Pflege: WIFO empfiehlt regionale Informationsstellen

Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) zur Pflegevorsorge in den Gemeinden sieht Nachholbedarf bei der Koordination zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Die Expertinnen und Experten raten zu regionalen Pflegeinformationsstellen – einerseits zur Beratung der Angehörigen, andererseits, um den Pflegebedarf an Ort und Stelle besser verfolgen und prognostizieren zu können.

Die Studie wurde im Auftrag des größten privaten Pflegeheimbetreibers SeneCura in Kooperation mit dem Gemeindebund erstellt und heute bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt.

Anzahl „Hochaltriger“ steigt auf Zweieinhalb- bis Dreifaches

Der Untersuchung zufolge wird bis 2050 in allen Bundesländern die Anzahl der „hochaltrigen Personen“ ab 85 Jahren auf das Zweieinhalb- bis Dreifache steigen, wenn auch die Entwicklung regional unterschiedlich ist. Die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen wird also enorm zunehmen. Die Gesamtausgaben für Pflege- und Betreuungsdienste werden laut den Projektionen des WIFO bis 2030 um 77 Prozent steigen.

Aus Sicht der befragten Gemeinden (649 und damit 31 Prozent der heimischen Gemeinden haben den entsprechenden Fragebogen ausgefüllt) besteht hoher Nachholbedarf bei der Koordination der Pflege: einerseits eine systematische Herangehensweise, um Informationen über den gegenwärtigen und künftigen Pflegebedarf der lokalen Bevölkerung zu erheben, andererseits, um den Bürgerinnen und Bürgern kompetente, wohnortnahe Information und Beratung bieten zu können.

Als Lösung können sich die Gemeinden regionale Pflegeinformationsstellen vorstellen. „Zum einen brauchen die Pflegebedürftigen und ihre Familien auf regionaler Ebene eine Ansprechperson, die über die Pflegeunterstützungsmöglichkeiten in einer Region Bescheid weiß. Zum anderen kann die Information über die regionalen Pflegebedürfnisse verwendet werden, um das Angebot an Pflegedienstleistungen dementsprechend anzupassen“, meinte Studienleiterin Ulrike Famira-Mühlberger.

Der SPÖ-Pensionistenverband begrüßte den WIFO-Vorschlag: Regionale Informationsstellen seien „bereits im Vorjahr“ im Pflegekonzept des Verbands empfohlen worden, so Generalsekretär Andreas Wohlmuth in einer Aussendung.

SeneCura bietet sich an

Man müsse auf die wohnortnahe Organisation der Pflege fokussieren, bekräftigte Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP), eine systematische Herangehensweise bei Information und Planung sei unerlässlich. Die Informations- und Beratungsaufgabe könne nicht, wie jetzt häufig der Fall, auf die Gemeinden abgewälzt werden.

Er könnte sich vorstellen, dass es zum Beispiel in den Gemeinden Ansprechpartner gibt und eine Informationsstelle auf Bezirksebene. Der größte private Pflegeheimbetreiber SeneCura bietet sich hier selbst an: Man könne einen Betrag leisten und in Zukunft vielleicht Aufgaben offiziell übernehmen, die man jetzt informell mitmache, meinte Markus Schwarz von der SeneCura-Gruppe.

Der steirische Gemeindebund forderte auf Basis der Studie eine umfassende Finanzierung sowie ein Konzept.

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