Interpol: Illegale Entsorgung von Plastikmüll hat zugenommen

Der Handel mit Plastikmüll boomt – und er findet neue Wege, seit China 2018 einen Importstopp beschlossen hat. Plastikmüllexporte würden seitdem vor allem nach Süd- und Südostasien umgeleitet und dort oftmals nicht fachgerecht entsorgt, heißt es in einem heute veröffentlichten Bericht der internationalen Polizeiorganisation Interpol.

„Sowohl in den Exportländern als auch in den aufstrebenden Importländern hat die illegale Verarbeitung von Plastikmüll zugenommen.“ Für den Bericht hat Interpol unter anderem Daten von Strafverfolgungsbehörden aus 40 Ländern ausgewertet.

Neue Zielländer überfordert

Zwischen 1992 und Jänner 2018 hatte China 45 Prozent des weltweiten Plastikmülls importiert. Viele der neuen Zielländer sind laut Interpol mit den großen Müllmengen überfordert. Die Folge sei, dass ein großer Teil der Exporte mit großer Wahrscheinlichkeit in illegalen Recyclinganlagen oder Deponien lande oder verbrannt werde.

In Vietnam werden laut den Angaben 88 Prozent des Mülls nicht fachgerecht abgefertigt. In Indien (87 Prozent) und Indonesien (83 Prozent) ist der Anteil ähnlich hoch. „Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Exportnationen möglicherweise eine künstlich hohe Recyclingrate für ihren Plastikmüll melden, während in Wahrheit weiterhin große Unsicherheiten bestehen, wie der nach Übersee verschiffte Abfall behandelt wird“, heißt es in dem Bericht.

Dominoeffekt befürchtet

Der Importanstieg in vielen Ländern hat laut Interpol zu strengeren Regulationen und Grenzkontrollen geführt. Viele asiatische Länder hätten seit 2018 verstärkt die Rückführung von illegalen Containern mit Plastikmüll verlangt.

Interpol geht daher von einem „Dominoeffekt“ und der Umleitung des Abfalls in neue südostasiatische Länder aus. Auch afrikanische und lateinamerikanische Länder könnten sich zu Importeuren entwickeln.

Die Umweltschutzorganisation WWF reagierte entsetzt auf den Bericht über die „Müllmafia“ und verlangte einen Exportstopp von Plastikmüll.