewarnung berechtigt in manchen Fällen zu einem Gratisstorno einer gebuchten Reise. Eine Reisewarnung ist aber kein Reiseverbot. Sollte allerdings eine Rückholaktion aus einer Region oder einem Land durchgeführt werden, für das es eine Reisewarnung gibt, können die Reisenden an den Konsularkosten beteiligt werden.

Echte Sorge um seine Tourismussaison äußerte Kroatien aber noch nicht. Der kroatische Gesundheitsminister Vili Beros betonte: „Es gibt derzeit 760.000 Touristen in Kroatien. Innerhalb von einem Tag kamen Zehntausende EU-Bürger nach Kroatien." Auf der anderen Seite berichten örtliche Medien, dass etwa in Dalmatien die Abreise von österreichischen Touristinnen und Touristen zu spüren sei und Reservierungen storniert würden.

Der Leiter des regionalen Tourismusverbands der Gespanschaft Split-Dalmatien, Josko Stella, bestätigte gegenüber N1, dass einige Hotels auf der Insel Brac, die traditionell stark von Österreicherinnen und Österreichern besucht wird, nach der österreichischen Reisewarnung ihre Schließung angekündigt haben.

„Sommer geht zu Ende, Skisaison kommt wieder“

Der Chef des Instituts für öffentliche Gesundheit in Kroatien, Krunoslav Capak, erinnerte am Montag mit einer pikanten Aussage, dass Kroatien zu Beginn der Pandemie den Großteil von Infektionen aus italienischen und österreichischen Skigebieten importiert habe – nicht nur mit Winterurlauberinnen und -urlaubern, sondern vor allem mit Saisonarbeiterinnen und -arbeitern. „Der Sommer geht zu Ende, die Skisaison kommt wieder und damit auch epidemiologische Maßnahmen des kroatischen Instituts“, sagte er laut N1.

An Österreich erinnerte man in Kroatien die vergangenen Tage übrigens öfters, wenn es um die Infektionsherde ging. Insbesondere das Partyleben an der dalmatinischen Küste sei zum Problem geworden, so die Behörden und verglichen es mit der heimischen Apres-Ski-Szene. So infizierten sich viele Urlauberinnen und Urlauber in der Küstenstadt Makarska. Berichten zufolge spreche man dort bereits vom „neuen Ischgl in Kroatien“. Ein bekannter Strandclub namens „Makarana“ soll jener Ort sein, wo sich viele Urlauberinnen und Urlauber aus Österreich, Deutschland und der Schweiz infizierten. Seit letzter Woche ist der Club geschlossen.

Kostenlosen Covid-19 Tests für Kroatien-Reiserückkehrende beim Ernst Happel Stadion in Wien.
APA/Herbert P. Oczeret
Lange Schlangen bildeten sich vor dem Ernst-Happel-Stadion in Wien, wo Kroatien-Heimkehrende gratis getestet werden

In Kroatien liegt die aktuelle Reproduktionszahl derzeit bei 1,84. Am Montag gab der nationale Krisenstab bekannt, dass in den letzten 24 Stunden 85 Neuinfektionen registriert wurden, allerdings wurden in dieser Periode nur 990 Tests gemacht, hieß es. Am Sonntag waren 151 Neuinfektionen registriert worden.

Vorgehensweise für Heimkehrende

Seit Montag gilt die Regel, dass man von Kroatien aus kommend bei der Einreise nach Österreich einen negativen PCR-Test vorweisen muss, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Ansonsten gilt die Quarantäne, in der man sich binnen 48 Stunden auf eigene Kosten um einen Test kümmern muss. Die Nummer 1450 darf nur gewählt werden, wenn Symptome auftreten. Ausnahme sind jene Personen, die von 7. bis einschließlich 16. August zurückgekehrt sind – also noch vor dem 17. August um 0.00 Uhr. Sie dürften auch ohne Symptome die Nummer 1450 wählen, bestätigte am Dienstag das Gesundheitsministerium auf ORF.at-Anfrage.

Um die Strapazen zu vermeiden, folgten zahlreiche Kroatien-Urlauberinnen und -Urlauber dem Aufruf der Regierung schon am Wochenende und kehrten heim, bevor sie einen Test vorweisen mussten. Viele Bundesländer bereiteten sich darauf vor und richteten am Wochenende eigens freiwillige Teststationen ein, die allerorts großen Andrang verzeichnen. In Wien wurden allein an einem Tag 1.400 Coronavirus-Tests gemacht. Das Drive-in- und Walk-in-Testcenter beim Ernst-Happel-Stadion ist für zurückgekehrte Kroatien-Urlauberinnen und -Urlauber gratis – mehr dazu in wien.ORF.at.

900 Personen haben sich beispielsweise in der Steiermark für den kostenlosen Coronavirus-Test angemeldet – mehr dazu in steiermark.ORF.at. St. Pölten richtete ebenfalls eine Teststraße ein – mehr dazu in noe.ORF.at. In Vorarlberg bietet das Rote Kreuz in Röthis eine Drive-in-Station für Coronavirus-Tests an – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Stornierungen und Refundierungen

Kann aufgrund der Reisewarnung eine Kroatien-Reise nun nicht angetreten werden bzw. wurde sie verkürzt, so gibt es unterschiedliche Szenarien, ob eine Stornierung oder Refundierung möglich ist. Jurist Andreas Hermann vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) sagte am Montag im Gespräch mit Ö1, die besten Chancen würden Urlauberinnen und Urlauber haben, wenn sie eine Pauschalreise gebucht hätten. „Der Konsument kann aufgrund der Reisewarnung dem Veranstalter mitteilen, dass er kostenlos vom Vertrag zurücktreten möchte“, so Hermann. Dann habe er oder sie den Anspruch auf volle Rückerstattung. So gehe das rein rechtlich auch, wenn etwa der Urlaub nun aufgrund der Reisewarnung abgebrochen werden musste.

Doch nicht immer ist die Situation derart klar. Denn schließlich haben viele Österreicherinnen und Österreicher bloß die Unterkunft gebucht und sind anschließend mit dem Pkw in den jeweiligen Urlaubsort in Kroatien gefahren. Da es bei einem solchen „Vertrag über die Beherbergung“ nicht Teil des Vertrags sei, woher jemand anreise, könne die Reisewarnung nicht als Argument für Refundierung oder Stornierung gelten, so der Jurist.

„Ein Hotel oder ein privater Zimmervermieter kann sagen: Ich darf offen haben, jetzt kann ich meinen Teil des Vertrages erfüllen“, so Hermann. Er rät aber, bei den Gastgebern auf Kulanz zu pochen, möglicherweise würde so zumindest ein Teil rückerstattet. Man solle versuchen, „den Kontakt (zu) suchen und (zu) schauen, ob man gemeinsam eine Lösung finden kann“.