Kellyanne Conway
Reuters/Kevin Lamarque
„Alternative Fakten“

Trump verliert Beraterin Kellyanne Conway

Mitten im Wahlkampf wird US-Präsident Donald Trump von einer seiner engsten Beraterinnen verlassen: Kellyanne Conway nennt private Gründe für ihren Rücktritt. Die Demoskopin wurde von Gegnern gefürchtet. Weltbekannt wurde Conway durch ihre Ansichten über „alternative Fakten“.

Conway hatte ihren Rücktritt am Sonntag via Twitter verkündet. Sie begründete ihre Entscheidung damit, dass sie sich mehr um ihre Kinder kümmern wolle. In ihrem Leben werde es künftig „weniger Drama, mehr Mama“ geben, schrieb die vierfache Mutter.

Conway gehörte zu den wenigen Mitarbeitern im engeren Kreis um Trump im Weißen Haus, die während dessen gesamter bisheriger Präsidentschaft im Amt war – zahlreiche andere wurden gefeuert oder warfen das Handtuch. Nun geht sie freiwillig mitten im Wahlkampf. Die Demokraten kürten bereits ihren Präsidentschaftskandidaten Joe Biden offiziell, der Parteitag der Republikaner beginnt am Montag in Charlotte (North Carolina).

Sinnbild der Spaltung

Conways Abgang dürfte keine gute Nachricht für Trump sein, dessen Republikaner angesichts der Pandemie, steigender Arbeitslosenzahlen und schlechter Umfragewerte eine gute Taktik gebrauchen könnten. Der 53-Jährigen wird ein maßgeblicher Anteil an Trumps Wahlerfolg vor vier Jahren zugeschrieben. Die Gründerin eines Meinungsforschungsinstituts spielte eine führende Rolle in Trumps damaligem Wahlkampfteam und prägte dessen Kommunikationsstrategie wesentlich mit.

Conway ist Politologin, Juristin und Meinungsforscherin. Sie tat sich in den vergangenen Jahren unter anderem durch scharfzüngige Auftritte in den Medien hervor. Die Phrase der „alternativen Fakten“ wurde zum geflügelten Wort, ein Sinnbild für die Spaltung in den USA: Einerseits empörten sich politische Gegner über Realitätsverweigerung und verzerrte Darstellungen, andererseits gab es Rückenwind für jene, die „Mainstream-Medien“ und Mehrheitsmeinungen nicht glauben wollen.

Kellyanne Conway
AP/Pablo Martinez Monsivais
Conway im Oval Office beim Besuch von Bürgerrechtlern bei Trump

Conway hatte den Begriff gleich zu Beginn von Trumps Amtszeit im Jänner 2017 geprägt. Damals erklärte sie in der Sendung „Meet the Press“ in Zusammenhang mit der Diskussion zu den Zuschauerzahlen bei Trumps Amtseinführung, es gebe eben „alternative Fakten“. Für Ärger sorgte Conway auch, als sie 2017 öffentlich Werbung für die Modelinie von Präsidententochter Ivanka Trump machte.

Ehemann als Gegner Trumps

Während Kellyanne Conway den Präsidenten stets verteidigte, ist ihr Ehemann, der Anwalt George Conway, ein vehementer Trump-Kritiker – dabei ist er ebenfalls Republikaner. Er gründete das „Lincoln-Projekt“ mit, eine Plattform mit der erklärten Mission, „Trump und Trumpismus an der Wahlurne zu besiegen“.

Kellyanne Conway und Donald Trump
Reuters/Mike Segar
Bild von 2016: Trump und Conway feiern Trumps Wahlsieg

Der Anwalt erklärte gleichzeitig mit dem Rücktritt seiner Frau, auch er werde seine Rolle im „Lincoln-Projekt“ zurücklegen. In einer öffentlichen Fehde mit George Conway im vorigen Jahr beschimpfte Trump ihn als „Ehemann aus der Hölle“. Kellyanne Conway wird nach eigenen Angaben ihren Job im Weißen Haus zum Ende des Monats abgeben. Mit ihrem Mann sei sie sich zwar „über vieles nicht einig, aber vereint sind wir in dem, was am wichtigsten ist: den Kindern“, twitterte sie.