Zentrale der AUA
ORF.at/Christian Öser
Nach Kritik

AUA-Vorstand verzichtet doch auf Prämien

Nach heftiger Kritik verzichtet der AUA-Vorstand doch auf seinen Anteil an der Prämie für 2019. Das sei nach Rücksprache mit Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) beschlossen worden, so AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die für 2019 ausgezahlten Boni des Vorstands würden freiwillig zurückgelegt.

„Dies geschieht zusätzlich zum bereits fixierten Verzicht auf 2/3 unserer Einkünfte für die kommenden Jahre“, so der AUA-Chef. Die AUA hatte trotz Staatshilfe für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,9 Mio. Euro an Prämien an den Vorstand und die rund 200 Führungskräfte ausbezahlt. Eine halbe Million Euro davon ging den Angaben der Airline zufolge an den Vorstand mit Hoensbroech, Andreas Otto, Jens Ritter und Wolfgang Jani. Gewerkschaft und Opposition warfen Blümel vor, bei der in Summe 600 Mio. Euro schweren AUA-Rettung schlecht verhandelt zu haben.

Blümel kritisierte seinerseits den AUA-Vorstand und forderte am Mittwoch via Medien eine Rückzahlung. „Staatshilfen für das Unternehmen in Anspruch zu nehmen, Mitarbeiter in Kurzarbeit zu haben und als Vorstand gleichzeitig Boni auszubezahlen, ist völlig inakzeptabel. Ich erwarte, dass der Vorstand den Bonus umgehend zurückbezahlt“, zitierte ihn die Zeitung „Österreich“. Laut Blümel-Sprecher betraf die Forderung den Vorstand, nicht die übrigen Führungskräfte der Airline.

AUA argumentierte mit Erfolg 2019

Die AUA argumentierte, die Zahlungen seien für 2019, nicht für das laufende Jahr mit Pandemie. Grundlage dafür sei ein bereinigter operativer Gewinn (EBIT) von 19 Mio. Euro im Jahr 2019. Der Verzicht auf das Gehalt war schon vorher fixiert worden, bei den Vorständen „rund zwei Drittel ihres Gesamtgehalts“, die anderen Führungskräfte würden auf „bis zu ein Drittel“ verzichten, so eine Sprecherin. Das soll es die nächsten drei bis fünf Jahre geben, „je nach wirtschaftlicher Lage“.

AUA-Flugzeuge am Flughafen Wien
ORF.at/Christian Öser
Die AUA-Vorstände verzichten auf Boni und einen Teil ihres Gehalts

Prämien sind meist vom Erfolg des Unternehmens abhängig und zum Teil auch in den Dienstverträgen vereinbart, als variabler Gehaltsbestandteil. 2019 schrieb ein Großteil der Betriebe in Österreich gute Zahlen. Der Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger hält Bonuszahlungen trotz Krise für legitim, sie seien aber unsensibel gegenüber der Öffentlichkeit und dem Steuerzahler, wie er zur APA sagte.

AUA-Vorstand verzichtet auf Boni

Der Vorstand der Austrian Airlines wird laut Vorstandsvorsitzendem Alexis von Hoensbroech auf die Bonuszahlungen für das Jahr 2019 verzichten. Die Lufthansa-Tochter bekam aus Steuermitteln in der Coronavirus-Flaute 150 Mio. Euro an Zuschüssen und 300 Millionen Euro Kredit.

Auch andere Firmen reagierten

Beim Vorstand des von der Krise ebenfalls schwer getroffenen Flughafens Wien wurde die aktuell schwierige Situation bei den Prämien für 2020 schon berücksichtigt. „Da die Gesellschaft beabsichtigt, Unterstützungsleistungen aus dem Notfallfonds der Bundesregierung zu beanspruchen, wird die Bonusauszahlung 2020 den Richtlinien entsprechend auf 50 Prozent der erreichbaren Bonuszahlung für 2019 reduziert“, heißt es in Unterlagen zur anstehenden Hauptversammlung. Die beiden Flughafen-Vorstände haben ein Grundgehalt von je rund 350.000 Euro brutto im Jahr. Durch Prämien kann es auf das Doppelte steigen. 2019 schrieb der Airport Rekordzahlen.

Eine Reihe von Branchen, die von der Krise ebenfalls betroffen sind, stellen die Prämien für das vergangene Jahr nicht infrage. Der Baukonzern STRABAG, der heuer von einem Einbruch der Bauleistung um zehn Prozent ausgeht und Mitarbeiter vorübergehend in Kurzarbeit hatte, sagte auf APA-Anfrage, für 2019 die variablen Gehaltsbestandteile auszuzahlen. 2019 sei ein Rekordjahr gewesen, es gebe keinen Anlass, von vertraglichen Verpflichtungen und berechtigter Leistungshonorierung abzugehen", so eine Sprecherin.

Kürzungen auch bei voestalpine und Casinos

Bei der voestalpine wirkte sich die Krise bereits auf die Vorstandsgehälter aus. Das Vergütungsmodell sei seit jeher so konzipiert, dass es rasch auf wirtschaftliche Veränderungen reagiere, so deren Sprecher Peter Felsbach. Die Bezüge des Gesamtvorstands seien von rund 13 Mio. Euro (Geschäftsjahr 2018/19) auf acht Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 reduziert worden. Neben Kurzarbeit will der Konzern an den beiden steirischen Produktionsstandorten Kindberg und Kapfenberg heuer Hunderte Jobs streichen.

Auch bei den Casinos Austria sollen die Prämien laut „Kurier“ gekürzt werden. Die Prämie von Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner und ihrem Vorstandskollegen Martin Skopek, die rund die Hälfte des Gesamtbezugs ausmache, werde um 50 Prozent gekürzt, und beim Fixum verzichten beide zusätzlich auf 20 Prozent, hieß es in dem Bericht.

Gewerkschaft fordert Verbot

Die Gewerkschaft vida forderte von Finanzminister Blümel ein Verbot von Boni. „Was es endlich braucht, sind klare gesetzliche Spielregeln, dass, wenn Konzerne mit Steuergeld unterstützt werden und bei den Beschäftigten gespart wird, keine zusätzlichen Boni mehr an ohnedies gut bezahlte Manager fließen dürfen“, verlangte vida-Chef Roman Hebenstreit am Mittwoch in einer Aussendung.

Bei den ÖBB hat das Management auf einen Teil der Prämien verzichtet. „Mit allen MitarbeiterInnen und Führungskräften, die Anspruch auf einen variablen Gehaltsbestandteil haben, wurden individuelle Vereinbarungen getroffen und Abschläge erwirkt“, sagte ein ÖBB-Sprecher am Mittwoch. Bei den Geschäftsführern und Vorständen war das jeweils ein Monatsgehalt, welches einbehalten wurde, so der Sprecher.

NEOS-Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn sieht in den Prämien bei der AUA eine „Verhandlungspanne“ der Regierung sowie einen „Hohn gegenüber allen Steuerzahlern und einen Faustschlag ins Gesicht der AUA-Belegschaft“. „Die Verhandlungsprofis Sebastian Kurz, Gernot Blümel und Thomas Schmid haben am Verhandlungstisch die Boni für 2019 leider vergessen. Die Sache flog auf, und Finanzminister Blümel bat den AUA-Vorstand inständig, auf die Boni zu verzichten. Sein Flehen wurde erhört. Wer am Verhandlungstisch versagt, muss eben Stoßgebete schicken.“

NEOS forderte erneut die Offenlegung des Vertrags zur AUA-Rettung. Das Finanzministerium lehnt das ab, weil nicht das Finanzressort, sondern die Staatsholding ÖBAG und die Finanzierungsagentur COFAG zuständig seien.