Temperaturmessung vor einem Covid-Test
APA/AFP/Valerie Macon
Zweitinfektion

Weitere Fälle in Niederlanden und Belgien

Ein Forschungsteam der Universität Hongkong hat am Montag mit der ersten offiziellen Dokumentation einer Coronavirus-Zweitinfektion für Aufsehen gesorgt. Nun meldeten die Niederlande und Belgien zwei ähnlich gelagerte Fälle. Bei beiden sollen sich genesene Patienten ein zweites Mal angesteckt haben.

In den Niederlanden gehe es um einen älteren Patienten mit einem schwachen Immunsystem, sagte die Virologin Marion Koopmans am Dienstag im niederländischen Radio. In Belgien soll es sich um eine junge, gesunde Patientin handeln, die nach drei Monaten erneut erkrankt sei. In beiden Fällen seien genetische Sequenzanalysen durchgeführt worden, die den einzigartigen „Fingerabdruck“ der Infektionen zeigen. Dabei hätten sich deutliche Unterschiede zwischen den Viren gezeigt, was ein Wiederaufflammen der ersten Infektion unwahrscheinlich macht.

Die niederländische Virologin sagte, sie sei nicht überrascht: „Von anderen Infektionen der Atemwege wissen wir, dass man nicht lebenslang geschützt ist, und das erwarten wir auch nicht von Covid-19.“ Nun müsse untersucht werden, ob das tatsächlich häufiger vorkomme oder ob es um Einzelfälle gehe. Der belgische Virologe Marc Van Ranst sagte, die Entdeckung sei „keine gute Nachricht“. Es bleibe nun zu hoffen, dass es sich um Ausnahmen handle und dass die Immunität bei der Mehrheit der Fälle mehr als vier Monate andauere.

Einkaufstraße in Belgien
Reuters/Francois Lenoir
Belgien wurde von der Pandemie in Europa besonders schwer getroffen

Immunantwort wird „irgendwann schwächer“

Die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl findet das Auftauchen der Fälle ebenfalls „nicht wahnsinnig überraschend“. Vor allem nach milden Verläufen könne die Immunantwort mit der Zeit wieder schwinden. In Österreich ist der Forscherin bisher kein derart gelagerter nachgewiesener Fall bekannt. Insgesamt sei nicht auszuschließen, dass es zu Wiederinfektionen komme.

„Wir sehen immer wieder, dass die Immunantwort nicht unbegrenzt weiterverläuft, sondern dass sie irgendwann schwächer wird und dann aufhört“, sagte die Wissenschaftlerin vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität (MedUni) Wien am Dienstag zur APA. Das passiere in der Regel vor allem, wenn Patienten einen milderen Verlauf der Erkrankung hatten.

Bekannt von Winter-Coronaviren

Damit es bei Coronaviren zu Wiedererkrankungen kommt, brauche es oftmals gar keine Konfrontation mit weit voneinander entfernten Erregerstämmen. Auch bei lange bekannten „normalen Winter-Coronaviren“ gebe es Patienten, die mehrere Jahre hintereinander immer wieder mitunter sogar am gleichen Stamm des Virus erkrankten, so Puchhammer-Stöckl: „Das kommt vor, und das kennen wir.“

Daher sei auch damit zu rechnen, dass in den kommenden Jahren mehr Wiederinfektionen mit SARS-CoV-2 auftreten könnten. Wie sich Antikörperlevels gegen das neue Coronavirus über die Zeit hinweg entwickeln, ist daher eine zentrale Forschungsfrage.

Vorsicht auch bei überstandener Infektion

Bei dem am Montag veröffentlichten Hongkonger Fall handelte es sich um einen 33-Jährigen, der sich im Abstand von viereinhalb Monaten infiziert habe. Beide Erkrankungsverläufe seien mild gewesen, berichteten die Forscherinnen und Forscher laut asiatischen Medien. Beim ersten Mal habe der „augenscheinlich junge und gesunde“ Mann nur leichte, beim zweiten Mal gar keine Symptome gehabt. Die zweite Infektion sei aufgefallen, als der Mann in Hongkong nach einem Urlaub in Spanien auf dem Flughafen kontrolliert wurde.

Menschen verlassen eine U-Bahn in Hongkong
Reuters/Tyrone Siu
Die Zweitinfektion des Hongkongers wurde bei einer Routinekontrolle festgestellt

Der Fall könnte nun Aufschluss über den Faktor Immunität geben und bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen helfen. Das Forschungsteam leitete davon ab, dass zumindest bei manchen Patienten und Patientinnen „Immunität nach einer natürlichen Infektion von kurzer Dauer sein kann“, der Fall könnte aber auch darauf hindeuten, dass Zweitinfektionen milder verlaufen können. Gleichzeitig wurde betont, dass es sich um einen Einzelfall handeln könnte. Es sei allerdings ein Hinweis darauf, dass auch bei überstandener Infektion Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden müssten.

In den letzten Monaten gab es wiederholt Berichte über Zweitinfektionen, diese warfen allerdings viele Fragen auf. Eine zweite Infektion konnte bisher nicht klar belegt werden, da bei Betroffenen oft auch Wochen nach überstandenen Erkrankungen Tests positiv ausfallen. Bei den nun bekannten Fällen wurden die Viren hingegen genetisch sequenziert und verglichen.