Mordanklage gegen 17-Jährigen nach Schüssen in Kenosha

Nach tödlichen Schüssen bei Protesten in der US-Stadt Kenosha ist ein zuvor festgenommener 17-Jähriger wegen zweifachen Mordes angeklagt worden. Ihm werden außerdem unter anderem ein Mordversuch und unerlaubter Waffenbesitz zur Last gelegt, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. In Kenosha waren in der Nacht auf gestern zwei Menschen getötet und einer verletzt worden.

Zumindest der Zwischenfall, bei dem eine Person erschossen und eine weitere verletzt wurde, ist auf Video festgehalten. Der 17-Jährige mit offiziellem Wohnsitz im benachbarten Bundesstaat Illinois stieß laut Augenzeugenberichten und im Netz veröffentlichten Videos zu einer Gruppe bewaffneter Zivilisten, die erklärten, Eigentum beschützen zu wollen. Er wurde am Mittwoch in Illinois festgenommen.

Mann in Rücken geschossen

Die Proteste in Kenosha waren nach Schüssen in den Rücken des 29-jährigen Afroamerikaners Jacob Blake bei einem Polizeieinsatz am Sonntag ausgebrochen. Dabei kam es auch zu Gewalt – Gebäude und Autos wurden angezündet. Blake ist im Krankenhaus bei Bewusstsein, wie sein Vater der Zeitung „Chicago Sun-Times“ sagte. Obwohl er von der Hüfte abwärts gelähmt sei, werde er mit Handschellen ans Bett gebunden, kritisierte Jacob Blake senior.

Auf einem Video von dem Polizeieinsatz ist zu sehen, wie Blake zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezückten Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen die Schüsse. In dem Auto saßen Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Ermittler: Messer in Fahrzeug

Blake habe ein Messer in seinem Fahrzeug gehabt, hatte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Wisconsin, Joshua Kaul, gesagt. Das Messer sei auf dem Boden des Innenraums auf der Fahrerseite sichergestellt worden. Der Mann habe den Polizisten zuvor „zu einem bestimmten Zeitpunkt“ gesagt, dass er ein Messer habe, sagte Kaul. In dem Auto seien keine weiteren Waffen gefunden worden. Kaul machte keine weiteren Angaben zum Ablauf des Zwischenfalls.

Die Polizisten in Kenosha tragen keine Kameras am Körper. Der von Augenzeugen auf Video festgehaltene Ablauf des Zwischenfalls hatte Vorwürfe ungerechtfertigter Polizeigewalt ausgelöst.