Ungarische Polizei an der Grenze zu Österreich
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Ab 1. September

Ungarn schließt seine Grenzen

Ungarn schließt angesichts steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus im Ausland vom 1. September an seine Grenzen für ausländische Touristinnen und Touristen. Das gab Kanzleramtsminister Gergely Gulyas am Freitag in Budapest bekannt. Ausländische Staatsbürger dürfen damit nur mit begründeter Ausnahme ungarisches Territorium betreten.

Mit der Schließung soll das Risiko der Einschleppung des Virus minimiert werden, da die Mehrheit der Infektionen auf ausländische Aufenthalte zurückzuführen sei, so Gulyas. Nach Ungarn zurückkehrende ungarische Staatsbürger wiederum müssen 14 Tage in Quarantäne bleiben, außer wenn sie zwei negative CoV-Tests aufweisen können, die in einem Abstand von zwei Tagen gemacht wurden. Transitkorridore werden gesichert, sagte Gulyas.

Die Kosten der Tests tragen die Betroffenen, da selbst das „wesentlich reichere Deutschland auch zu diesem Schema übergegangen sei“, so der Minister. Das Außenministerium in Wien wollte die Grenzschließungen in Ungarn vorerst nicht kommentieren.

Vulnerable Gruppen sollen geschützt werden

Mit den verschärften Maßnahmen soll für die Sicherheit der besonders gefährdeten betagten Menschen, der sich auf den Schulstart vorbereitenden Kinder und für das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft gesorgt werden, sagte Gulyas. Ab 1. September soll der Schulunterricht in Ungarn wieder aufgenommen werden, wobei die Lage an den Schulen und eventuelle erneute Schließungen gesondert abgewogen werden sollen. Von Feiern zum Schulbeginn solle jedenfalls Abstand genommen werden, so der Minister. Die neuen Verordnungen sollen einen Monat Gültigkeit haben und im Oktober neu behandelt werden.

Trotz Grenzschließung soll unterdessen der Fußball-UEFA-Supercup zwischen Champions-League-Sieger Bayern München und Europa-League-Sieger FC Sevilla am 24. September in der Budapester Puskas-Arena stattfinden. Laut Plan des Europäischen Fußballverbands (UEFA) erhalten beide Mannschaften jeweils 3.000 Eintrittskarten für ihre Fans. Diese dürften aber nur in Besitz von zwei negativen Tests einfliegen. Danach würden sie mit Bussen direkt zum Stadion und nach dem Spiel wieder auf dem gleichen Wege zurück zum Flugplatz gefahren, sagte der Minister.

In Ungarn mit einer Bevölkerung von rund zehn Millionen Menschen lag die Zahl der Neuinfektionen am Donnerstag bei 132 binnen 24 Stunden. Derzeit gilt Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen mit Ausnahme von Gaststätten, auch Abstände müssen eingehalten werden.

Regierungsmitglieder in Quarantäne

Zuletzt wurde auch bekannt, dass zunehmend auch Mitglieder der ungarischen rechtsnationalen Regierung in Quarantäne mussten. Einige von ihnen hatten am Samstag an einer Gartenparty teilgenommen, wo einer der Teilnehmer im Nachhinein positiv auf das Virus getestet wurde, berichteten ungarische Medien am Donnerstag.

Ungarischer Kanzleiminister Gergely Gulyas
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Einige Regierungsmitglieder, darunter Kanzleramtsminister Gulyas, mussten zuletzt wegen einer Gartenparty mit CoV-Fall in Quarantäne

Nach Gulyas und Staatssekretär Balazs Orban ist auch Justizministerin Judit Varga von der Quarantäne betroffen. Sie sei am Montag mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen, schrieb sie am Donnerstag auf Facebook. Die ersten Tests der drei fielen jedoch negativ aus. Anders im Falle des Kommunikationsdirektors der Regierungspartei FIDESZ, Istvan Hollik, dessen Test positiv war. Der Sprecher von Regierungschef Viktor Orban, Bertalan Havasi, betonte gleichzeitig auf Anfrage des Onlineportals 24.hu, der Premier sei nicht bei der Veranstaltung am Samstag gewesen.

Gulyas befand sich bis Freitag selbst in Quarantäne. Zwei im Anschluss vorgenommene Test fielen jedoch negativ aus. Justizministerin Varga sollte wiederum am 31. August beim Forum Alpbach in Tirol an einer Diskussionsveranstaltung teilnehmen.

Unmut über Urlaub von Regierungsmitgliedern

Bei einer Regierungskonferenz am 19. August hatte Gulyas angekündigt, ab Anfang September werde Ungarn strengere CoV-Einreisebestimmungen für manche Länder einführen. „Bitte urlauben Sie ab dem 1. September nicht mehr im Ausland, insbesondere nicht in südlichen Ländern“, hatte er seine Landsleute aufgefordert. Er verwies dabei auf den Schulbeginn in Ungarn an diesem Tag und die Notwendigkeit, die Infektionszahlen im Land niedrig zu halten.

Im auch bei den Ungarn sehr beliebten südlichen Urlaubsland Kroatien waren die Coronavirus-Infektionszahlen zuletzt stark angestiegen. Österreich hatte mit 17. August eine Reisewarnung für das Adria-Land eingeführt.

Weiters hatten auch die Urlaube ungarischer Politiker in Kroatien für aufsehen gesorgt: Während Regierungschef Orban trotz seiner Aufforderung an seine Landsleute, lieber am Plattensee Ferien zu machen, auf einem Segelboot in der Adria gesehen wurde, sorgte Außenminister Peter Szijjarto mit seinem Familienurlaub auf der Luxusjacht eines regierungsnahen Unternehmers für Unmut.